Maverick Vinales wird am Sonntag aus der Boxengasse starten. Der Yamaha-Pilot musste im 2. Training zum Europa-GP in Valencia seinen sechsten Motor in der laufenden Saison in eines seiner Motorräder einbauen lassen. Da das Kontingent für 2020 aber nur fünf Motoren beträgt, zieht das die entsprechende Sanktion nach sich.

MotoGP-Talk: Verwirrspiel um Strafe für Yamaha (28:48 Min.)

Die Offiziellen informierten bereits während der Session über eine Einblendung im Live-TV-Bild über den Verstoß, der sich in den vergangenen Wochen bereits angebahnt hatte. So ergab eine Analyse von Motorsport-Magazin nach dem zweiten Aragon-Rennen, dass die beiden in Aragon eingesetzten Motoren jeweils weit über 30 Trainings, sechs bzw. sieben Qualifyings sowie je fünf Rennen auf dem Konto hatten.

Motorstrafe absehbar

Einen Motor verlor Vinales durch einen Defekt bereits am Auftaktwochenende von Jerez, das zweite Aggregat vom Auftakt darf aufgrund des Verstoßes gegen das Technische Reglement durch Yamaha nicht mehr eingesetzt werden. Somit hatte Vinales für die letzten drei Rennen der MotoGP-Saison nur noch einen Motor mit geringer Laufleistung zur Verfügung. Der Einsatz eines sechsten Aggregats war somit absehbar.

Das gab auch Yamaha-Teamchef Massimo Meregalli am Freitag im offiziellen Livestream der MotoGP zu: "Wir konnten die Motoren bislang gut managen, aber nun war klar, dass wir mit dem Kontingent nicht auskommen. Wir entschuldigen uns bei unserem Fahrer, der um die WM kämpft."

Für die Titelhoffnungen von Vinales ist der Start aus der Boxengasse ein herber Rückschlag. Aktuell liegt er 19 Punkte hinter WM-Leader Joan Mir an der 3. Position der Meisterschaft. Gegen 17.20 Uhr lud Vinales zu einem Videocall mit Journalisten, wo er seiner Verzweiflung über die aktuelle Situation freien Lauf ließ.

Vinales will kein Risiko gehen

"Mir sind schon in Aragon die Motoren ausgegangen. Ich konnte dort in den Trainings jeweils nur wenige Runden fahren. Im Grunde habe ich mit lediglich zwei Motoren die gesamt Saison bestritten", so Vinales.

"Ich hätte es auch hier mit dem fünften Motor riskieren können und im Rennen darauf hoffen, dass ich nicht plötzlich stehenbleibe oder Öl auf der Strecke verteile. Aber das war mir zu riskant - auch bezüglich der Sicherheit für die anderen Fahrer."

Den Katalanen ereilte am Freitag eine weitere Hiobsbotschaft. Eine Person aus seinem unmittelbaren Arbeitsumfeld wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Aufgrund der undurchsichtigen Corona-Protokolle war lange Zeit unklar, ob sich das auf seinen weiteren Start an diesem Wochenende auswirken würde. "Ich habe keine Ahnung, was jetzt passiert", gestand er ernüchtert.

"Ich habe heute Morgen einen PCR-Test gemacht und muss nun abwarten. Was soll denn noch alles passieren? Vielleicht schicken sie mich ja einfach nach Hause", nahm Vinales seine Situation mit Galgenhumor und übte sich abschließend in Zweckoptimismus: "Vielleicht erwische ich am Sonntag ja einen ganz besonderen Tag. Und die Konkurrenz ist ja auch nicht vor eigenen Fehlern gefeit."

Vinales entgeht Corona-Sperre

Einer Corona-Sperre ist er immerhin entgangen, wie Yamaha spät am Freitagabend in einer Presseaussendung bestätigte. Demnach werden insgesamt fünf Teammitglieder, unter anderem auch Teamdirektor Massimo Meregalli, an beiden Valencia-Wochenenden ausfallen. Einer von Vinales' Crewmitgliedern wurde am Freitag positiv auf COVID-19 getestet. Daraufhin verließ die betreffende Person die Strecke sofort und befindet sich im Moment in Selbstisolation, wie es das MotoGP-Protokoll fordert.

Damit jedoch noch nicht genug. Yamaha-intern entschied man sich, vier weitere Teammitglieder, die zwar negativ getestet wurden, aber einem erhöhten Ansteckungs-Risiko ausgesetzt waren, bis Montag, den 16. November, in Quarantäne zu schicken. Dazu zählt auch Teamdirektor Meregalli. Vinales und Rossi hingegen sind nicht in Gefahr, ebenso wenig alle anderen Team-Mitglieder, versicherte der japanische Hersteller in der Pressemitteilung. Die in Quarantäne befindlichen Crew-Mitglieder werden aus der Selbstisolation weiter in engen Kontakt mit Fahrern und Team stehen und so gut ihren Aufgaben nachkommen, wie es geht. Ersetzt wird keiner von ihnen, weder an diesem Wochenende, noch nächste Woche.