Um eines gleich vorweg zu klären: Mutig sind die 23 Piloten der MotoGP-Klasse allesamt. Jeder Mensch, der schon einmal ein Motorrad gefahren ist, kann sich vorstellen, aus welchem Holz man geschnitzt sein muss, um sich auf einer derartigen Rakete eine Strecke mit 22 anderen Fahrern zu teilen. 270 PS, 157 Kilogramm, Spitze weit über 350 Stundenkilometer - das ist nichts für schwache Nerven.

So beeindruckend diese Zahlen auch sind - wehtun können sie niemandem. Sehr wohl aber die Stürze, zu denen sie im Zusammenspiel führen können. Crashes und Verletzungen gehören zum Leben eines MotoGP-Fahrers. Der eine behält sie jahrelang im Hinterkopf, ein anderer hat sie schon vergessen, wenn er das nächste Mal auf sein Motorrad steigt. Einer aus der Liga 'anderer' ist Marc Marquez.

Wilde Stürze sind bei Marquez Standard, Foto: Milagro
Wilde Stürze sind bei Marquez Standard, Foto: Milagro

Nein, er ist nicht einer aus der Liga. Er ist der Ligakrösus. Kein Pilot hat in den letzten Jahren für so viele spektakuläre Abflüge gesorgt wie Marquez. Hat er sich davon einschüchtern lassen? "Stürze machen wir keine Angst", meinte der Mann mit der 93 vor kurzem ganz lässig auf diese Frage. Aber wovor hat Marquez denn überhaupt Angst?

Nicht vor neuen Aufgaben, das hat er mit dem MotoGP-Titel in seiner Rookie-Saison bewiesen. Nicht vor großen Namen, wie seine Duelle gegen Valentino Rossi, Jorge Lorenzo oder Dani Pedrosa auf und neben der Strecke zeigen. Nicht davor, ein taktisches Risiko einzugehen - siehe die Reifenwahl im Tschechien-GP am Sonntag. Und schon gar nicht davor, seine Werks-Honda bei schwierigsten Bedingungen mit Slicks um eine Strecke zu prügeln und dabei die Gratwanderung zwischen siegen und fliegen zu schaffen.

Kurz: Marc Marquez ist das mutigste Individuum in einer Gruppe von Menschen, die mit dieser Eigenschaft ohnehin im Überfluss gesegnet ist. Oder um es in den Worten von US-Supercross-Star Chad Reed zu sagen, der am Sonntag treffend meinte: "Marquez war heute der Mann unter Jungs."