Es ist eine der zentralen Fragen, die die Formel 1 zu Beginn der Saison 2024 beschäftigt: Wer wird Lewis Hamilton nach seinem Abgang zu Ferrari im folgenden Jahr bei Mercedes ersetzen? Die Kandidatenliste ist lang und derzeit ist noch alles offen. Teamchef Toto Wolff stellte bei den Winter-Testfahrten in Bahrain allerdings klar, dass nicht mit einer schnellen Entscheidung zu rechnen ist.

"Es gibt viele gute Fahrer in der Formel 1, die für nächstes Jahr verfügbar sind. Und das lassen wir alles in unsere Kalkulation einfließen, wenn wir eine Entscheidung über die Fahrer-Aufstellung für das kommende Jahr treffen. Aber das wird nicht so bald passieren", stellte Wolff klar.

Andrea Kimi Antonelli im Kampf ums Mercedes-Cockpit

Ein wichtiger Baustein in dieser Abwarte-Strategie ist Andrea Kimi Antonelli. Der Italiener ist Mercedes-Junior seitdem er elf Jahre alt ist und gilt als das größte Nachwuchstalent, das sich derzeit auf dem Markt befindet. Er gewann sämtliche Nachwuchsserien, in denen er seit der Formel 4 an den Start ging. In dieser Saison wird er die Formel 2 bestreiten.

Wolff will sich deshalb noch einmal etwas Zeit lassen, bevor er die Entscheidung fällt, ob Antonelli schon jetzt gut genug für die Formel 1 und eventuell sogar für ein Mercedes-Cockpit ist. "Wir haben viel Freude daran, zu sehen, wie er sich als junger Mann entwickelt und wie er durch die Ränge aufsteigt. Aber ich will auch etwas Druck von ihm nehmen", erklärte Wolff.

In einem Punkt ist er sich jedoch sicher: Dass es eine Frage ist, wann Antonelli in der Königsklasse auf Punktejagd geht und nicht ob. "Er ist gerade erst 17 und er hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Er befindet sich in seiner Rookie-Saison und ich denke, dass er in der Formel 1 sein wird. Er wird ein sehr erfolgreicher Formel-1-Fahrer werden", so Wolff.

Toto Wolff zu Antonelli: Die ersten Rennen abwarten

"Er hat seine Formel-2-Laufbahn noch gar nicht begonnen. Sie hatten ein paar schwierige Testtage in Bahrain und wir müssen sehen, wie er sich entwickelt. Deshalb will ich die ersten Rennen abwarten", ergänzte der Wiener. Was die Erwartungshaltung an Antonelli ist, ließ Wolff noch offen. Der Italiener übersprang nach seinem Meistertitel in der Formula Regional die Formel 3 und stieg direkt in die F2 auf - ein großer Performance-Sprung. Ein Meistertitel oder eine Top3-Platzierung in der Formel 2 wäre also umso mehr wert.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff im Paddock
Wen engagiert Toto Wolff als Nachfolger von Lewis Hamilton?, Foto: LAT Images

In der Vergangenheit parkte Mercedes Nachwuchs-Fahrer gerne für einige Jahre bei kleineren Teams, um sie auf die Tauglichkeit für die Topmannschaft zu prüfen. So kam George Russell in die Formel 1. Könnte Antonelli genauso wie der Brite über Williams seinen Aufstieg in ein Top-Cockpit schaffen?

Williams-Teamchef James Vowles wollte sich zu diesem Thema aus der Schusslinie ziehen. "Ich habe keine Zweifel, dass Kimi es in die Formel 1 schaffen wird, aber das bedeutet nicht, dass er unbedingt bei Williams landen muss", sagte der ehemalige Mercedes-Mann. Er betonte sein Vertrauen in die derzeitige Fahrerpaarung und das eigene Nachwuchs-Programm seines Teams: "Ich habe für nächstes Jahr Alex unter Vertrag und ich habe Logan unter Vertrag [für 2024, d.Red.], dazu kommen noch die Junioren. Es ist also eher eine Frage, wie es sich in den nächsten sechs Monaten entwickeln wird."

Teamspirit nach Hamilton-Aus angeschlagen? Wolff: Moral großartig

Bevor sein Cockpit aber vergeben wird, muss Mercedes noch ein Jahr mit Lewis Hamilton arbeiten. Laut Toto Wolff gibt es angesichts des in zehn Monaten anstehenden Wechsels keine Probleme zwischen dem Rennstall aus Brackley und dem zukünftigen Ferrari-Mann. "Die Moral im Team und die Dynamik, die wir im Winter hatten, waren großartig", erklärte Wolff.

"Wir haben viel Zeit damit verbracht, im Winter uns selbst zu hinterfragen und zu analysieren, was wir besser machen können. Und das Ergebnis davon ist eine Organisation, die bereit ist zu kämpfen und ein Auto zu entwickeln, das schneller ist, während wir unseren Werten treu bleiben", betonte der Österreicher.