Eddie, vier Jahre lang haben wir dich kein MotoGP-Rennen kommentieren hören. Jetzt bist du zurück. Wie fällt dein Resümee nach den ersten Wochenenden aus?
Eddie Mielke: Es hat wie immer sehr viel Spaß gemacht. Natürlich ist es etwas ungewohnt, in München in der Kabine zu sitzen, aber Dank unserer Experten wie Sandro Cortese oder Max Neukirchner hat es sich fast wie früher angefühlt. Es ist ein bisschen wie, wenn man nach einem langen Winter sein Motorrad wieder aus der Garage holt und losfährt. Ich habe mich sehr schnell wieder wohlgefühlt.

Und wie fiel das Feedback der Zuseher aus?
Eddie Mielke: Erstaunlich gut! Es war durchaus positiv. Durch die Re-Live-Option nutzen auch viele Fahrer und Teammitglieder unser Angebot und sehen sich die Rennen in der Woche danach noch einmal auf DAZN an. Das freut mich natürlich.

Du hast zu Beginn die Tatsache angesprochen, dass ihr alle Rennen aus dem Studio in München und nicht direkt von der Strecke kommentiert. Was bedeutet das für deine Arbeit?
Eddie Mielke: Es verändert schon einiges. Man muss vorher viel mehr abfragen und erklären. Zum Glück stimmen aber die meisten Telefonnummern und E-Mail-Adressen aus dem Fahrerlager noch. Die Unterstützung aus dem Paddock ist wirklich sehr gut, egal ob sie von der Dorna, den Fahrern, Technikern oder Teammanagern kommt. Wenn man sich wirklich damit auseinandersetzt, klappt das sehr gut. Es ist aber natürlich wesentlich arbeitsintensiver, wenn man im Vorfeld diese Infos einsammeln muss, die man vor Ort im Pressezentrum auf dem Präsentierteller serviert bekommt. Das ist der größte Unterschied.

Der Rest läuft also ähnlich ab wie an der Rennstrecke?
Eddie Mielke: DAZN ist es tatsächlich gelungen, ein sehr gutes Live-Timing einzurichten, dass sich nicht groß von dem an der Strecke unterscheidet. Wir sehen Sektorzeiten, Topspeeds und eben alle Infos die man braucht, um anständig kommentieren zu können. Atmo (Von den Mikrofonen vor Ort aufgenommene Umgebungsgeräusch, Anm.) hat man auch, also ist der Unterschied gar nicht so groß, sobald das Headset auf ist.

In den vergangenen Jahren war Mielke etwa als Streckensprecher am Sachsenring oder in Sepang im Einsatz, Foto: Tobias Linke
In den vergangenen Jahren war Mielke etwa als Streckensprecher am Sachsenring oder in Sepang im Einsatz, Foto: Tobias Linke

Ihr steht natürlich schon in einem gewissen Konkurrenzverhältnis zu ServusTV und auch zum englischsprachigen Originalstream der Dorna. Wo siehst du im Vergleich die Stärken eures Produkts?
Eddie Mielke: Man muss natürlich schon sagen, dass es ein ganz anderer Ansatz ist, wenn man mit einem großen Fernsehsender im Rücken an den Start geht, so wie es die Kollegen bei ServusTV machen. Wir verfolgen ein anderes Konzept, ich würde es mal "MotoGP pur" nennen - ohne Werbeunterbrechungen!

Was den Vergleich mit dem Dorna-Stream betrifft, darf man nicht vergessen, dass nicht jeder deutschsprachige MotoGP-Fan richtig gut Englisch kann. Da kommen wir ins Spiel und versuchen, mit deutschem Kommentar alle Infos rüberzubringen.

Mit Sandro Cortese, Max Neukirchner oder Florian Alt ist es euch auch gelungen, richtig gute Experten zu engagieren.
Eddie Mielke: Definitiv. Alle drei sind ehemalige Piloten in der Motorrad-Weltmeisterschaft, da gibt es in Deutschland nicht so viele. Sie kennen sich wirklich alle sehr gut aus und haben super Kontakte ins Fahrerlager.

Sandro Cortese ist als Experte für DAZN im Einsatz, Foto: Yamaha
Sandro Cortese ist als Experte für DAZN im Einsatz, Foto: Yamaha

Ihr seid aber gezwungen, die Experten relativ oft zu wechseln, da allesamt auch andere Verpflichtungen haben.
Eddie Mielke: Ja, das Projekt ist eben sehr kurzfristig entstanden. Da ist es normal, dass die betreffenden Personen auch andere Dinge zu tun haben. Sandro Cortese fährt in der Superbike-WM, Florian Alt in der Langstrecken-WM und Max Neukirchner arbeitet dort als Teamchef und Ersatzfahrer. Da muss man natürlich etwas flexibel reagieren.

Du selbst musst ja ebenfalls an einigen Wochenenden passen, da du die DTM auf Sat.1 kommentierst. Ist es schwierig, das unter einen Hut zu bringen?
Eddie Mielke: Wenn ich nicht gerade live auf Sendung bin, habe ich die Möglichkeit, über DAZN die Sessions am Tablet zu verfolgen. Da kann ich also auch in Hockenheim verfolgen, was sich bei der MotoGP in Jerez tut. Die DTM hat dann aber natürlich Vorrang und ich hole viel am Abend nach. Für einen Kommentator ist es aber glaube ich nicht schlecht, zwölf MotoGP-, zehn DTM- und vier IDM-Rennwochenenden in einem Jahr zu kommentieren. Mein Terminkalender ist ziemlich voll, aber es macht wirklich Spaß!