Am Donnerstag machte ein Interview mit Marc Marquez die Runde durch die internationalen Medien, in dem er sich ein Ende des Zwists mit seinem Rivalen Valentino Rossi wünscht. "Ich würde gerne Frieden mit Valentino schließen. Ich habe kein Problem mit ihm", erklärte er im Gespräch mit 'Sky Sport Italia'. "Vor den Vorfällen in Argentinien war alles viel ruhiger. Leider habe ich dort einen Fehler gemacht und zu allem Überfluss auch noch mit Valentino. Ich habe danach auch versucht, mich zu entschuldigen."

In der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz am Donnerstag in Misano, in der Marquez und Rossi als Erster und Zweiter der Gesamtwertung direkt nebeneinander im Zentrum des Podiums teilnahmen, wurde Rossi auf Marquez' Friedensangebot angesprochen. "Ich habe seine Aussagen gehört und weiß nicht, was ich darüber denken soll. Für mich klingt das alles etwas komisch", gab sich Rossi kryptisch. "In Wirklichkeit haben wir kein Problem miteinander, also weiß ich nicht, warum wir jetzt Frieden schließen müssen. Für mich ist alles okay."

Nach drei Fragen zu anderen Angelegenheiten wurde das Gespräch von einem spanischen Journalistenkollegen wieder auf das Thema Rossi vs. Marquez gelenkt. "Valentino, wenn es schon nicht nötig ist, Frieden mit Marc zu schließen, kannst du ihm dann wenigstens so wie in der Vergangenheit die Hand geben?", lautete die Frage in Anspielung an den versöhnlichen Handschlag von Barcelona 2016, der die erste Eiszeit zwischen Rossi und Marquez beendete. Die Fortsetzung der Frage war an Marquez gerichtet: "Marc, wie denkst du über die Worte von Valentino zuvor?"

Marquez reicht Rossi die Hand

Marquez ergriff das Wort - der in der Weltmeisterschaft besser platzierte Fahrer antwortet traditionell zuerst. "Für mich ist das natürlich schön wenn wir kein Problem und ich habe dementsprechend auch kein Problem, Valentino hier die Hand zu schütteln", sagte Marquez, wandte sich zu Rossi hin und streckte ihm die Hand entgegen. Doch Rossi lächelte nur und schüttelte den Kopf, der Handschlag blieb aus.

Seit der Kollision von Argentinien herrscht zwischen Rossi und Marquez wieder Eiszeit, Foto: MotoGP
Seit der Kollision von Argentinien herrscht zwischen Rossi und Marquez wieder Eiszeit, Foto: MotoGP

Marquez wirkte etwas ratlos, ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. "Ich meine... Dann ist es eben so. Was soll ich noch sagen? Es ist jetzt schon das zweite Mal", hielt er fest und erinnerte damit an die Situation nach der Kollision mit Rossi in Argentinien, als Marquez zur Yamaha-Box gekommen war um sich zu entschuldigen, dort aber samt Entourage in Form von Repsol-Honda-Teamchef Alberto Puig und Manager Emilio Alzamora von Rossi-Freund 'Uccio' verscheucht wurde. "Ich werde auf jeden Fall gleich weiterfahren", beendete Marquez seine Ausführungen.

Rossi: Meine Entscheidung, Marquez' Hand zu schütteln

Rossis Antwort war größtenteils eine Wiederholung seiner vorangegangenen Worte: "Wir müssen uns nicht die Hände schütteln. Alles ist okay. Wir haben kein Problem." Nach dem Ende der auf Englisch geführten Pressekonferenz unterhalten sich die Fahrer traditionell in ihrer Muttersprachen mit den jeweiligen Journalisten. Rossi erklärte seine Entscheidung, Marquez nicht die Hand zu schütteln, der italienischen Presse. "Vielleicht hat es der Papst gemacht, aber ich wollte es nicht", spielte Rossi auf den Vatikan-Besuch Marquez' am Mittwoch an. "Es ist meine Entscheidung, richtig? Es sollte aber ohnehin keine große Sache sein. Unser persönliches Verhältnis ist nicht wichtig. Das geht alleine uns etwas an. Wir sind zwei Fahrer die gegeneinander kämpfen und das Wichtigste ist, ruhig zu bleiben und unseren Job gut zu machen. Über solche Dinge zu reden, ist für mich nur Zeitverschwendung."

Die Spannung zwischen Rossi und Marquez ist spürbar, Foto: Tobias Linke
Die Spannung zwischen Rossi und Marquez ist spürbar, Foto: Tobias Linke

Marquez wandte sich seinerseits an die spanischen Medienvertreter. Die erste Frage an ihn: "Hat Valentino dir schon einmal einen Handschlag verweigert?" Marquez Antwort: "Nein. Also zumindest nicht, wenn Uccio nicht zwischen uns stand." Weiter wollte sich der Repsol-Honda-Pilot mit dem Thema gar nicht beschäftigen: "Das Leben geht weiter. Ich bin glücklich, fahre gut und führe die Weltmeisterschaft mit 59 Punkten Vorsprung an."

Lorenzo: Fehler von Rossi und Marquez

Jorge Lorenzo, der in der Pressekonferenz direkt neben Marquez saß und die Situation somit aus nächster Nähe beobachten konnte, äußerte im Anschluss Kritik an beiden beteiligten Piloten: "Meiner Meinung nach sind beide im Unrecht. Valentino, weil er Marc nicht die Hand geschüttelt hat. Er ist zu stolz und benimmt sich wie ein kleines Kind. Er hätte die Chance gehabt, seinen Fans zu sagen, dass sie andere Fahrer nicht ausbuhen sollen, denn das hat niemand verdient. Und Marcs Fehler ist, dass er sich zu sehr darum kümmert, was Valentino macht, anstatt sich auf sich selbst zu konzentrieren. Wenn er nicht 'Hallo' sagen oder die Hände schütteln will, dann ist das ebenso."