Unglaublich, aber wahr: Marc Marquez hat seit fast zwei Monaten kein MotoGP-Rennen mehr gewonnen. Sein letzter Sieg datiert vom 15. Juli auf dem Sachsenring, seiner absoluten Paradestrecke im Kalender der Motorrad-Weltmeisterschaft. Seither musste er in den drei Grands Prix von Tschechien, Österreich und San Marino - das Rennen in Silverstone musste ja abgesagt werden - jedes Mal mindestens einem Ducati-Piloten den Vortritt lassen.

Am Sonntag in Misano gewann Andrea Dovizioso. Und hätte Jorge Lorenzo seine Desmosedici GP18 nicht in der vorletzten Runde in den Kies geworfen - es wäre wohl ein Doppelsieg für Ducati geworden. "Gegen die Ducatis zu kämpfen, ist eine eigene Welt", musste ein sichtlich ausgelaugter Marquez nach dem Rennen feststellen.

Marquez kann Honda-Stärke kaum ausspielen

Die GP18 beschleunigt deutlich besser als jedes andere Motorrad im Feld, auch beim Topspeed sind die Maschinen aus Borgo Panigale unerreicht. Marquez kann mit seiner Honda lediglich in der Kurvenmitte und beim Anbremsen Boden gutmachen. Der Vorteil in den Kurven wurde ihm durch die hohen Temperaturen - 41 Grad am Asphalt war der höchste Wert des gesamten Wochenendes - aber fast völlig genommen. "Im Warm Up war ich schnell, aber im Rennen war es deutlich warmer und somit war der Grip schlechter. Dadurch konnte ich weniger Kurvengeschwindigkeit mitnehmen und unser Rückstand in den Beschleunigungsphasen war noch größer", erklärte Marquez.

Somit musste Marquez in den Anbremszonen voll attackieren: "Ich habe in den ersten Runden, als ich den Ducatis gefolgt bin, versucht, aggressiv zu sein, aber sie hatten einfach einen Vorteil. Vor allem Dovi ist absolut perfekt gefahren. Ich habe beim Beschleunigen viel verloren und versucht, alles wieder auf der Bremse gutzumachen. So 27 Runden zu fahren, ist aber extrem schwierig. Ich war am Limit und habe teilweise sogar zu viel gepusht."

Dauerhaft konnte sich Marquez nicht vor den Ducatis halten, Foto: Repsol
Dauerhaft konnte sich Marquez nicht vor den Ducatis halten, Foto: Repsol

Marquez baut WM-Führung aus

Am Ende konnte Marquez, auch dank des Sturzes von Jorge Lorenzo, mit Rang zwei Schadensbegrenzung betreiben. Er verlor nur fünf Punkte auf Dovizioso und baute die WM-Führung sogar aus, weil sein vor Misano erster Verfolger Valentino Rossi als Siebter erneut enttäuschte. "Ich bin zufrieden, denn vor Misano hatte ich in der Weltmeisterschaft 59 Punkte Vorsprung und jetzt 67. Wenn man gar nicht gewinnen muss, um den Abstand zu vergrößern, ist das natürlich ideal", hatte Marquez leicht lachen.

Dem amtierenden und in absehbarer Zeit wohl auch neuen Weltmeister ist aber klar, dass er sich glücklich schätzen kann, erst im späteren Verlauf der Saison mit derart starken Ducatis konfrontiert zu sein. "Zum Glück sind sie erst in der zweiten Jahreshälfte so stark geworden. Wir haben jetzt 67 Punkte Vorsprung, die wir nur verwalten müssen. Wenn sie uns in jedem Rennen fünf Punkte abnehmen, ist das überhaupt kein Problem", gibt er die Marschrichtung für die verbleibenden Rennen vor.