Am 1. Januar 2001 öffnete ein damals noch f1welt.com getauftes Formel 1 Portal seine virtuellen Pforten. Seitdem sind unzählige Terrabyte die Datenleitungen des Internets entlang geflossen und wurde aus f1welt.com das Motorsportportal motorsport-magazin.com. Kurz vor unserem fünften Geburtstag am Neujahrstag 2006 erinnern wir uns jeden Tag an ein Jahr zurück.

Im zweiten Teil unseres Best of Geburtstags-Countdowns gehen wir zurück ins Jahr 2002. Damals veranstalteten wir vor dem Großen Preis von Österreich auf dem steirischen A1 Ring an dieser Stelle ein weltexklusives und einmaliges Gewinnspiel, dessen Gewinner das gesamte Rennwochenende live und hautnah als Streckenposten an der Rennstrecke miterleben durfte.

Für f1Welt.com fasste unser Gewinnspielsieger Oliver Dedic seinerzeit seine einmaligen Erlebnisse und unvergleichlichen Eindrückende aus der Welt der Königsklasse des Motorsports in einer stimmungsvollen Reportage zusammen. Darin beschreibt er Ihnen wie er sich drei Tage lang als ein Teil der faszinierenden F1-Welt fühlte.

Ein grandioses Wochenende als Streckenposten

"Unglaublich aber wahr. Mein größter Wunsch, eines Tages direkt vor Ort eines Formel 1 Grand Prix zu sein und dabei meine ich nicht etwa wie die rund 80.000 Fans am letzten Sonntag auf dem A1 Ring auf einer Tribüne zu sitzen, sondern hautnah am Geschehen als Streckenposten teilnehmen zu können, erfüllte sich für mich am 9. Mai, als mir ein Anruf alle Türen zur F1-Welt öffnete.

Drei Tage Steckenposten in der Castrol-Kurve, gleich nach Start und Ziel!!!
Nachdem ich Rücksprache mit dem zuständigen Steckenpostenkommandanten geführt hatte, reiste ich schon am Donnerstag an, um beim offiziellen Briefing vor Ort zu sein. Gleichzeitig wurde mir meine "Arbeitsmontur" überreicht, die aus einem Overall und einem "Blue Flag Marshal-Umhang" bestand.

Eine durch die Nervosität recht kurz gehaltene Nachtruhe endete dann am Freitag um 4.30 Uhr, da der allgemeine Treffpunkt um 6.00 Uhr in der Früh für mich von besonderer Bedeutung war, da ich meine Postenkollegen kennen lernen durfte, die mir im Nachhinein bestimmt in Erinnerung bleiben werden, da ich durchaus behaupten kann, an drei Tagen noch nie soviel gelacht zu haben.

Meine Aufgabe an diesem Wochenende bestand darin, einen Eindruck der Aktivitäten der professionell ausgebildeten Steckenposten zu erhalten und falls erforderlich das Safety-Car-Schild zu halten, um den Fahrern zu signalisieren, dass der Rennverlauf neutralisiert ist.

Ebenfalls eine hochinteressante Erfahrung war es, als der erste Formel 1 Bolide in der Castrol-Kurve über seinen Bremspunkt hinausschoss, durchs Kiesbett raste und uns in einer riesigen Staubwolke ziemlich alt aussehen ließ. Dabei war eine unmenschlich hohe Reaktionsfähigkeit von Nöten, um den heran fliegenden Kieselsteinen auszuweichen.

Mein erster Arbeitstag endete an jenem Tag gegen 18:00 Uhr. Um meinen Erfahrungsschatz weiter aufzuwerten, warf ich mich mit einem Freund ins Nachtleben rund um den Grand Prix. Dabei wurde der Raum um das große Partyzelt zu einem durchaus beeindruckenden Catwalk für die verrücktesten Fans der verschiedensten Fahrer. Auf der einen Seite konnte man relativ einfach die typischen Michael Schumacher Fans erkennen, die meist das eine oder andere Bier genossen und den übermäßigen Konsum durch ihre "Fettleibigkeit" zur Schau stellten und nebenbei den vielen jungen Damen ihre "gut gebauten" Körper entgegenstreckten und auf der anderen Seite konnte ich beobachten, dass sehr viele Montoya Fans vor Ort waren, die jedoch eher durch ihre südländischen Gesänge auffielen.

Durch den doch relativ anstrengenden Arbeitstag fiel ich jedoch ungewohnt früh ins Bett um am Samstag um 6:00 Uhr wieder an der Rennstrecke zu erscheinen. Ich kann durchaus sagen, dass die Herren Rennfahrer sehr gesittet um den Kurs eilten, mit einer Ausnahme, namens Giancarlo Fisichella, der uns in so ziemlich jeder Trainingssession einmal "besuchen" kam. Zu meiner Freude kam hinzu, dass ich einige spektakuläre Fotos schießen konnte, so dass mir diese einmalige Möglichkeit, ein Streckenposten zu sein, für immer in Erinnerung bleiben wird.

Eine kleine Enttäuschung war hingegen das Formel 3000 Rennen, da meine Kollegen davon überzeugt waren, dass es in der Castrol-Kurve zu einiger Action kommen würde, aber die jungen Nachwuchsfahrer das ganze Rennen durch sehr gesittet zur Sache gingen. Dafür wurden wir am Sonntag in der Früh beim Porsche Supercup Rennen mehr als nur entschädigt. Als ob die Fahrer die Aussagen der Steckenposten gehört hätten, die behaupteten, dass seit bestehen des Porsche Cups noch nie etwas aufregendes passiert sei, entwickelte sich das Rennen zum absoluten Knüller. Vor allem der Gaststarter Heinz Kinigartner hatte es mir angetan, da er seinem Ruf als Offroadspezialisten alle Ehre machte und nach drei Drehen seinen Porsche direkt vor uns endgültig in die Leitplanken setzte.

Sehr beeindruckt hat mich zudem auch das Pausenprogramm bis 14:00 Uhr. Dj Ötzi und seine Tänzerinnen sorgten für eine tolle Stimmung, obwohl "Ötzi" dabei nicht sonderlich austrainiert wirkte und schon nach drei Minuten aussah, als ob er gerade ein 24 Stundenrennen hinter sich gebracht hätte.

Die "Gridgirls" aus zwei Metern Entfernung analysieren zu können, war auch eine der schöneren Erfahrungen, vor allem für unsere Gäste aus Malaysia, die mit neun Mann Besatzung den weiten Weg in die Steiermark angetreten hatten, ohne jedoch dabei zu vergessen, Wintermäntel und dicke Wollhandschuhe mitzunehmen, die sie dann meist so gegen 14:00 Uhr auszogen. Zu diesem Zeitpunkt zeigte das Thermometer dann doch schon ca. 25 Grad Celsius an!

Das Formel 1 Rennen selbst, brachte schon etwas an Routine mit sich, ohne wirklich spektakuläre Szenen in unserer Kurve zu zeigen. Der schwere Unfall zwischen Heidfeld und Sato führte zu einigen Spekulationen in der Castrol-Kurve, da der in unserer Kurve stationierte Sicherheitsstaffelwagen zum Unfallort geordert wurde und bei seiner Rückkehr, der Fahrer von einer schwereren Verletzung bei Sato ausging.

Dies zeigte mir auch auf, dass ein Job im Motorsport vom Risiko her nicht zu unterschätzen ist, egal ob als Rennfahrer oder neben der Strecke. Den Ausgang des Rennens und die darauf folgenden Reaktionen beim Publikum erlebte ich natürlich hautnah mit, was für mich wahrscheinlich den bleibendsten Eindruck hinterlassen wird, da ein Pfeifkonzert von über 80.000 Zusehern eine gewisse Gänsehaut hervorruft.

Trotz des Skandals, den es durch die Ferrari–Stallregie gegeben hat, wird dieses einmalige Erlebnis, drei Tage Streckenposten beim Großen Preis von Österreich gewesen zu sein, für immer in meiner Erinnerung bleiben und ich kann nur jedem empfehlen, wenn f1welt.com nochmals die Möglichkeit anbietet, so eine Erfahrung zu machen, diese beim Schopf zu packen – für einen wahren Rennsportfan gibt es nichts beeindruckenderes!!!"

Originaltext: Olivier Dedic, f1welt.com / Erstveröffentlichung: 17.05.2002