Das Boxenstopp-Trauma verfolgt Sauber. Nachdem das Team im Winter den Großteil der für Reifenwechsel relevanten Komponenten auf der Suche nach besseren Stopp-Zeiten überarbeitet hat, war es in Bahrain in überraschende Probleme rund um Nabe und Radmuttern geschlittert, welche in den ersten drei Rennen mehrere Wechsel mit Standzeiten von über 20 Sekunden zur Folge hatten. Es wird noch länger dauern, bis die Fahrer ohne Angst neue Reifen holen können.

"Es kommen an diesem Wochenende weitere Modifikationen, aber die werden es nicht zu 100 Prozent lösen", verrät Valtteri Bottas am Donnerstag vor dem fünften Rennwochenende der Formel 1 in China. Schon in Australien hatte das Team an Nabe und Mutter Änderungen vorgenommen, Bottas das Problem daraufhin als "fast gelöst" bezeichnet - nur um dann im Rennen 31,18 Sekunden zu stehen.

Das Problem ist also noch hartnäckiger als angenommen. Im letzten Rennen in Japan trat zumindest eine leichte Entspannung ein - in dem Sinne, dass alle Reifenwechsel im einstelligen Sekundenbereich abgewickelt wurden. Doch die temporären Sicherheits-Eingriffe sind keine Lösung: Bottas stand 4,06 und 4,94 Sekunden. In der heutigen Formel 1 bedeutet das: 31 Stopps waren schneller, nur ein einziger regulärer Reifenwechsel der Konkurrenz langsamer.

Stopp-Probleme maskieren Sauber-Fortschritte

Die durchschnittliche Standzeit der anderen neun Teams war in Japan 2,7 Sekunden. Ein 4-Sekunden-Stopp ist also quasi eine Garantie, dass zwischen ein und zwei Sekunden auf jedes Nicht-Sauber-Team verloren gehen. Für Bottas, der sich eigentlich guter Rennen in Australien und Japan rühmen will, ist das besonders bitter.

Denn im Hinterfeld kann jede Sekunde einen Punkt kosten. "Das maskiert viel, wenn es darum geht, was unsere Rennergebnisse hätten sein sollen", lamentiert Bottas. "In Japan war ich vor dem Stopp vor Tsunoda, mit ähnlicher Pace. Und er wurde Zehnter."

Sauber-Fahrer Guanyu Zhou und Valtteri Bottas im Paddock
Guanyu Zhou und Valtteri Bottas haben 2024 Boxen-Angst, Foto: LAT Images

Über eine Sekunde stand er beim zweiten Stopp länger, wodurch Yuki Tsunoda wieder vorbeigehen hatte können. Nachdem sich Bottas zu Rennbeginn den Platz auf der Strecke hart erarbeitet hatte. Obwohl ihm auch beim ersten Stopp eineinhalb Sekunden gegen Tsunoda abhandengekommen waren.

Das illustriert Bottas' Argument: "Wenn wir uns die Pace anschauen, und die Performance, dann haben wir uns Rennen für Rennen verbessert. Wir haben neue Teile gebracht, und hatten in den letzten zwei Events Pace ähnlich der von RB und Tsunoda." Nach neuem Frontflügel in Australien kam in Japan ein neuer Unterboden. Beide Teile verbesserten vor allem die davor unbeständige Fahrbarkeit des C44 merklich.

Saubers finale Lösung kommt erst in Imola

Nur auf das finale große Boxenstopp-Upgrade heißt es weiter warten. "Wir wissen, dass wir, zumindest aktuell, eine größere Chance auf einen Verlust des Platzes haben, wenn wir zeitgleich mit unseren Gegnern stoppen", räumt Bottas ein und gesteht, dass das auch in den Köpfen der Strategieabteilung zwangsweise herumschwirren muss: "Wir werden versuchen, diesbezüglich zu optimieren."

"Hoffentlich bekommen wir jetzt die Beständigkeit", will Bottas in China an die nächste temporäre Lösung glauben. Beständig heißt wenigstens, dass man eben damit für die Strategie rechnen kann. Positiv wenigstens: Es gibt einen Termin für das finale Update, mit dem alle Probleme gelöst werden sollen. Nur ist dieser erst das erste Europarennen in Imola Mitte Mai. So muss auch beim nächsten Grand Prix in Miami weiter bei Stopps gebangt werden.

Auch Saubers Konkurrenz hat Probleme - aber Williams steht in China zumindest wieder mit zwei Autos am Start. Und hat sogar Updates mit im Gepäck. Mehr dazu hier: