Daniel Abt strahlte am Freitag in New York stärker als die Sonne. Endlich herrscht Klarheit um die Zukunft des Formel-E-Pioniers, Abt fährt auch in der kommenden Saison 6 für Audi. Die zahlreichen Spekulationen der vergangenen Wochen über sein mögliches Aus beim Autobauer aus Ingolstadt waren nicht spurlos an ihm vorbeigegangen.

Ultra-erleichtert sei er, bestätigte Abt am Rande des Saisonfinales in den USA. "Ich bin froh, dass es vor dem letzten Rennen bestätigt wurde", sagte der 26-Jährige zu Motorsport-Magazin.com. "Jetzt kann ich befreit rangehen und mich auf meinen Job konzentrieren."

Die aus seiner Sicht erfreuliche Botschaft erhielt Abt am Dienstag vor dem Abflug nach New York. Während einer Session im Simulator in Vorbereitung auf das Rennwochenende teilte ihm Audi-Motorsportchef Dieter Gass telefonisch mit, dass er auch in der sechsten Saison der Elektro-Rennserie an der Seite von Lucas di Grassi antreten wird.

Abt machte kein Geheimnis daraus, wie sehr die Ungewissheit über seine Zukunft bei Audi, in der Formel E und möglicherweise im Motorsport an ihm nagte: "Wenn man weiß, dass ein Ausfall oder ein Fehler gerade in solch einer Situation schwerwiegend sein kann, geht man vielleicht nicht immer volles Risiko, sondern nimmt mal die Punkte mit. Es ist ganz normal, dass man das nicht komplett ausblenden kann."

Abt belegt vor den letzten beiden Rennen der Saison den achten Platz in der Fahrerwertung. Rein theoretisch hat er sogar Chancen auf die Meisterschaft. Sein Rückstand auf Spitzenreiter Jean-Eric Vergne beträgt allerdings 55 Punkte bei noch ausstehenden 58 Zählern. Ein Sieg gelang Abt in diesem Jahr noch nicht, zu Buche stehen zwei Podestplätze und Punktefahrten in neun von elf Rennen.

"Daniel hatte eine konstante Saison, anders als letztes Jahr", sagte Audi-Teamchef Allan McNish am Freitag. "Er ist ein wichtiger Teil des Teams und passt gut dazu, auch wegen seiner Beziehung zu Lucas."

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com hatte Abt nicht ausschließlich Fürsprecher bei Audi. Eine Seite sprach sich dafür aus, den aktuellen Formel-E-Ersatzfahrer und DTM-Stammpiloten Nico Müller ins Cockpit zu hieven. Letztendlich setzte sich die andere Fraktion durch - Abt bleibt beim Team, für das er seit der ersten Saison in der Formel E an den Start geht.

Sportlich war er seinem Teamkollegen und ehemaligen Champion, di Grassi, zum wiederholten Male unterlegen. Der Brasilianer belegt den zweiten Platz in der Gesamtwertung, sammelte 25 Punkte mehr als Abt.

Nachdem Abts Leistungen von der Öffentlichkeit einige Male in Frage gestellt wurden, antwortete er nun: "Ich bin in der Meisterschaft vor Sam Bird. Über den redet auch niemand, ob er weitermacht. Der wurde immer als Top-Fahrer gehandelt. Das muss man mal ein bisschen in Relation setzen."

Nicht zuletzt dürfte Abts Präsenz in der Öffentlichkeit eine Rolle bei den Vertragsgesprächen gespielt haben, nachdem sein aktueller Kontrakt über drei Saisons ausgelaufen war. Auf YouTube hat der gebürtige Kemptener mehr als 270.000 Abonnenten - eine Hausmarke mit einer potenziell riesigen Reichweite, die Audi natürlich nicht verborgen geblieben ist.

Inwiefern dies eine Rolle in Sachen Vertragsverlängerung das gespielt haben könnte, vermochte Abt nicht zu sagen. Aber: "Wir repräsentieren hier in erster Linie eine Marke oder einen Hersteller. Deshalb denke ich schon, dass es wichtig ist, eine Marke ordentlich zu vertreten. Da haben sie mit mir jemanden, der wertvoll ist."