Die Formel E trägt ihr Saisonfinale 2020 mit einer ausgedehnten Rennwoche bestehend aus sechs Läufen innerhalb von nur neun Tagen in Berlin aus. Das Sixpack zwischen 05. und 13. August in der deutschen Hauptstadt könnte den bisherigen Meisterschaftsverlauf völlig auf den Kopf stellen. Hatten zuletzt Techeetah, BMW und Jaguar die Nase vorn, könnte nun angesichts der Historie vor allem Audi ein Wörtchen um die Titelvergabe mitsprechen.

In drei der bisherigen fünf Rennen auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof überquerte ein Audi-Fahrer die Ziellinie als Erster. 2015 war es Lucas di Grassi, bevor er den Sieg nachträglich wegen eines technischen Verstoßes an Jerome D'Ambrosio verlor. Nach einem Gastspiel der Formel E 2016 in der Berliner Innenstadt und Siegen von Felix Rosenqvist sowie Sebastien Buemi beim Berlin-Doubleheader 2017 schlug Audi erneut zurück.

Daniel Abt und di Grassi sorgten 2018 für das erste und bislang einzige perfekte Team-Ergebnis bestehend aus Pole, Doppelsieg und schnellster Rennrunde, als der inzwischen rausgeworfene Kemptener einen Heimsieg errang. 2019 rächte sich di Grassi für den verlorenen Sieg vier Jahre zuvor und triumphierte auf dem 2,377 Kilometer langen, temporären Kurs.

Audi: Alles drin in der Meisterschaft

"Berlin hat unserem Team in der Vergangenheit immer gut gelegen und mit noch sechs zu fahrenden Rennen ist in der Meisterschaft für uns noch alles drin", sagt Audi-Motorsportchef Dieter Gass zu Motorsport-Magazin.com. "Wir sind sehr gespannt, welche unterschiedlichen Strecken und Bedingungen uns in diesem Jahr in Tempelhof erwarten."

Um etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen, wird die Formel E in Berlin in den Abendstunden auf drei unterschiedlichen Streckenlayouts fahren, die offiziell noch nicht bekannt sind. Von der Streckenführung abgesehen sticht in Berlin seit jeher der spezielle Untergrund hervor, wo die Fahrer einen Mix aus Betonplatten vorfinden. Der Tempelhof-Asphalt gilt wegen seiner abrasiven Beschaffenheit als größte Herausforderung der Saison für Reifenlieferant Michelin.

Das Berlin-Finale 2020 der Formel E

Mittwoch, 5. August 2020: Track Layout 1
Donnerstag, 6. August 2020: Track Layout 1
Samstag, 8. August 2020: Track Layout 2
Sonntag, 9. August 2020: Track Layout 2
Mittwoch, 12. August 2020: Track Layout 3
Donnerstag, 13. August 2020: Track Layout 3

180 Punkte in Berlin zu holen

Sollte Audi seinen bisherigen Berlin-Vorteil fortsetzen können, wird es eng für die aktuellen Favoriten. Inklusive den Extra-Punkten für die schnellste Runde im Qualifying und Rennen sowie für die Pole Position kann ein Fahrer maximal 180 Punkte in Berlin holen. Eine riesengroße Menge angesichts der bisher ausgeglichenen Meisterschaft mit fünf unterschiedlichen Siegern in den bisherigen Rennen.

Audi-Werksfahrer di Grassi, der in Berlin mit DTM-Champion Rene Rast möglicherweise einen neuen Teamkollegen erhält, liegt in der Tabelle trotz durchwachsener Saison 'nur' 29 Punkte hinter Spitzenreiter Antonio Felix da Costa (67 Punkte) von DS Techeetah. Jaguar-Pilot Mitch Evans (56 Punkte) sowie die beiden BMW-Fahrer Alex Sims (46 Punkte) und Max Günther (44 Punkte) folgen in engen Abständen.

"Wir freuen uns darauf, auf die Rennstrecke zurückzukehren und unsere Reise mit einem weiteren Podestplatz und dem Ausbau der Führung in der Meisterschaft fortzusetzen", sagt Teamchef Mark Preston vom führenden Team Techeetah. Die Mannschaft um Felix da Costa und den zweifachen und amtierenden Champion Jean-Eric Vergne liegt in der Tabelle mit 98 Punkten nur acht Zähler vor BMW. Der Vorsprung auf das drittplatzierte Jaguar-Team beträgt 32 Zähler.

BMW: Wir sind im Titelkampf dabei

Welche Rolle spielt die Münchner Werksmannschaft im Titelkampf? "Das BMW i Andretti Motorsport Team sowie unsere beiden Fahrer Alexander Sims und Maximilian Günther hatten bisher eine erfolgreiche Saison und wir sind im Titelkampf mit dabei", sagt BMW Motorsport-Direktor Jens Marquardt zu Motorsport-Magazin.com. "Natürlich freuen wir uns, dass die laufende Formel-E-Saison mit den Rennen in Berlin fortgesetzt wird und wir auf der Strecke einen Meister ermitteln können."

Um sich als Meisterschaft qualifizieren zu können, muss die Formel E laut Reglement sechs Veranstaltungen innerhalb einer Saison austragen. Wegen des Doubleheader-Auftaktes in Saudi-Arabien stehen aktuell vier Veranstaltungen zu Buche. Durch die Dreier-Unterteilung in Berlin sollte dieser Punkt im Regelbuch nun erfüllt sein.

"Es ist schön, das Saisonfinale auf heimischem Boden austragen zu können, aber leider wird es ohne unsere Fans nicht dasselbe sein", sagt Marquardt. "Schließlich gehört es zur DNA der Formel E, die Rennaction zu den Zuschauern zu bringen. Wir sind trotzdem hochmotiviert, in den sechs Rennen in Berlin so viele Punkte wie möglich zu sammeln."

Mercedes hofft auf weitere Highlights

Wegen der Corona-Krise müssen die deutschen Hersteller Audi, BMW, Porsche und Mercedes auf heimische Unterstützung von den Tribünen verzichten. Aufgrund des Verbots von Großveranstaltungen in Deutschland bis mindestens Ende Oktober müssen die Rennen hinter verschlossenen Türen ausgetragen werden. Um die Auflagen zu erfüllen, dürfen maximal 1.000 Personen einschließlich lokaler Lieferanten und medizinischer Betreuungsteams vor Ort sein.

"Die Formel E hat in den letzten Wochen ein weitreichendes Sicherheitskonzept auf die Beine gestellt", sagt Mercedes-Teamchef Ian James zu Motorsport-Magazin.com. "Das ist die Grundlage dafür, dass wir uns bald wieder auf der Strecke messen und echtes Racing erleben können. Nach der langen Pause kommt mit sechs Rennen in neun Tagen eine wirklich intensive Schlussphase auf uns zu. Darauf bereiten wir uns nun vor, um hoffentlich noch ein paar Highlights setzen zu können."

Formel E in Berlin: Alle bisherigen Sieger

JahrSiegerPole PositionSchnellste Runde
2015Jerome D'AmbrosioJarno TrulliNelson Piquet Junior
2016Sebastien BuemiJean-Eric VergneBruno Senna
2017-1Felix RosenqvistLucas di GrassiMitch Evans
2017-2Sebastien BuemiFelix RosenqvistMaro Engel
2018Daniel AbtDaniel AbtDaniel Abt
2019Lucas di GrassiSebastien BuemiLucas di Grassi