Vor dem Rennwochenende waren die Rollen für den Österreich-GP der MotoGP in Spielberg klar verteilt: Ducati wurde als Sieg-Favorit angesehen, Yamaha Außenseiterchancen eingeräumt und Honda ein schwieriges Rennwochenende prognostiziert. Doch was bleibt davon nach den beiden Trainingstagen noch übrig? Motorsport-Magazin.com beleuchtet die Sieg-Chancen der drei Top-Hersteller.

Ducati

Ducati ist in Österreich wieder bärenstark, Foto: Ducati
Ducati ist in Österreich wieder bärenstark, Foto: Ducati

Ducati begann das Rennwochenende in Österreich standesgemäß und holte sich am Freitag beide Male die Bestzeit. Im FP1 lag Kunden-Fahrer Hector Barbera an der Spitze, während Andrea Dovizioso am Nachmittag die Tagesbestzeit nachlegte. Am Samstag sollte es jedoch nicht mehr ganz so gut laufen. Dovizioso wurde im FP3 nur 16. und konnte auch im für das Rennen so wichtige FP4 als Sechster nicht wirklich ein Glanzlicht setzen. Im Qualifying wurden er und Teamkollege Jorge Lorenzo dann von einem brillant aufgelegten Marc Marquez geschlagen.

Hat also Ducati seine Vormachtstellung am Samstag aus der Hand gegeben? Wahrscheinlich nicht, denn Dovizioso und Lorenzo betonten, dass sie eine ganz andere Reifenstrategie als die Konkurrenz verfolgten: "Wir waren mit einem gebrauchten Soft-Reifen unterwegs und die Pace damit war nicht wirklich gut", so Dovizioso. Sorgen macht sich der Italiener deshalb noch lange nicht. Er weiß, dass er angesichts dieser Strategie am Sonntag noch ein paar Zehntel drauf packen kann: "Im Qualifying konnten wir bestätigen, dass wir mit einem anderen Reifen viel schneller sein können."

Auch Lorenzo darf man im Kampf um den Sieg nicht abschreiben. Der Mallorquiner konnte sich im Laufe des Wochenendes schrittweise steigern und ist zufrieden mit seinen Fortschritten: "Ich war auch nicht gerade schnell, aber sehr konstant unterwegs. Und mit einem neuen Reifen können wir morgen noch viel schneller sein!" Hinzu kommt die gute Ausgangslage: Lorenzo steht neben Dovizioso und Marquez in Reihe eins. Im Rennen werden daher wohl beide Werksfahrer der Roten ein Wörtchen um den Sieg mitreden, selbst wenn sie nicht mehr so dominant auftreten wie noch 2016.

Honda

Marc Marquez legte einen furiosen Samstag hin, Foto: Tobias Linke
Marc Marquez legte einen furiosen Samstag hin, Foto: Tobias Linke

Dass Honda sich 2017 auf dem Red Bull Ring derart steigern würde im Vergleich zum Vorjahr, war in dieser Form nicht abzusehen. Dafür gibt es aber einige Gründe, die Marc Marquez auf der Pressekonferenz nach dem Qualifying nannte: "Ich fühle mich viel besser als im vergangenen Jahr. Ich habe einen guten Rhythmus, und beim Test in Brünn haben wir viele Dinge ausprobiert und eine gute Basis gefunden." Die Testkilometer am vergangenen Montag könnten tatsächlich Gold wert sein für den Champion. Zur Erinnerung: Im Vorjahr nahm Repsol Honda nicht an den Testfahrten in Österreich teil und geriet so in Erfahrungsrückstand.

Wie gut die gelegte Basis ist, zeigte Marquez am Samstag: Der Weltmeister fuhr in allen drei Sessions (FP3, FP4 und Q2) Bestzeit. Doch was hat sich genau verändert? "Das Bike arbeitet besser, wir haben eine komplett andere Balance und dabei in vielen Punkten aufgeholt." Die neue Honda-Stärke ist natürlich auch der Konkurrenz nicht verborgen geblieben. "Der größte Unterschied zum Vorjahr ist die Stärke der Honda. Sie hatten richtige Probleme, aber in diesem Jahr sind sie echt stark", so Yamaha-Pilot Valentino Rossi am Samstag.

Yamaha

Ein Fragezeichen steht noch hinter der Leistungsfähigkeit der Werks-Yamaha von Valentino Rossi und Maverick Vinales. Die M1 sollte zwar im dritten und vierten Sektor zu den Top-Bikes gehören, doch dafür verlieren die japanischen Bikes in den Beschleunigungszonen in der ersten Hälfte der Strecke enorm. Am Freitag forderte Vinales daher noch, dieses Problem über ein anderes Elektronik-Setting zu beheben. Doch stattdessen setzte man am Samstag entgegen der ursprünglichen Entscheidung doch die neue Winglet-Verkleidung ein. Sofort spürten Rossi und Vinales einen positiven Effekt.

"Als Team haben wir zusammen entschieden, dass es möglicherweise nicht die beste Strecke ist. Gestern aber hatten wir einige Wheelie-Probleme, also haben wir gesagt, wir testen es. Und es ist toll. Gut zu fahren, hilft mir, daher macht es Sinn, sie zu nutzen", zeigte sich Rossi begeistert. Im Qualifying reichte es dennoch nur zu den Positionen vier und sieben. Dennoch: Gerade Rossi hat den Ruf, bis zum Rennen nochmals ein paar Zehntel zu finden. Abschreiben sollte man ihn und Vinales daher nicht. Der Doktor meint sogar: "Ich glaube, dass die ersten sieben, acht Fahrer morgen sehr eng beieinander sein werden."

Fazit

Die heißesten Favoriten auf den Sieg haben sich allesamt in der ersten Reihe versammelt: Marc Marquez, Andrea Dovizioso und Jorge Lorenzo. Sie verfügen damit nicht nur über die beste Ausgangslage, sondern haben auch an den beiden Trainingstagen den besten Eindruck hinterlassen. Etwas zurück liegt Yamaha, doch abschreiben sollte man Rossi und Vinales deshalb noch nicht. Es ist alles angerichtet für einen Kampf der drei großen Hersteller in der MotoGP.