Ein Unfall in der Formel 1 kommt natürlich immer und für jeden Fahrer ungelegen. Aber kaum ein Pilot hätte beim Japan-GP 2024 einen Crash weniger gebrauchen können als Daniel Ricciardo und kaum ein Team hätte einen Unfall weniger gebrauchen können als Williams - wenn auch aus verschiedenen Gründen. Doch auf der ersten Runde des Rennens gerieten ausgerechnet der Racing-Bulls-Pilot und Alex Albon aneinander und schlugen anschließend beide in den Reifenstapel ein.

Während Williams nach dem Crash möglicherweise erneut um ein Chassis bangen muss, verlor der angeschlagene Australier eine weitere Chance seinem Rennstall und vor allem Red Bull zu beweisen, dass er nicht zum alten Eisen gehört und Yuki Tsunoda auch schlagen kann. Wer war aber Schuld an dem Unfall?

Alex Albon vs. Daniel Ricciardo: So entschieden die Stewards

Die Stewards luden die beiden involvierten Fahrer kurz nach Rennende vor und kamen schnell zu dem Schluss, dass es sich um einen normalen Rennunfall handelte, für den kein Fahrer die überwiegende Schuld zugewiesen werden kann. Dementsprechend wurden Albon und Ricciardo freigesprochen.

Eine Hauptursache für den Unfall war bereits die Reifenwahl am Start. Ricciardo startete genauso wie Teamkollege Yuki Tsunoda auf den Medium-Reifen, Alex Albon drei Plätze weiter hinten auf Soft. Dementsprechend hatte der Williams-Pilot in den ersten Kurven einen Grip-Vorteil. Dass sie sich schon nach Kurve 2 begegneten, lag an einem guten Start von Albon, während gleichzeitig das RB-Duo nicht gut wegkam.

Start-Crash mit Daniel Ricciardo (Racing Bulls) und Alexander Albon (Williams)
Alex Albon und Daniel Ricciardo auf dem Weg in den Reifenstapel, Foto: LAT Images

"Wir wurden auf den Medium-Reifen aufgefressen", stellte Ricciardo fest. Am VCARB-01 funktionierten die Pneus von der Linie weg deutlich schlechter als jene der Medium-Starter weiter vorne. Auch so am Ausgang von Kurve 2, als Ricciardos Auto unruhig wurde und Albon mit einem Überschuss auf die Außenbahn für Turn 3 kam. "Ich war etwas überrascht von dem Grip, den ich nach T2 gefunden habe, so war ich in der Lage neben ihn zu ziehen und einen guten Run zu Kurve 3 zu bekommen", erklärte Albon.

Ricciardo gesteht Teilschuld ein: Wollte Platz lassen

Albon hoffte dadurch die Linie von Ricciardo in die S-Kurven kompromittieren zu können und ihn sich für ein Überholmanöver zurechtzulegen. Der Australier sah Albon nicht, nahm aber dennoch eine Teilschuld auf sich. "Ehrlich gesagt gehe ich immer davon aus, dass in der ersten Runde vielleicht jemand da ist. Also versuche ich nie die gesamte Breite der Strecke zu nutzen."

"Ich schätze da war nicht genügend Platz", gestand er. Als Albon die aufkommende Gefahr merkte, war es schon zu spät: "Ich habe im letzten Moment versucht zurückzuziehen, als es einen Moment gab, in dem ich merkte, dass er mich nicht gesehen hatte", so seine Erklärung.

Ricciardo haderte nach dem Unfall mit der Reifenwahl für den Start: "Wenn wir die Uhr eine Stunde zurückdrehen würden, würde ich auf den Softs starten". Er betonte aber auch, dass er damit keineswegs das Team in die Kritik nehmen wolle, da er selbst die Entscheidung, auf Mediums in den Grand Prix zu gehen, unterstützt hatte.

Racing Bulls holen Punkte: Ricciardo verpasst nächste Chance

Bitter ist der Ausfall für den achtfachten Grand-Prix-Sieger vor allem auch deshalb, weil mit dem Racing Bull in Suzuka etwas zu holen war. Teamkollege Yuki Tsunoda landete schlussendlich auf der zehnten Position und staubte damit den einzigen Punkt ab, den die fünf Topteams übrigließen. "Zwischenfälle in der ersten Runde sind die schlimmsten, denn man fragt sich dann immer, was sein hätte können", ärgerte sich Ricciardo.

Er versucht sich aber mit dem Gedanken zu trösten, dass im Gegensatz zu seinen letzten teaminternen Niederlagen keine mangelnde persönliche Performance, sondern ein unglücklicher Zwischenfall für die Pleite verantwortlich ist. "Ich denke das heute ist ein einmaliger Moment. In 24 Rennen ist es wahrscheinlich, dass man wieder in einen Unfall auf der ersten Runde involviert sein wird. Es ist einfach eine Wahrscheinlichkeits-Kalkulation", so Ricciardo.

Angesichts seiner derzeitigen Lage beim kleinen Red-Bull-Team und den Gerüchten um sein F1-Cockpit eine optimistisch klingende Aussage. Denn es gibt keine Garantie dafür, dass Ricciardo auch an den noch verbleibenden 20 Formel-1-Rennen in diesem Jahr an den Start gehen darf. Der 34-Jährige ist ein Wackelkandidat im Fahrermarkt der Königsklasse. Im folgenden Artikel haben wir neben ihm auch zwei weitere Fahrer unter die Lupe genommen, deren Job-Aussichten für 2025 sich seit dem Beginn der Saison verschlechtert haben.