Die spannendste Frage seit Bekanntwerden von Lewis Hamiltons Wechsel von Mercedes zu Ferrari ist jene nach seinem Nachfolger. Mercedes muss 2025 einen Ersatz für den erfolgreichsten Formel-1-Fahrer der Geschichte finden. "Ich freue mich darauf, gemeinsam mit meinen Kollegen die richtigen Entscheidungen zu treffen, wer nächstes Jahr in diesem Cockpit sitzt", sagte Mercedes Motorsportchef Toto Wolff bei seinem ersten Medientermin, nachdem die Transferbombe geplatzt war und fügte an: "Vielleicht ist das die Chance, etwas Mutiges zu machen."

"Verträge sind nur so lange gut, solange der Fahrer oder das Team auch miteinander fahren wollen", sagte Wolff später. Mit diesen Aussagen öffnete Wolff spektakulären Spekulationen Tür und Tor. Motorsport-Magazin.com fragte beim Österreicher weiter nach: Wären denn auch Max Verstappen oder Fernando Alonso mögliche Hamilton-Nachfolger?

Toto Wolff: Will nichts und niemanden ausschließen

"Vor 48 Stunden hätte ich nicht gedacht, dass mir Lewis sagt, dass er im nächsten Jahr Ferrari fährt. Deswegen würde ich in der Formel 1 nichts ausschließen. Fahrer treffen Entscheidungen, ob sie bei einem Team fahren oder nicht. Das hängt von den Umständen ab. Und wenn ein Fahrer irgendwann einmal sagt, er möchte nicht mehr fahren, dann gibt es wenig Abhilfe dagegen. Deshalb würde ich gar nichts, gar niemanden zu keinem Zeitpunkt ausschließen."

Fernando Alonso wäre sicherlich eine der spektakulärsten Varianten für Mercedes, doch ob Mercedes den 39-jährigen Hamilton durch den dann 43-jährigen Alonso ersetzen will, ist fraglich - zumal der Spanier bereits eine gewisse Historie mit Mercedes hat. 2007 fuhr er neben Lewis Hamilton bei McLaren-Mercedes. Die Ehe ging nach einem Jahr in die Brüche und mündete im Spionage-Skandal, der Mercedes 100 Millionen US-Dollar kostete.

Max Verstappen zu Mercedes?

Max Verstappen wäre ein weiterer absoluter Hammer-Transfer. Der amtierende Weltmeister hat allerdings noch einen Vertrag bei Red Bull bis 2028. Und ob der Niederländer einerseits aus sportlicher, andererseits aus menschlicher Sicht für Mercedes fahren würde, darf zumindest bezweifelt werden.

Trotzdem will Toto Wolff nicht lockerlassen: "Wir werden immer danach trachten, die bestmögliche Fahrerkombination in unserem Auto zu haben und jedes und diese Gespräche suchen. Man sieht, wie schnell sich eine Situation verändern kann. Gleichzeitig respektieren wir natürlich Verträge, die existieren."

Aus sportlicher Sicht will der Mercedes-Boss die Argumente bald wieder auf seiner Seite haben: "Fahrer werden immer im schnellsten Auto sitzen wollen. Ich glaube, jetzt ist es an uns zu demonstrieren, dass wir das schnellste Auto bauen können. Nicht nur kurz- und mittelfristig, sondern auch langfristig gerade aufs neue Reglement (2026) hin. Daraus ergeben sich dann auch Möglichkeiten, aber der Ball liegt bei uns."

Keine Chance für Mick Schumacher?

Die deutschen Formel-1-Fans träumen derweil schon von einem Comeback Sebastian Vettels. Obwohl die Achse Wolff/Vettel intakt ist, glaubt Wolff nicht an diese Variante: "Ich glaube, dass Sebastian die Entscheidung getroffen hat, dass er das nicht mehr machen will. Aber als Freund kommuniziere ich mit ihm regelmäßig. Wir haben auch gestern kommuniziert, aber nicht darüber, ob er wieder fährt."

Mick Schumacher verfolgt zusammen mit Toto Wolff und Jerome DAmbrosio die Formel 1 in der Mercedes-Garage
Mick Schumacher steht auf Toto Wolffs Wunschliste wohl nicht weit oben, Foto: LAT Images

Auch eine Beförderung Mick Schumachers vom Ersatz- zum Stammfahrer hätte für viele Fans einen Reiz. 2013 übernahm Lewis Hamilton Michael Schumachers Mercedes-Cockpit, 2025 wäre es dann dessen Sohn Mick, der in Lewis Hamiltons Fußstapfen treten würde.

Ließt man zwischen den Zeilen, steht Mick Schumacher wohl nicht ganz oben auf Wolffs Liste: "Ich möchte jetzt keinen romantischen Gedanken verfolgen. Weil ich mit meinen Kollegen noch nicht darüber nachgedacht habe, was denn das ideale Fahrer-Lineup 2025 für uns wäre. Da sind viele Namen, die interessant sein können, aber ohne dass wir sie evaluiert haben, ist es schwierig an der Stelle etwas zu sagen."

Ein interessanter Name ist auch Andrea Kimi Antonelli. Der Italiener ist Mercedes-Junior und fährt 2024 seine erste Saison in der Formel 2. Der 17-jährige Antonelli gilt als absolutes Supertalent. Seine Beförderung zum Mercedes-Werksfahrer 2025 käme aber wohl zu früh. "Das Wichtigste ist, dass er sich jetzt auf die Formel 2 konzentriert. Wenn wir damit beginnen, diese Gerüchte über ihn loszutreten, dann hilft ihm das nicht in der Formel 2. Ich will zu diesem Zeitpunkt deshalb keine Spekulationen über Kimi in der Formel 1 lostreten", wiegelt Wolff ab.

Timing erwischt Mercedes: Leclerc und Norris verlängerten

Bitter für Wolff und Mercedes: Im vergangenen Monat verlängerten Charles Leclerc und Lando Norris ihre Verträge bei Ferrari respektive McLaren. "Es wurden in den letzten Wochen ein paar Verträge unterschrieben, die wir uns angeschaut hätten", bestätigt der Teamchef, der zuletzt auch seinen eigenen Vertrag um drei weitere Jahre verlängert hatte. "Das wäre interessant gewesen, aber das Timing hat uns da etwas getroffen."

Eine Deadline für die Fahrerentscheidung gibt es beim einstigen Serienweltmeister nicht. Wolff stellt lediglich klar: "Ich will mich nicht hetzen lassen." Eile dürfte es nun ohnehin nicht mehr geben. McLaren und Ferrari haben ihre Fahrerpaarungen nun komplett. Nur bei Red Bull wäre an der Seite von Max Verstappen noch ein Cockpit zu vergeben.