Einen verletzten MotoGP-Piloten zu ersetzen, ist keine einfache Aufgabe. Das musste jüngst KTM feststellen, als Pol Espargaro für das Silverstone-Wochenende passen musste und auch Testfahrer Mika Kallio außer Gefecht war. Der österreichische Hersteller ließ sich lange Zeit mit der Entscheidung und verwies darauf, aus Sicherheitsgründen keinen unerfahrenen Mann auf die MotoGP-Maschine setzen zu wollen. Schließlich fand man mit Loris Baz einen Fahrer mit ausreichend Erfahrung in der Königsklasse.

Genau das, wovor man bei KTM zurückscheute, macht nun das Ducati-Kundenteam Avintia Racing. Tito Rabat ist nach seiner schlimmen Verletzung aus Silverstone in Misano noch nicht einsatzfähig, ersetzt wird er durch den 22-jährigen Franzosen Christophe Ponsson.

Dieser hat in der Motorrad-WM bislang noch kein Rennen bestritten und war auf Top-Niveau nur in der Superbike-WM unterwegs. 2015 bestritt er dort im Alter von 19 Jahren seine einzige Saison und holte auf einer Kawasaki für die italienischen Kundenteams Grillini und Pedercini in 26 Rennen 18 Punkte. Zuvor war er in der Superstock 1000 und Superstock 600 unterwegs, konnte aber auch dort keinen einzigen Podestplatz holen. Aktuell fährt Christophe Ponsson in der französischen und spanischen Superbike-Meisterschaft, wo er allerdings regelmäßig um Podiumsplatzierungen kämpft.

Es wird befürchtet, dass Ponsson den Speed seiner MotoGP-Kollegen in Misano bei weitem nicht mitgehen können und so zu einer Art fahrenden Schikane wird. Als Marc Marquez und Valentino Rossi am Donnerstag in der Pressekonferenz auf den Ersatzpiloten angesprochen wurden, mussten sie zuerst nachfragen, um wen es sich dabei überhaupt handelt.

2015 war Ponsson zuletzt auf einer WM-Bühne zu sehen, Foto: Kawasaki
2015 war Ponsson zuletzt auf einer WM-Bühne zu sehen, Foto: Kawasaki

Marquez und Rossi fürchten Sicherheitsrisiko

"Ich kenne ihn nicht", gestand Marquez. "Wir haben aber schon in der Vergangenheit klar festgestellt, dass man für einen MotoGP-Einsatz über ein gewisses Niveau oder eine dementsprechende Karriere verfügen sollte. Nur in die MotoGP zu kommen, weil man Geld hat, ist sicher nicht der richtige Weg. Das hier ist die beste Motorradmeisterschaft der Welt, da ist so etwas nicht sicher. So lange wir seine Ergebnisse nicht kennen, kann man aber nichts sagen."

Ähnlich sah Routinier Rossi die Situation: "Ich weiß auch nicht, wer er ist. Vielleicht fährt er ja gut und schnell. An einem Rennwochenende zum ersten Mal ein MotoGP-Bike zu fahren, ist aber keine gute Idee. Man muss sich erst an die Bremsen oder die Reifen gewöhnen. Sehr sicher ist das also wohl nicht. Wir anderen Fahrer müssen aufpassen." Möglicherweise müsse man über das Thema am Freitagabend im traditionellen Meeting der Safety Commission darüber diskutieren. "Vielleicht werden wir es ansprechen. Jetzt wissen wir aber noch nichts", gab auch Rossi dem MotoGP-Rookie eine Chance, sich zu bewähren.