Alpine legte am Freitag beim ersten Formel-1-Qualifying 2024 in Bahrain einen glatten Fehlstart in die neue Saison hin. Nach schwachen Trainings bewahrheitete sich in der Qualifikation für den ersten Grand Prix des Jahres die Befürchtungen der Franzosen. Esteban Ocon und Pierre Gasly waren beim Aus im Q1 völlig chancenlos und stehen am Samstag gemeinsam in der letzten Reihe der Startaufstellung. Nicht nur die Platzierungen, auch der große Rückstand auf die Konkurrenz lässt bei den Blauen die Alarmglocken schrillen.

"Ich habe in jeder Session experimentiert und versucht, irgendeinen magischen Trick zu finden, mit dem sich irgendwie das Potential freisetzen lässt, aber bisher habe ich ihn nicht gefunden", so Gasly, der sich seinem Teamkollegen knapp geschlagen geben musste. Ihm fehlten schlussendlich drei Zehntelsekunden für den Einzug ins Q2, bei Ocon waren es anderthalb. Der Gap zur Pole Position von Weltmeister Max Verstappen stand schlussendlich über anderthalb Sekunden.

Der sportliche Absturz kam nicht überraschend. Das Ungemach zeichnete sich allerdings bereits vor dem Rennwochenende ab, in dem die Alpine-Fahrer in den Trainigns stets im hinteren Drittel zu finden waren. "Nach den Testfahrten hatten wir schon eine Ahnung, wo wir sein würden. Wir waren uns natürlich nicht sicher, aber der Realität heute nach ist es der Fall", sagt Ocon. Beim Fahrgefühl im neuen Alpine A524 unterscheiden sich die Eindrücke der Piloten.

Ocon empfand die Balance nicht als problematisch. "Ich kann die Unzulänglichkeiten natürlich fühlen, und man könnte von außen betrachtet erwarten, dass es sich schrecklich fährt, aber das ist nicht der Fall", beteuert er. Gasly hingegen hadert mit dem Fahrverhalten: "Im Moment kann ich die Vorderachse nicht wirklich dort haben, wie ich sie beim Auto haben will. Ich bekomme nicht die Rotation, die ich will."

Darüber hinaus fühlte sich Gasly im entscheidenden Moment des Q1 von seinem Kommandostand nicht optimal beraten. "Im letzten Run in Q1 haben wir den Verkehr nicht gut im Griff gehabt. Wir waren das letzte Auto in der Schlange und ich musste auf der Outlap richtig pushen, um es über die Linie zu schaffen. Ich denke, wir hätten eine Chance auf das Q2 haben können, aber insgesamt sind wir natürlich davon entfernt, wo wir sein wollen", erklärt er.

Alpine-Fahrer hoffen in Bahrain auf die Rennpace

Für den 28-Jährigen ist es eine Art Déjà-vu. Als er vor zwölf Monaten erstmals mit Alpine antrat, ereilte ihn dasselbe Schicksal. Damals kämpfte er sich im Rennen auf Platz neun vor. "Es ändert nichts an meiner Herangehensweise. Sich ganz hinten im Grid aufzustellen, ist für niemanden schön, weder für mich noch für die Mannschaft, die irre viele Stunden arbeitet. Wir sitzen alle im selben Boot", gibt er sich kämpferisch.

Ocon erwartet, dass es für Alpine auf der Renndistanz besser aussehen wird. "Es ist heute klar, dass uns besonders auf den Shortruns die Pace fehlt. Wir werden morgen im Longrun sehen, wo wir genau stehen und ich denke, dass wir in dem Bereich näher an den anderen dran sein können", sagt er. "Es ist auf jeden Fall ein guter Test, um zu sehen, wo wir stehen und wo die Schwächen im Vergleich zum Qualifying liegen."

Durchhalteparolen vor dem ersten von 24 Saisonrennen

Mittelfristig sind die Alpine-Piloten jedoch alarmiert. Der Pleiten-Performance muss so schnell wie möglich Abhilfe geschaffen werden. "Dieses Team hat vor ein paar Jahren noch ein siegfähiges Auto konstruiert. Diese Ideen entstanden an den selben Orten, in Viry und Enstone und wir können all das wiederholen. Ich vertraue dem Team, das wir einen Schritt nach vorne machen werden", so Ocon, der 2021 in Ungarn mit Alpine seinen bis dato einzigen Grand-Prix-Sieg feierte.

"Wir müssen uns in vielen Bereichen verbessern. Ich denke, wir haben schon ein paar Lösungen, die zu einem späteren Zeitpunkt ans Auto kommen werden", sagt Gasly, der nicht verraten wollte, für welches Rennen die ersten Updates geplant sind. "Aber ich weiß, dass die Weiterentwicklungen die Balance etwas verbessern werden und auch in die Richtung, die ich will."

Bis dahin heißt es durchhalten. "Ich sehe viel Positives bei den Ingenieuren in der Fabrik, das sich auf der Rennstrecke bisher aber nicht bemerkbar macht. Ich weiß aber, dass es mittel- und langfristig so sein wird. Es geht jetzt nur darum, das zu maximieren, was wir haben", so der Grand-Prix-Sieger. "Wir müssen aber geduldig sein und nach den Rennen objektiv beurteilen, wo wir stehen."