2021 geht Valentino Rossi in seine 26. Saison in der Motorrad-Weltmeisterschaft, die 22. davon in der Königsklasse. Am 16. Februar wird er 42 Jahre alt. Ein Alter, in dem sich viele Rennfahrer schon lange Zeit im Ruhestand befinden. Rossi aber liebäugelt weiterhin mit einer Fortsetzung seiner Karriere.

Der Vertrag mit seinem neuen Rennstall Petronas Yamaha SRT läuft vorerst nur für die Saison 2021. Eine Verlängerung ist möglich. "Valentino wird sich nach sechs oder sieben Rennen entscheiden, ob er für 2022 verlängern will. Es wird davon abhängen, wie viel Spaß es ihm macht und ob er konkurrenzfähig ist", erklärt Kumpel Uccio Salucci bei den italienischen TV-Kollegen von 'Sky Sports'.

Ähnliche Worte hatte Yamaha-Motorsportchef Lin Jarvis schon bei der Bekanntgabe des Rossi-Petronas-Yamaha-Deals im September in Barcelona gefunden: "Wir werden Mitte 2021 besprechen, ob es so weitergeht. Wenn Valentino, Petronas und wir zufrieden sind - warum nicht?" Jarvis erklärte den Einjahresvertrag zumindest offiziell nicht mit mangelndem Vertrauen in die Leistungsfähigkeit Rossis, sondern damit, dass auch der Vertrag zwischen dem Petronas-Team und Yamaha mit Ende 2021 ausläuft. Somit konnte man Rossi keine Bindung über diesen Zeitpunkt hinaus anbieten.

Fakt ist aber auch: Rossis Formkurve zeigte in den letzten Jahren steil nach unten. 2018 noch WM-Dritter, rutschte er 2019 auf den siebten Gesamtrang ab und musste sich im Vorjahr mit Platz 15 begnügen. Seine mit Abstand schlechteste Saison in der Motorrad-Weltmeisterschaft, auch wenn man Rossi zugutehalten muss, dass er aufgrund seiner Covid-Erkrankung zwei Rennen verpasste. Drei Podien in den letzten zwei Jahren sind für seine Ansprüche aber deutlich zu wenig. Das lässt sich eben so wenig schönreden wie die Tatsache, dass der Altmeister seit 2017 auf einen Rennsieg wartet.

Assen 2017: Rossis bislang letzter Sieg, Foto: Tobias Linke
Assen 2017: Rossis bislang letzter Sieg, Foto: Tobias Linke

Dass Rossi aus Marketingsicht für Yamaha und Petronas immer noch Gold wert ist, steht außer Frage. Wenn die sportlichen Erfolge ausbleiben, werden sich Hersteller und Team aber dennoch irgendwann zu einem Schlussstrich gezwungen sehen. Rossi könnte dann in die Rolle des Teamchef wechseln und seinen eigenen VR46-Rennstall an den Start bringen.

Valentino Rossis MotoGP-Team: Es ist Zeit

"Unsere Jungs aus der Academy haben sich schneller entwickelt, als wir das erwartet haben", sagt Uccio im Hinblick auf das VR46-Trio mit Franco Morbidelli, Francesco Bagnaia und Luca Marini in der MotoGP. "Es ist deshalb nun Zeit, um über ein Team in der Königsklasse nachzudenken. Bis es soweit ist, liegt aber noch ein weiter Weg vor uns, etwa was wirtschaftliche Überlegungen betrifft. Vor uns liegen entscheidende Monate. Was die Motorräder betrifft, gibt es noch keine Entscheidungen, aber Yamaha liegt uns natürlich am Herzen."

Eine schleichende Übernahme des Avintia-Teams durch Valentino Rossi hat bereits begonnen. Halbbruder Marini wird dort 2021 bereits im VR46-Design an den Start gehen. 2022 ist eine vollständige Neuausrichtung des Teams denkbar. Eben auch was das Material betrifft: Aktuell setzt man bei Avintia ja auf Ducati. Suzuki sucht aber beispielsweise nach einem zukünftigen Kundenteam und der Vertrag zwischen Petronas und Yamaha läuft wie erwähnt mit dieser Saison aus. Reichlich Möglichkeiten also für die VR46-Truppe.