"Vielleicht war ich heute einfach das Problem, denn für mich hat sich alles komisch angefühlt", grübelt Andrea Dovizioso im Media Debrief am ersten Trainingstag in Misano. Die Auftakt-Sessions an der Adria sind für den Ducati-Piloten nicht gerade nach Plan verlaufen. Dovizioso mutmaßt über die Gründe:

Das erste Training am Freitagmorgen beendete der 34-Jährige nur als 14., am Nachmittag landete er im FP2 immerhin auf Rang elf. Diesen Platz belegt Dovizioso auch in der kombinierten Wertung des ersten Trainingstages - und würde damit nach aktuellem Stand nicht direkt im Q2 sein. Keine guten Voraussetzungen, geht es für Dovizioso doch auch 2020 einmal mehr um den WM-Titel.

Eigentlich sollte die Abwesenheit von Marc Marquez ein Vorteil für ihn sein, doch jetzt kämpft der Ducati-Pilot ausgerechnet beim Heimrennen in Misano schon am ersten GP-Tag mit sich und seinem Bike. Dabei sieht er die Schuld vor allem bei sich, weniger bei der Desmosedici GP. "Heute hat sich einfach alles komisch angefühlt. Es war, als würde ich auf einem komplett anderen Bike sitzen", so der Italiener.

Zwar lobt Dovizioso den jetzt vorhandenen Grip nach der Neuasphaltierung in Misano, er hat aber auch einiges auszusetzen. "Die Strecke ist komplett anders. Wir haben viel Grip, was gut ist. Aber es gibt sehr viele Bodenwellen und damit hatte ich Probleme." Mit diesen Klagen ist er nicht alleine, Petronas-Pilot Fabio Quartararo verglich das Fahren auf dem neuasphaltierten World Circuit Marco Simoncelli sogar mit einer Motocross-Strecke.

Neben den ungewohnten Voraussetzungen in Misano war es aber vor allem die Technik, die Dovizioso am Freitag das Leben schwer machte. Bereits am Vormittag entdeckte der Italiener bei der Einfahrt in die Box ein Problem auf seinem Dashboard. Dovizioso verlor viel Zeit, die er in der Box warten musste, bis seine Crew das Problem behoben hatte. Am Nachmittag folgten ähnliche Szenen, auch wenn die Wartezeit für den Ducati-Piloten dort nicht ganz so lang war.

Diese Probleme machen Dovizioso jetzt aber keine Sorgen mehr, denn das Team hat die Ursache für den technischen Defekt ausfindig machen und beheben können. Rückblickend kann der WM-Zweite sogar fast darüber lachen. "Meiner Meinung nach ist an unseren Bikes viel zu viel Elektronik angebaut, da kann so ein Fehler schon mal passieren", grinst er am Ende des Tages in seinem Debrief. "Es war keine große Sache, aber wir wollten es trotzdem gleich beheben, anstatt so auf die Strecke zu gehen und ein Risiko einzugehen."

Im Großen und Ganzen war es einfach kein idealer Tag für Dovizioso, wie er zugibt: "Ich habe in den Daten gesehen, dass ich viele Dinge nicht besonders gut hingekriegt habe und einfach nicht flüssig und anständig gefahren bin. Mein Gefühl ist nicht perfekt und ich weiß nicht richtig, weshalb das so ist."

Ein möglicher Schwierigkeitsfaktor könnten einmal mehr die Reifen sein. Bereits in den letzten Rennen beschwerte sich der Ducati-Pilot über die Michelin-Pneus und in Misano hat sich seine Lage nicht verbessert. "Die Situation mit den Hinterreifen ist bei jedem Rennen anders und ziemlich schwierig", versucht er zu erklären. "Man kann sich nie auf eine Neuerung verlassen oder sich anpassen, weil mit jeder Strecke das Gefühl komplett anders ist. Das macht es fast unmöglich, sich zu verbessern, weil man immer wieder anderen Bedingungen ausgesetzt ist."

Trotz aller Probleme glaubt Dovizioso aber fest daran, dass er sich im Laufe des Wochenendes noch steigern kann. Und daran, dass die Tagesausbeute am Freitag gar nicht so schlecht war. "Meine Rundenzeit war heute in Ordnung, denn ich wurde auf meiner schnellen Runde sogar noch aufgehalten. Aber mein Gefühl war heute viel schlechter als meine Rundenzeit, das ist auf jeden Fall gut", sagt er.

Vor allem die von Testpilot Michele Pirro beim Misano-Test in der vergangenen Woche gesammelten Daten machen Dovizioso Hoffnung: "Ich denke, ich werde noch viel schneller werden, denn ich muss meine Art zu fahren nicht groß umstellen. Wir haben viele Daten vom Test, was positiv ist. Wir fangen gerade erst an, uns zu verbessern."