Der dreitägige MotoGP-Wintertest in Sepang ist vorüber. Neben vielen neuen Teilen und unterschiedlichen Setup-Varianten war das gesamte Starterfeld vor allem daran interessiert, die neuen Reifen aus dem Hause Michelin einem Härtetest zu unterziehen. Dort entschied man sich für die Saison 2020 zu einer neuen Konstruktion, die mehr Performance bringen soll.

Nach dem ersten Kräftemessen in Sepang scheint es so, als würde dieser Reifentyp machen Herstellern mehr Vorteile bringen als anderen. Vor allem die Vertreter mit Reihen-Vierzylinder, also Suzuki und Yamaha, die in den vergangenen Jahren kaum einen Stich gegen die V4-Raketen von Honda oder Ducati machten, zeigten groß auf. Die Suzuki-Einsatzfahrer landeten in den Ergebnislisten der drei Tag durchschnittlich auf P6, Yamaha kam auf einen Wert von 6,5, Aprilia (ohne den gesperrten Andrea Iannone) auf 9, Ducati lag selbst ohne die weniger konkurrenzfähigen Avintia-Fahrer bei 10,25, Honda nur bei 12,83 und KTM bei 15,67.

Eine Rechnung, die wie immer bei Testfahrten natürlich bei weitem nicht die ganze Wahrheit widerspiegelt, aber doch ein Indikator für die Kompatibilität der neuen Michelin-Slicks mit den einzelnen Fabrikaten sein könnte. "Die Art, wie der neue Reifen funktioniert, ist etwas eigenartig", klagte Ducati-Star Andrea Dovizioso. "Man hat damit mehr Grip am Hinterrad, wodurch das Motorrad am Eingang leichter untersteuert. Bei maximaler Schräglage verliert man den Grip dann leicht, aber beim Hinausbeschleunigen hat man wieder jede Menge Traktion. Diesen Übergang zu schaffen, ist nicht einfach."

Dovizioso sieht Vorteile für Yamaha und Suzuki

Genau das sei die Stärke von Suzuki und Yamaha, so Dovizioso: "Ich denke, dass der Reifen den Motorrädern mit höherem Kurvenspeed mehr helfen wird." Zustimmung kam von Teamkollege Danilo Petrucci. "Vinales ist mit diesem Reifen sehr, sehr schnell. Auch Rins und Mir waren richtig flott. Natürlich Quartararo und Morbidelli. Rossi auch. Ich denke, alle Yamahas und Suzukis. Und wie immer Marc", fand er mit Weltmeister Marc Marquez eine Ausnahme.

Die Ducatis kämpfen noch mit der Umstellung, Foto: gp-photo.de / Ronny Lekl
Die Ducatis kämpfen noch mit der Umstellung, Foto: gp-photo.de / Ronny Lekl

Die Aussagen, die an den drei Testtagen aus den Lagern von Yamaha und Suzuki zu hören waren, bestätigen die Theorie der Ducati-Piloten. "Die neuen Reifen sind ganz anders, aber ich damit über eine Runde schnell und auch der Rhythmus ist gut", attestierte etwa Maverick Vinales. Alex Rins freute sich am letzten Tag über Zugewinne auf eine schnelle Runde sowie einen Longrun: "Ich bin mit den neuen Reifen zwei kleine Rennsimulationen gefahren. Die Pace war wirklich gut und ich konnte auch meine bisherige Rundenzeit verbessern. Es war ein sehr positiver Test."

Katar-Test als nächste Standortbestimmung

Klar ist, dass der erste Test eine Momentaufnahme war. Nach drei Tagen große Aufschlüsse im Hinblick auf die Saison 2020 zu ziehen, wäre verfrüht. Die Verhältnisse in Sepang mit hohen Temperaturen und viel Gummi auf der Strecke waren ideal und sind so im Laufe des Jahres sicher nicht an jedem Rennwochenende vorzufinden. In zwei Wochen werden am Losail International Circuit bereits deutlich andere Bedingungen herrschen. Dann wird sich ein klareres Bild erkennen lassen.