Die Superbike-Saison 2013 ist seit Sonntag Geschichte. Das letzte Rennwochenende in Jerez hatte jedoch noch einmal viel zu bieten und wird vielen sicher lange in Erinnerung bleiben. Bereits am Samstag gab die spanische Motorrad-Legende Carlos Checa seinen Rücktritt nach zwanzig Jahren auf höchstem Niveau bekannt. Der Titelträger von 2011 und zweifache Rennsieger in der MotoGP war aufgrund seiner schweren Verletzung vom Istanbul-Wochenende immer noch zum Zuschauen verdammt und wird somit seine möglicherweise letzten Rennen auf dem Nürburgring bestritten haben.

Aus sportlicher Sicht überragten zwei Männer: Tom Sykes krönte sich mit auf seiner Ninja Kawasaki mit einem dritten Platz im ersten Rennen bereits vorzeitig zum Weltmeister, ließ anschließend einen zweiten Rang folgen. Aprilia-Pilot Eugene Laverty setzte seine unglaublich Spätform mit zwei Siegen weiter fort und verabschiedete sich würdig von der Superbike-Szene, bevor es für ihn im kommenden Jahr in der Moto2-Serie der MotoGP weitergeht. Auch abseits des Scheinwerfelichts glänzten Piloten mit herausragenden Leistungen. Motorsport-Magazin.com analysiert:

Abräumer des Wochenendes

Der Titel Abräumer des Wochenendes gebührt niemand geringerem als dem neuen Superbike-Weltmeister Tom Sykes. Wohlwissend, dass ihm beim ersten Rennen zum Saisonfinale in Jerez bereits ein dritter Rang zum Titelgewinn reichte, ging Sykes keinerlei Risiko. So hielt er sich am Start und zu Rennbeginn aus sämtlichen Scharmützeln heraus und setzte sich anschließen auf Rang drei liegend so weit von WM-Rivale Sylvain Guintoli ab, dass er mit konstanter Pace nach einem einsamen Rennen sicher ins Ziel cruiste. Vor allem nach dem Herzschlag-Finale 2012, als Sykes den Superbike-Titel um einen halben Punkt verpasste, ist dieser Triumph 2013 nach einer konstant starken Vorstellung über das gesamte Jahr hinweg umso verdienter. Auch Eugene Laverty hätte nach zwei überlegenen Siegen diese Auszeichnung verdient gehabt, jedoch führt an einem Weltmeistertitel kein Weg vorbei.

Pechvogel des Wochenendes

So richtig Pech hatte in Jerez niemand, dennoch fehlte einem Fahrer lediglich ein Quäntchen Glück zum ganz großen Wurf. Nachdem Marco Melandri trotz großer Schmerzen im lädierten rechten Knöchel das ganze Rennen über im Windschatten des pfeilschnellen Eugene Laverty hing, überholte er diesen drei Runden vor dem Ende erstmals. Die etwas überraschende Führung hielt Melandri bei seinem letzten Rennen für BMW bis in die letzte Kurve, als Laverty mit einem atemraubenden Harakiri-Manöver außenherum überholte und dem Italiener sein Abschiedsgeschenk an sich und den aus der Superbike scheidenden BMW-Rennstall vermieste. Im zweiten Rennen konnte Melandri aufgrund zu großer Schmerzen nicht mehr an den Start gehen, nachdem er im Kampf um den Sieg über sein körperliches Limit gegangen war.

Kämpfer des Wochenendes

Max Neukirchner ist unser Kämpfer des saisonbeschließenden Superbike-Wochenendes in Jerez. Entgegen dem Anraten seiner Ärzte, nicht im Besitz seiner vollen Leistungsfähigkeit und unter Schmerzen fightete sich der Deutsche zweimal durch die gesamte Renndistanz und sammelte durch zwei Punkteankünfte sieben weitere Zähler für die Gesamtwertung, die er punktgleich mit Leon Haslam als Vierzehnter beendete. Auch Leon Camier und Melandri hätten diesen Titel wahrlich verdient gehabt, jedoch erschien uns die Leistung Neukirchners noch einen Ticken beeindruckender.

Überraschung des Wochenendes

Als Überraschung des Wochenendes entpuppte sich der spanische Superbike-Debütant Javier Fores, der den an diesem Wochenende offiziell zurückgetretenen Carlos Checa beim Team Ducati Alstare vertrat. Fores, der für gewöhnlich in der spanischen Superstock-Serie an den Start geht, fand sich auf der Superbike-Maschine sofort zurecht und war ab dem ersten Freien Training rasant unterwegs. Nachdem er Freitags noch knapp an den Top-Zehn scheiterte, sicherte er sich Samstags im finalen Freien Training die viertbeste Zeit, bevor er mit einer sensationellen Leistung die dritte Superpole erreichte und sich auf Startplatz acht qualifizierte. Nach einer überzeugenden Leistung im ersten Rennen gelang ihm mit Rang neun direkt die erste Top-Zehn Platzierung seiner Karriere. Im zweiten Rennen suchte ihn jedoch unglaubliches Pech heim, als er direkt nach dem Start von einem Kollegen zum Sturz gebracht wurde und ausschied.

Bonus des Wochenendes

Als Bonus des Wochenendes gibt es - wie könnte es anders sein - den Superbike-Titelgewinn der am Samstag zurückgetretenen Motorrad-Legende Carlos Checa als Video. Gänsehaut ist garantiert und auch wir verabschieden uns auf diesem Weg von einem großartigen Motorsportler, der uns in seinen zwanzig Jahren in den höchsten Zweirad-Serien viele unvergessliche Momente beschert hat. Muchas gracias y hasta pronto, gran Carlos!