In New York hat die fünfte Saison der Formel E am vergangenen Wochenende ihren Abschluss gefunden und mit Jean-Eric Vergne den alten und neuen Meister. Hinter den Kulissen laufen seit einiger Zeit die Vorbereitungen für die sechste Saison auf Hochtouren.

Mit Mercedes-Benz und Porsche steigen zwei weitere Schwergewichte der Automobilbranche ein - das hat Auswirkungen auf das Fahrerfeld für die Saison 2019/20. Motorsport-Magazin.com fasst die heißesten Wechselgerüchte zusammen.

BMW-Werksfahrer als Lotterer-Nachfolger?

Was Motorsport-Magazin.com vorab exklusiv berichtet hatte, steht inzwischen offiziell fest: Andre Lotterer kehrt als Fahrer zu Porsche zurück. Nach zwei Saisons in der Formel E bei Techeetah geht der 37-Jährige nun für den Neueinsteiger aus Zuffenhausen an den Start und komplettiert das Fahreraufgebot an der Seite des Schweizers Neel Jani.

Team-Meister Techeetah um Jean-Eric Vergne bemüht sich um adäquaten Ersatz - und könnte bei BMW fündig geworden sein. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com gilt Antonio Felix da Costa als Kandidat.

Dieses Gerücht kam am Rande des Finales in New York auf. Der Portugiese selbst wollte sich in keine Richtung äußern. "Wir werden uns nach der Saison zusammen alles anschauen", sagte BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt beim Finale zu Motorsport-Magazin.com.

Vergne, dem Anteile an Techeetah gehören, spricht von einem hochwertigen neuen Teamkollegen. Dieses Profil würde Felix da Costa erfüllen. Der 27-Jährige blickt auf 54 Rennen in der Formel E und zwei Siege sowie fünf Podestplätze in der abgelaufenen Saison zurück. Und: Felix da Costa kennt Techeetah-Teamchef Mark Preston aus der gemeinsamen Formel-E-Zeit bei Aguri.

Finale in New York: Unsportliches Verhalten vom neuen Champion? (14:14 Min.)

Mortara zu Mercedes?

Es gilt als offenes Geheimnis, dass Mercedes-Benz nicht nur den Startplatz von HWA, sondern auch Stoffel Vandoorne übernehmen wird. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ist seit langem ein großer Befürworter des früheren McLaren-Piloten. Spannender ist die Frage nach dem zweiten Fahrer beim Werksteam.

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com stellt Mercedes sein komplettes Aufgebot samt Teamchef im Rahmen der Automobilmesse IAA in Frankfurt, die am 12. September beginnt, offiziell vor.

In New York hat Motorsport-Magazin.com erfahren, dass Edoardo Mortara ein Thema sein könnte. Der frühere Mercedes-DTM-Pilot soll nach Aussagen von Teamchefin Susie Wolff eigentlich weiter an der Seite von Felipe Massa für Venturi starten. Die Mannschaft aus Monaco, die nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ab der kommenden Saison auf Mercedes-Kundenautos wechseln könnte, müsste sich im Falle eines Wechsels von Mortara nach einem Nachfolger umschauen.

Bleibt Wehrlein in der Formel E?

Pascal Wehrlein hat sein Debütjahr in der Formel E bei Mahindra auf dem zwölften Gesamtplatz abgeschlossen. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass der 24-Jährige an der Rückkehr in die Formel 1 arbeitet, vorzugsweise zu einem der Kundenteams von Ferrari, das er als Simulatorfahrer unterstützt.

Auf die Frage von Motorsport-Magazin.com, ob er in der kommenden Saison weiter in der Formel E fahren wird, antwortete Wehrlein: "Das kann ich noch nicht sagen. Ich werde mich ein bisschen zurückziehen, um mir Gedanken zu machen, falls sich andere Sachen ergeben sollten."

Während Wehrlein zu Beginn seiner Formel-E-Zeit selbst häufiger von einem F1-Comebackwunsch sprach, klingt das inzwischen etwas anders: "Momentan habe ich sehr viel Spaß hier. Wenn ich an die letzten zwei, drei Jahre zurückdenke, habe ich hier den größten Spaß. Und ich weiß nicht, was mir dann wichtiger ist für die Zukunft..."

Andere Fahrer beobachten Wehrleins weiteren Werdegang mit großem Interesse. Mahindra gilt als eines der Top-Cockpits in der Formel E. Vor allem deutsche Fahrer genießen beim Autobauer aus Indien einen hohen Stellenwert. Problem: Wehrleins Zukunft könnte sich unter Umständen relativ spät entscheiden. Kaum ein Fahrer kann es sich leisten, solange auf den potenziellen Mahindra-Platz zu pokern.

Heidfeld-Selfie mit den deutschen Fahrern in der Formel E, Foto: LAT Images
Heidfeld-Selfie mit den deutschen Fahrern in der Formel E, Foto: LAT Images

Nächster Karriereschritt für Günther?

Maximilian Günther hat in seiner ersten Saison in der Formel E auf sich aufmerksam gemacht. Beim schwächsten Team der Serie, Dragon, überzeugte er mit drei Einzügen in die Superpole und zwei fünften Plätzen in Paris und Bern. Den erfahrenen und hochdekorierten Teamkollegen Jose Maria Lopez hatte der 22-Jährige deutlich im Griff - obwohl er drei Rennen in dieser Saison aussetzen musste.

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com haben bereits einige Teams bei Günther angeklopft. Im Falle eines guten Angebots würde er Dragon, das als einziges Team in der Formel E noch keinen Test für Saison 6 bestritten hat, verlassen.

Günther sagt zu Motorsport-Magazin.com: "Ich will auf jeden Fall weiter in der Formel E fahren." Während er sich sehr gute Chancen ausrechnen kann, könnte es für den dreifachen Tourenwagen-Weltmeister Lopez schwierig werden.

Die Lage bei den weiteren Teams

Audi startet auch in der kommenden Saison - zum sechsten Mal in Folge - mit Daniel Abt und Lucas di Grassi. Abts Zukunft war eine Weile unklar, ein Lager bei Audi sprach sich stattdessen für den aktuellen Ersatzfahrer und DTM-Piloten Nico Müller aus. Letztendlich setzte sich Abt durch.

Audi-Kundenteam Virgin startet erneut mit Sam Bird und Robin Frijns. Der Brite Bird, dem in der Vergangenheit Angebote von Top-Teams vorlagen, hat Motorsport-Magazin.com bestätigt, dass er bei Virgin bleiben wird. Frijns erwähnte am Rande des DTM-Rennens in Assen, dass die Vorbereitungen für die kommende Formel-E-Saison bereits begonnen hätten. Ob der Niederländer 2019/20 wieder ein Doppelprogramm aus Formel E und DTM bestreiten wird, ist noch unklar.

Jaguar vertraut auch in Saison 6 auf Mitch Evans. Der Meisterschafts-Fünfte, der von Mark Webber betreut wird, wurde eine Weile mit einem Wechsel zu Porsche in Verbindung gebracht. Das Thema hat sich erst einmal erledigt. Teamkollege Alex Lynn, der während der Saison Nelson Piquet ersetzt hatte, kann sich Hoffnungen auf eine Weiterbeschäftigung machen - sofern sich kein stärkerer Fahrer findet, der zu Jaguar passt.

Nissan muss nach dem FIA-Verbot einen neuen Antriebsstrang entwickeln, behält aber seine bewährten Fahrer aus der fünften Saison. Sebastien Buemi, der sich im letzten Moment die Vize-Meisterschaft sichern konnte, und der Brite Oliver Rowland dürften weiter beim Autobauer aus Japan gesetzt sein.