Mick Schumacher drückte 2023 in der Formel 1 bei Mercedes die Ersatzbank. Für ihn war es jedoch auch ohne Rennen kein verlorenes Jahr. Nach einer frustrierenden Saison mit Haas und dem Karrieretiefpunkt in Form des Verlustes seines F1-Cockpits, konnte er in der Mannschaft von Toto Wolff an der Seite von Lewis Hamilton und George Russell eine neue Perspektive einnehmen. Der Austausch mit den beiden Top-Fahrern war für Schumacher ein wertvoller Erkenntnisgewinn, der ihm das Leben in Zukunft leichter machen wird.

"Ich schätze, der entscheidendste Punkt für mich ist, dass ich als Fahrer jetzt weiß, was ich vom Team um mich herum will, was ich wert bin und was ich im Team beitragen kann", so Schumacher, der sich bei Haas in seinem zweiten Jahr nicht mehr gut aufgehoben fühlte. Zugleich ist ihm auch bewusst, dass es ihm an Durchsetzungsvermögen mangelte. "In meinem ersten Jahr in der Formel 1 war es für mich schwer einzuschätzen, welche Position ich einnehmen soll und wie weit ich mit meinen Kommentaren gehen kann."

Bei Mercedes lernte er von zwei Fahrern, die es sowohl auf als auch neben der Rennstrecke verstehen, sich und ihre Interessen durchzusetzen. "Nachdem ich ein Jahr mit Lewis und George gearbeitet habe, weiß ich, wo das Ende der Fahnenstange ist und wie weit ich gehen kann. Ich denke, ich sollte in Zukunft keine Probleme mehr damit haben, mich mitzuteilen", erklärt der 24-Jährige.

Mercedes profitiert von Schumachers WEC-Engagement

Abgesehen von diesen charakterbildenden Erfahrungen war das Jahr auf der Ersatzbank für ihn von sportlicher Untätigkeit geprägt. "Als Fahrer war es schwierig, an mir zu arbeiten, da ich nicht gefahren bin", so Schumacher, der im Juni lediglich einen Reifentest mit dem Mercedes F1 W14 in Barcelona absolvierte. Von seinem Engagement mit Alpine in der WEC soll auch sein Formel-1-Arbeitgeber in Zukunft profitieren.

"Ich denke, für sie ist es wichtig, dass ich wieder Rennen fahre und meine Racecraft auf der Höhe ist", sagt Schumacher, für den 2024 in der Sportwagen-Weltmeisterschaft acht Stationen inklusive der legendären 24 Stunden von Le Mans auf dem Plan stehen. Dabei wird es fünf Überschneidungen mit dem Formel-1-Kalender geben, der kommende Saison mit 24 Grands Prix der umfangreichste in der Historie des Sports ist.

"Es wird immer noch Veranstaltungen geben, bei denen ich für das Rennen unterstützend vor Ort sein werde", so Schumacher, der sich ansonsten voll und ganz auf seine neue Aufgabe in der Sportwagen-Weltmeisterschaft widmen will. Dort trifft er auf eine ihm neue Form des Motorsports. Seine Stallgefährten sind allesamt Langstreckenroutiniers, während er in den Reihen von Alpine der einzige Pilot mit Formel-1-Erfahrung ist.

Schumacher lernt Teamwork von Kevin Magnussen

Anders als in der Formel 1 ist auf der Langstrecke das Teamwork unter den Fahrern unabdingbar. So unbefriedigend es für Schumacher bei Haas lief, in dieser Hinsicht machte er in seinen zwei Jahren beim Ferrari-Kundenteam auch gute Erfahrungen. In der ersten Saison kam es mit Teamkollege Nikita Mazepin vereinzelt zu Scharmützeln, doch mit Routinier Kevin Magnussen lief es anders. "In der Formel 1 gibt es viele egoistische Fahrer. Ich wiederum habe letztes Jahr mit Kevin gearbeitet und er war überhaupt nicht so."

Der Däne war bei Haas mehrfach mit Romain Grosjean aneinandergeraten. In der Saison 2021 fuhr er in der IMSA selbst Langstreckenrennen und fand Gefallen am Teamwork. "Er hatte einen Sinn dafür, das Auto zu teilen und die Vorteile darin zu sehen, mit einem anderen Fahrer zusammenzuarbeiten", erklärt Schumacher. "Diese Philosophie hat bei mir einen ziemlichen Eindruck hinterlassen und ich habe das Gefühl, dass auch in der Formel 1 viele Menschen davon profitieren würden, wenn beide Fahrer an einem Strang ziehen."

Das Line-up von Alpine komplettieren neben ihm Ferdinand von Habsburg so wie die vier Franzosen Charles Milesi, Matthieu Vaxiviere, Nicolas Lapierre und Paul-Loup Chatin. "Es wird sehr interessant, sie besser kennenzulernen. Die Fahrerpaarungen sind noch nicht geklärt, aber wir wissen natürlich wer die Fahrer sein werden und es wird sehr interessant, weil wir alle unterschiedliche Erfahrungen haben", so Schumacher. "Einige von ihnen fahren schon seit vielen Jahren Langstreckenrennen und ich werde auf jeden Fall von ihnen lernen."