Vor dem Ausfall Max Verstappens und dem kontroversen Manöver Fernando Alonsos gegen George Russell bestimmte Williams die Schlagzeilen beim Australien-GP. Alex Albon schrottete sein Auto im Training. Da Williams kein Ersatz-Chassis hatte, gab das Team das andere Auto an den Thailänder. Logan Sargeant musste von da an zuschauen. Vor dem Japan-GP gelang die Reparatur des Albon-Chassis, aber die Ersatzteillage ist weiterhin prekär.

Sargeant: Nach Australien erstmal eine Woche lang Weg von der F1

"Sobald ich Melbourne verlassen hatte, dachte ich nicht mehr daran. Ich klinkte mich für eine Woche aus und versuchte in meiner eigenen kleinen Welt, fernab des Rennfahrens, zu bleiben", gab Sargeant Einblick in seine Gefühlswelt. Der Amerikaner tritt trotz seiner Benachteiligung nicht nach: "Du musst immer darauf blicken, was das Beste für das Team ist. Natürlich will ich als Fahrer auch fahren. Aber ich sehe, dass alle so gut arbeiten, wie sie können. Ich gebe niemandem die Schuld. Ich weiß, dass sie alle ihr Bestes geben. Ich mache Fehler und das Team macht Fehler."

Logan Sargent (Williams) bei der Fahrer-Pressekonferenz beim Großen Preis von Sao Paulo (Brasilien) 2023
Logan Sargeant klinkte sich erst einmal eine Woche lang aus, Foto: LAT Images

Als sein Teamkollege verunfallte, da hatte der 23-Jährige aber bereits eine gewisse Vorahnung: "Wir, zumindest ich, hatten davor nicht darüber nachgedacht. Wenn ich ehrlich bin: Als ich Alex' Unfall sah, da wusste ich, dass unsere Ersatzteile knapp sind. Ich war also bereits um das Team besorgt." Letztlich entschied Teamchef James Vowles, Albon das intakte Chassis von Sargeant zu überlassen. Dies kritisiert Sargeant nicht. Sehr wohl fordert er aber Besserung ein: "Es war eine Lage, in der weder ich noch das Team sein wollten. Wir müssen also sicherstellen, dass das in Zukunft nicht noch einmal passiert. Natürlich war ich enttäuscht."

Aufgrund der mangelhaften Ersatzteillage stand sogar die Frage im Raum, ob Williams in Japan überhaupt mit zwei Autos starten kann. Doch es gibt Entwarnung. Das verunfallte Chassis wurde repariert, aber es ist Sargeant, der es fährt. "Der Aufwand, es wieder [auf Sargeant] umzubauen, wäre für die Mechaniker einfach zu viel. Die Chassis-Reparatur verlief besser als erwartet", erklärt er. Eine erneute Benachteiligung zugunsten Albons gäbe es nicht: "Ich glaube es ist nur 100 Gramm schwerer [als das intakte], also quasi nichts."

Risiko bleibt: Williams weitere zwei Rennen ohne Ersatz-Chassis

Neben der Verarbeitung der Entscheidung des Teams für Sargeant, tragen beide Williams-Piloten durch den Mangel an einem Ersatzchassis eine weitere mentale Last mit sich. Jeder Unfall könnte das Ende des Wochenende bedeuten. Alex Albon gibt sich cool: "Uns geht es bereits seit Bahrain so, also ändert sich nichts." Sargeant hingegen ließ den Zwiespalt mehr durchblicken: "Wir gingen schon nach Saudi-Arabien in diese Situation. Einerseits musst du vorsichtig sein. Andererseits ist das hier die Formel 1. Wenn du vorsichtig bist, dann bist du im Nirgendwo."

Williams-Fahrer Alexander Albon im Paddock
Auch ohne Ersatz-Chassis ist Alex Albon optimistisch, Foto: LAT Images

Mit dieser Situation müssen die Williams-Fahrer noch zwei Rennwochenenden lang leben. Das Ersatz-Chassis wird aller Voraussicht nach erst in einem Monat in Miami zur Verfügung stehen, wie beide am Donnerstag verrieten. Zumindest in Sachen Konkurrenzfähigkeit rechnet sich Albon durchaus etwas aus. Sein kompromittiertes Melbourne-Wochenende sieht er nicht als Maßstab an: "Natürlich hätten wir ohne die eingeschränkte Zeit auf der Strecke die Dinge für den Sonntag [in Australien] wohl ein bisschen anders gestaltet. Bisher haben wir gesehen, dass sich das Auto über die Renndistanz ziemlich gut verhält, besser als letztes Jahr in den ersten beiden Rennen." In Suzuka gibt es nun die nächste Chance auf die ersten Punkte des Jahres. Nur crashen sollten Albon und Sargeant möglichst nicht...