Bei der zweiten Station der Formel-E-Saison 2024 im saudi-arabischen Diriyah konnte Porsche nicht an den erfolgreichen Start in Mexiko-City, bei dem Werksfahrer Pascal Wehrlein gewann und sogleich die Führung in der Weltmeisterschaft übernahm, anknüpfen. Die ist nach den beiden Rennen im Wüstenstaat ebenso weg wie Porsches Spitzenplatz in der Teamwertung.

Während Porsche am Sonntag das prestigeträchtige 24-Stunden-Rennen in Daytona gewann, war das Formel-E-Team des deutschen Autobauers zuvor in Diriyah von Siegen weit entfernt: Nur die Plätze acht und sieben für Wehrlein, während sich die Krise von Teamkollege Antonio Felix da Costa zunehmend verschärft. Der Formel-E-Meister von 2020 steht auch nach drei Saisonrennen punktlos da, auf den enttäuschenden 16. Platz im Freitagsrennen folgte am Samstag Platz 14 nach einem katastrophalen letzten Platz im Qualifying mit mehr als sieben Zehntelsekunden Rückstand auf Wehrlein.

Pascal Wehrlein am Freitag des Diriyah ePrix 2024.
Porsche hatte in Saudi-Arabien nur wenig Grund zur Freude, Foto: LAT Images

Am Freitag rettete Weltmeister Jake Dennis im Andretti-Kunden-Porsche mit seinem dominanten Sieg immerhin die Markenbilanz, auch wenn Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner schon vor Saisonbeginn erklärt hatte, dass 'nur' Siege und Titel eines Kunden-Porsche in Zukunft nicht mehr der Anspruch sein können.

Porsche in Saudi-Arabien: Die Rückkehr der Qualifying-Schwäche

Dass dem Porsche-Werksteam im Gegensatz zu Dennis' Andretti-Porsche, zumindest am Freitag, im Rennen die Chance auf den Sieg fehlte, lag schon wenige Stunden zuvor im Qualifying begründet - der altbekannten Problemzone der Zuffenhausener. Wie schon in Mexiko-City, machte die Formel E mit einem markanten Überholproblem auf sich aufmerksam, sodass es abgesehen von taktischen Verschiebungen durch die Attack Modes kaum zu Positionsveränderungen kam, obwohl Wehrlein am Samstag mit vereinzelten beherzten Überholmanövern überzeugen konnte.

Pascal Wehrlein am Samstag des Diriyah ePrix 2024.
Kern des Porsche-Problems war schon das Qualifying bei Tageslicht, Foto: LAT Images

Während Felix da Costa zu jedem Zeitpunkt völlig außer Reichweite der Punkte war, qualifizierte sich Teamkollege Wehrlein im ersten Rennen auf Platz sechs und nahm in der Startaufstellung am Samstag P10 ein - nicht schlecht, aber zu wenig, um bei diesen Bedingungen ernsthaft um Siege mitkämpfen zu können.

"Ausschlaggebend für dieses Ergebnis war die schlechte Qualifying-Performance", meinte Porsche-Teamchef Florian Modlinger nach dem zweiten Rennen am Samstag, bei dem es nicht einem Porsche-Fahrzeug gelungen war, in die Duell-Phase einzuziehen. Wehrlein schlug in die selbe Kerbe: "Wenn der beste Porsche auf Platz zehn steht, ist das natürlich nicht gut genug und entspricht nicht unserem Anspruch."

Das Qualifying-Problem hatte Porsche schon vor der Saison als Hauptbaustelle für die neue Saison ausgemacht und während es in Mexiko mit der ersten Pole Position des Werksteams seit dem Beginn der Gen3-Ära vielversprechend begonnen wurde, folgte in Diriyah ein Rückschritt zu alten Mustern.

Pascal Wehrlein im Porsche während dem Diriyah ePrix II 2024.
Die Energieeffizienz des Porsche-Antriebs zählt nach wie vor zu den Besten der Formel E, Foto: LAT Images

Pascal Wehrlein: Energie-Effizienz Top, Starts Flop

Dass der Porsche aber dennoch im Hinblick auf die Energie-Effizienz zu den besten Autos im Feld gehört, daran ließ nicht nur der Dennis-Sieg keinen Zweifel. Im Freitagsrennen jagte Wehrlein bis ins Ziel den Maserati-DS von Maximilian Günther und hatte in der letzten Runde für Formel-E-Verhältnisse noch gigantische drei Prozent mehr Rest-Energie als Günther vor ihm.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Wehrlein sich in beiden Rennen mit seinen Starts keinen Gefallen tat. Am Freitag verlor er drei Positionen, am Samstag fiel er von Rang zehn auf P11 zurück. Zwar machte Porsche am Freitag die Startposition auf der dreckigen Seite der Strecke mitverantwortlich, jedoch gelang es etwa den vor Wehrlein gestarteten Mitch Evans (P2) und Sergio Sette Camara (P4), ihre Positionen zu verteidigen.

Fakt ist: Wehrlein und Porsche haben in beiden Wertungen die Führung verloren. In der Fahrer-WM liegt Wehrlein auf Platz zwei mit 19 Punkten Rückstand auf den Jaguar von Neuzugang Nick Cassidy. In der Team-Meisterschaft ist Porsche Dritter mit 40 Punkten Rückstand auf das starke Jaguar-Werksteam.

Antonio Felix da Costa am Freitag des Diriyah ePrix 2024.
Antonio Felix da Costa erlebte einen Katastrophen-Start in die Formel-E-Saison 2024, Foto: LAT Images

Felix da Costa: Diriyah ein neuer Tiefpunkt

Ein entscheidender Unterschied im Vergleich zu Jaguar ist auch, dass das britische Team aktuell mit Evans und Cassidy über zwei der am besten aufgelegten Fahrer im Formel-E-Feld verfügt, was von Wehrleins Teamkollegen Felix da Costa aktuell nicht zu behaupten ist. Dem Champion von 2020 fehlt nicht nur die Pace, er ist zudem auch schlichtweg ratlos, wie er am Ende des Wochenendes verriet.

"Ich weiß nicht, was falsch läuft. Ich hatte zuvor in meinen Leben schon schwierige Momente und immer eine Erklärung dafür, aber dieses Wochenende fühlt sich wie ein neuer Tiefpunkt für mich an", so Felix da Costa. Dass seine Leistungen besser werden müssen (letzter Startplatz!), war dem 32-Jährigen bewusst, denn: "Ich habe ein besseres Auto als die ERTs, die Mahindras, ich weiß das. Ich muss diese Jungs schlagen, aber ich kann es nicht. Diese Jungs sind gute Fahrer, aber... Es ist ein harter Moment."

Zwar wird Felix da Costa nun genügend Zeit für eine tiefgreifende Analyse erhalten, das nächste Rennen findet nach der Absage des Hyderabad ePrix erst am 16. März in Sao Paulo statt, doch das habe auch seine Nachteile, so Felix da Costa: "Nachdem ich so einen desaströsen Monat durchlebt habe, wird es mental ehrlich gesagt hart." Für Porsche gibt es nach den ersten drei Saisonrennen 2024 also noch einiges zu tun auf der Mission Richtung angepeiltem WM-Titel.

Übersicht: Die Team-Weltmeisterschaft nach dem 3. Saisonrennen

Pos.TeamPunkte
1Jaguar78
2DS Penske47
3Porsche38
4Andretti-Porsche37
5Envision-Jaguar37
6McLaren-Nissan30
7Nissan26
8Maserati-DS20
9ERT2
10Mahindra0
11Abt-Mahindra0