Das Rennen auf Phillip Island brachte ein absolutes Novum: Erstmalig in der Geschichte der MotoGP wurde ein Boxenstopp schon vor dem Rennen verpflichtend vorgeschrieben. Auch in der Rennanalyse geht Motorsport-Magazin.com daher neue Wege und stellt die Boxenstopps in den Mittelpunkt. Dass diese Chaos in das Renngeschehen bringen würden konnte man schon vor dem Rennen erahnen, was sich dann durch den Blackout der Honda-Crew samt Disqualifikation für WM-Leader Marc Marquez bewahrheitete.

Die schnellsten Stopps

In der Zeitnahme der MotoGP gibt es leider keine Einrichtung für die Messung der Zeit von der Einfahrt bis zum Verlassen der Boxengasse. Will man die schnellsten Stopps herausfiltern muss man ein wenig nachhelfen und In- und Out-Lap zusammenrechnen, auch wenn damit eventuelle Fahrfehler in diesen beiden Runden in die Analyse miteinfließen.

Jorge Lorenzo legte den schnellsten Stopp hin, Foto: Yamaha Factory Racing
Jorge Lorenzo legte den schnellsten Stopp hin, Foto: Yamaha Factory Racing

Den schnellsten Stopp legte demnach Jorge Lorenzo hin, der vor allem die mit Abstand schnellste Out-Lap fuhr und als einziger Pilot unter 1:52 blieb. Die schnellste In-Lap zeigte Dani Pedrosa, der aber so schnell die Boxengasse anfuhr, dass er einen spektakulären Stoppie hinlegen musste, um die Geschwindigkeitsbegrenzung noch einhalten zu können, die den Katalanen sichtlich überraschte. Diese war aus Sicherheitsgründen aber auch viele Meter nach vorne verlegt worden.

Die zehn schnellsten Stopps:

Fahrer In-Lap Out-Lap Kombinierte Zeit
Jorge Lorenzo 1:58.495 1:51.942 3:50.437
Dani Pedrosa 1:56.510 1:54.005 3:50.515
Nicky Hayden 1:58.415 1:52.438 3:50.853
Marc Marquez 1:57.214 1:53.814 3:51.028
Alvaro Bautista 1:58.805 1:54.581 3:53.386
Valentino Rossi 1:58.812 1:55.329 3:54.141
Randy de Puniet 1:59.795 1:54.710 3:54.505
Andrea Dovizioso 1:59.784 1:54.735 3:54.519
Cal Crutchlow 1:59.533 1:55.088 3:54.621
Andrea Iannone 2:01.576 1:54.498 3:56.074

Die Boxenstopp-Analyse zeigt, dass Lorenzo und Pedrosa in etwa gleich schnell gewechselt haben und auch Marc Marquez nur eine halbe Sekunde länger brauchte. Der Spanier kam allerdings eine Runde später und hatte komplett abgefahrene Reifen, was seine Rundenzeit bei der In-Lap freilich in die Höhe drückte. Überraschend stark war Nicky Hayden beim Boxenstopp. Der Ducatisti fuhr nicht nur die zweitschnellste Out-Lap im gesamten Feld sondern war hinter Lorenzo und Pedrosa auch der drittschnellste Stopper im gesamten Feld. Die Piloten dahinter verloren drei Sekunden und mehr auf Lorenzos Bestzeit, Bradley Smith zeigte den schwächsten Stopp von allen Piloten in den Top-10.

Die Gewinner der Boxenstopps

Rossi überholte im Pit Window zwei Fahrer, Foto: Yamaha Factory Racing
Rossi überholte im Pit Window zwei Fahrer, Foto: Yamaha Factory Racing

Das Boxenstopp-Fenster war in den Runden neun und zehn geöffnet. Innerhalb der Top-10 gab es zwei große Gewinner dieser Phase: Valentino Rossi und Nicky Hayden, die beide zwei Plätze gewinnen konnten. Rossi überquerte die Ziellinie in Runde acht als Sechster und war in der elften Runde Vierter. Alvaro Bautista konnte er überholen weil dieser bereits in der neunten Runde an die Box kam, Crutchlow ließ er in der In-Lap stehen. Hayden hing im Kampf um Platz acht im Windschatten von Andrea Dovizioso und Andrea Iannone, als das Duo in der neunten Runde in die Boxengasse abbog. Hayden zeigte eine In-Lap auf Lorenzo-Niveau und fuhr anschließend die zweitbeste Out-Lap. Dadurch konnte er beide Ducati-Markenkollegen stehen lassen und hatte Ende der elften Runde 1.7 Sekunden Vorsprung auf Dovizioso.

Der große Verlierer der Boxenstopps war Iannone, der gleich vier Plätze einbüßte (drei, wenn man Boxenstopp-Sünder Bryan Staring wegrechnet). Der Italiener startete aber eine tolle Aufholjagd, schnappte sich im zweiten Stint Aleix Espargaro, Randy de Puniet und zwei Runden vor Schluss auch Dovizioso, auf den er nach dem Stopp noch 1.7 Sekunden Rückstand hatte. Iannone durfte sich nach dem Rennen zurecht über die bislang beste Platzierung seiner Karriere freuen.

Die Entscheidung um den Sieg

Im zweiten Stint war Lorenzo dominant, Foto: Bridgestone
Im zweiten Stint war Lorenzo dominant, Foto: Bridgestone

Im ersten Stint sah alles nach einem Dreikampf aus. In Runde acht waren Lorenzo, Marquez und Pedrosa nur durch 0.239 Sekunden getrennt. Pedrosa kam als Erster an die Box, Lorenzo eine Runde später und Marquez erst in Runde elf, was ihm eine Disqualifikation einbrachte. Seinen Sieg fixierte der amtierende Weltmeister im zweiten Stint. Nach dem zwölften Umlauf lag er 0.517 Sekunden vor Pedrosa, der sich wegen seines Vergehens (Überfahren der Sperrlinie am Ausgang) aber hinter Marquez zurückfallen lassen musste. Das kostete den Katalanen in den Runden 13 und 14 jeweils drei Zehntel auf Lorenzo. Doch auch danach konnte Pedrosa die Zeiten des Führenden in keiner einzigen Runde mehr mitgehen, weshalb sein Rückstand bis zur vorletzten Runde über 2.5 Sekunden betrug. Im letzten Umlauf ließ Pedrosa das Rennen mit einer 1:33er-Zeit gemütlich ausklingen und kam mit 6.9 Sekunden Rückstand als Zweiter ins Ziel.