Auf die MotoGP wartet in Valencia ein spannender Sonntag. Glaubt man den aktuellen Wetterprognosen, so bleibt es Sonntag auf rund um den Circuito Ricardo Tormo staubtrocken. Somit würden die Karten für alle Fahrer komplett neu gemischt und alle Erkenntnisse der bisherigen fünf Sessions wären null und nichtig.

WM-Leader Joan Mir brachte es nach dem Qualifying auf den Punkt: "Niemand kennt das Verhalten seines Motorrads im Trockenen. Daher wird morgen ein sehr schwieriger Tag. Im Warm-Up geht es um Reifen, um das Setup - einfach um alles. Normalerweise ist das gut für mich, weil ich mich sehr schnell an Gegebenheiten anpassen kann."

Im Vergleich zu seinen direkten Verfolgern in der Gesamtwertung geht Mir mit einem Startvorteil in das Rennen: Der Suzuki-Pilot konnte Startplatz 5 erobern, während Franco Morbidelli nur auf P9 landete, Fabio Quartararo auf P11 und Maverick Vinales aus der Boxengasse starten muss. Die drei Yamaha-Asse sind die einzigen MotoGP-Fahrer, die ihn in Valencia an der Spitze ablösen könnten.

Entsprechend nervös sind Mirs Verfolger ob der kurzen Zeit, die am Sonntag für die Renneinstellung der Motorräder bleibt. So gestand Morbidelli nach dem Qualifying: "Ich habe keine Ahnung, was morgen zu tun ist. Ich werde im Warm-Up jene Reifen aufziehen, die Ramon (Forcada; legendärer Crewchief) für richtig erachtet und dann abwarten, wie es läuft."

Mir-Verfolger ratlos

"Mit so wenig Daten den richtigen Reifen für das Rennen zu finden ist im Grunde ein Glücksspiel", ist sich Morbidelli sicher. Teamkollege Quartararo gestand: "Ich stehe ein bisschen unter Druck, weil ich von so weit hinten starte. Für mich ist die geringe Zeit für die Erarbeitung des Setup aber kein Problem. Ich starte von Null und habe nichts mehr zu verlieren."

Maverick Vinales, der bereits am Freitag nach dem Einbau seines sechsten Motors der laufenden Saison über seine Strafe Bescheid wusste, macht sich keine Hoffnungen, die 20 Minuten des Warm-Ups sinnvoll nutzen zu können: "Ich habe große Bedenken, da der Grip ziemlich gering sein dürfte. Ich habe hier ohnehin schon große Probleme und wenig Grip macht unsere Arbeit nur noch schwerer."

Gefahr um die vordersten Plätze dürfte für Mir, der fünf der letzten sechs MotoGP-Rennen auf dem Podest beenden konnte, daher eher von anderen Fahrern als der Yamaha-Armada ausgehen. So setzt etwa Polesitter Pol Espargaro, der nur noch drei Rennen auf KTM hat bevor er auf die unberechenbare Repsol Honda wechseln muss, auf volle Attacke.

"Ich muss auf Alles oder Nichts fahren. Es gibt nur noch drei Rennen und wenn ich alle mit sehr guten Ergebnissen abschließe, komme ich in der Gesamtwertung noch gut davon. Daher muss ich in allen verbleibenden Läufen volles Risiko nehmen", sagte der Katalane, dessen Titelchancen mit 47 Punkten Rückstand zumindest rechnerisch noch bestehen.