Das Yamaha-Werksteam um Valentino Rossi und Maverick Vinales möchte den Österreich-GP der MotoGP in Spielberg wohl so schnell wie möglich abhaken. Das Rennen auf dem Red Bull Ring offenbarte die Misere, in der die Truppe in der Saison 2017 steckt. Sind die Bedingungen nicht optimal, fällt die Leistung im Vergleich zur direkten Konkurrenz von Repsol Honda und Ducati an. Drei Baustellen gibt es bei Yamaha:

Problemfeld 1: Die Reifenabnutzung

Das Problem ist für Yamaha in der MotoGP-Saison 2017 längst kein neues mehr: Muss der harte Hinterreifen verwendet werden, geraten Rossi und Vinales in arge Probleme. Kommt dann noch extreme Hitze dazu wie etwa in Jerez oder Barcelona, potenzieren sich die Schwierigkeiten dann nochmals. Bis zum Lauf in Österreich konnte man das allerdings zumindest stellenweise beheben, wie Rossi anmerkt: "Jerez und Barcelona war ich schon von der ersten Runde an nicht stark. Ich hatte viel Untersteuern, auch im Vergleich zu den anderen Bikes. Da haben wir uns aber verbessert, denn in den ersten zehn Runden war die Pace gut. Die Reifenabnutzung aber ist geblieben."

Mit einem ziemlich abgenutzten Hinterreifen fiel Rossi dann nahezu wehrlos ans Ende der Spitzengruppe zurück. Der Kampf um den Sieg war von da an gelaufen für den Doktor. "Nach etwa zwölf Runden hat der Reifen extrem abgebaut, und ab da wurde es schwierig. Leider musste ich Tempo rausnehmen. In den letzten Runden hatte ich arge Schwierigkeiten. Wir müssen weiter arbeiten, denn wir beanspruchen den Hinterreifen zu sehr", so Rossi.

Problemfeld 2: Die Beschleunigung

Mit den Abnutzungs-Problemen am Heck geht auch ein Manko in den Beschleunigungszonen einher. Beim Herauskommen aus den Kurven - in den letzten Jahren eigentlich die Achillesferse der Honda - verlieren Rossi und Vinales überproportional viel Zeit. "Wir hatten beim Hinterreifen viel Pech, er ist enorm herumgerutscht. Ich glaube aber nicht, dass es am Reifen liegt, sondern viel mehr am Motorrad. Zarco konnte zum Beispiel ziemlich gut aus den Ecken beschleunigen", ist Vinales aufgefallen.

Rossi und Vinales verlieren beim Beschleunigen enorm, Foto: Tobias Linke
Rossi und Vinales verlieren beim Beschleunigen enorm, Foto: Tobias Linke

Der Spanier musste daher seinen Fahrstil komplett umstellen und die Yamaha fast wie eine Honda fahren: "Ich habe versucht, alles wieder auf der Bremse gutzumachen. Das war der einzige Weg, um schnell zu sein. Normalerweise bin ich auch ein harter Bremse und fahre tief in die Kurve hinein, aber jetzt muss ich mich ans Bike anpassen und schauen, dass es funktioniert." Doch mit einem "unnatürlichen" Fahrstil das Rennen bestreiten zu müssen, ist nie optimal. Kein Wunder also, dass Vinales in Österreich kein Glanzlicht setzen konnte.

Problemfeld 3: Das Elektronik-Setting

Die Schwierigkeiten in Sachen Beschleunigung und Reifen-Abbau offenbaren weitere Probleme, die man bei Yamaha im Vergleich zur Konkurrenz hat. Einerseits muss man die Probleme über die Abstimmung des Bikes kompensieren, weshalb zum Beispiel doch die Winglet-Verkleidung zum Einsatz kam. Einen größeren Rückstand als beim mechanischen Grip hat man wohl aber bei den Einstellungen für die Einheitselektronik, wie Rossi vermutet: "Die Honda und die Ducati verwenden rein mechanisch schon weniger Hinterreifen. Aber sie finden auch bessere elektronische Lösungen, um bei der Beschleunigung besser zu sein, und das ohne dass der Hinterreifen zu stark durchdreht."

Die Rundenzeiten von Rossi und Vinales im Vergleich

Ein Blick auf die Zeiten der Verfolger von Andrea Dovizioso und Marc Marquez zeigt, dass Yamaha hintenraus die Luft etwas ausgegangen ist. Gerade Valentino Rossis Zeiten sind in der zweiten Rennhälfte sehr unregelmäßig, in Runde 22 gab es sogar einen Ausrutscher in die 26er-Zeiten. Maverick Vinales war da zwar konstanter unterwegs, aber selbst nur im Bereich von 1:25 Mitte unterwegs. Zu wenig, um Jorge Lorenzo noch attackieren zu können. Stark dagegen war bei den Verfolgern Dani Pedrosa unterwegs. Der Repsol-Honda-Pilot fuhr in Runde 16 sowie zwischen Runde 19 und 26 die schnellste Zeit der fünf Verfolger.