Aston Martin meldete sich im turbulenten Formel-1-Qualifying in Brasilien am Freitag eindrucksvoll zurück. Im ersten Run des Q3 stellten Lance Stroll und Fernando Alonso die Plätze drei und vier sicher und profitierten danach vom großen Unwetter über Interlagos. Die gute Ausgangslage für das Rennen am Sonntag war den beiden in Folge der Wetterlage und des damit einhergehenden Abbruchs des Zeittrainings nicht mehr zu nehmen. Nach Monaten in der Krise sorgte das Lebenszeichen beim Team für ein Gefühl der Erleichterung.

"Wir brauchen hier in Brasilien ein gutes Resultat mit beiden Autos, um dem Team wieder Hoffnung zu geben und zu beweisen, dass wir ein paar Dinge begriffen haben. Es zeigt, dass wir wissen, was wir tun und darüber freue ich mich", sagt ein erleichterter Alonso. Für ihn war es die erst dritte teaminterne Qualifying-Niederlage gegen Stroll, doch das störte den zweifachen Champion nicht im Geringsten. In Austin und Mexico City war er nicht über die Startplätze 19 und 13 hinausgekommen.

Auf dem Autodromo Jose Carlos Pace lief es bereits im ersten Training mit Platz sechs für Stroll verheißungsvoll. Im Qualifying spielten die beiden Aston-Martin-Piloten vom Q1 an in den Top-10 mit. "Es ist eine tolle Teamleistung, das ganze Wochenende schon. Die Fahrer haben einen super Job gemacht und wir sind mit unserer Pace zurückgekommen", freut sich auch Teamchef Mike Krack im Gespräch mit Sky Deutschland.

Nachdem Alonso und Stroll als Vierter und Zehnter ins Q3 einzogen, lief es für sie im Finale auch dank des chaotischen Wetters planmäßig. Durch den Einzug einer schweren Gewitterfront wurde das Qualifying nach dem ersten Run beendet. "Es waren schwierige Bedingungen, der Regen hing während des gesamten Qualifyings in den Wolken. Wir haben die ganze Zeit darauf gewartet und es ging darum, rechtzeitig saubere Runs abzuliefern", erklärt Krack.

Während einige der Favoriten wie Lewis Hamilton und Lando Norris im entscheidenden Moment strauchelten, lieferten Stroll und Alonso als Dritter und Vierter ab. Der wetterbedingte Abbruch des Zeittrainings nahm der Konkurrenz die Möglichkeit zum Konter. Das Szenario ähnelte dem Brasilien-Qualifying im Vorjahr, als Haas-Pilot Kevin Magnussen sensationell auf Pole fuhr. "Für das Q3 hatten wir unsere Hausaufgaben anhand des Vorjahres gemacht, wir wollten vorne sein weil der Regen drohte und es zahlte sich aus", so Krack.

Mit dem richtigen Timing und der glücklichen Fügung übertraf das Team seine Erwartungen in jeder Hinsicht. "Ich glaube nicht, dass wir da stehen, wo wir hingehören, aber auch nicht weit weg davon", so Krack. "Ich denke, das Q2 ist repräsentativer. Wenn wir darauf schauen, war es zwischen uns, Ferrari und Mercedes sehr eng. Red Bull und McLaren sind etwas schneller, aber bei den geringen Abständen geht es um die Ausführung."

Schluss mit den Experimenten

Die Ausführung alleine war nach den schwachen Wochenenden der vergangenen Wochen aber nicht der einzige Faktor für den Erfolg. "Ab Texas ging es für uns darum, für das kommende Jahr ein paar Dinge zu lernen. Wir haben ein paar neue Dinge versucht und ein paar Änderungen vorgenommen, um so viel wie möglich zu erfahren. In Texas und Mexiko waren wir von vornherein nicht konkurrenzfähig, dazu hatten wir ein paar Probleme", erklärt Krack.

Für das letzte Sprint-Wochenende der Saison verkniff sich Aston Martin die Versuche. "Wir haben in Texas im Rennen gesehen, dass wir nach dem Start aus der Boxengasse mit beiden Autos stark zurückgekommen sind und vor dem Wochenende hier mit dem Sprint haben wir uns die Frage gestellt, welches unser bestes Paket ist. Das haben wir definiert und haben uns entschieden, keine Experimente zu machen und einfach gut auszuführen", so der Teamchef.

Lebenszeichen von Lance Stroll

Eine gute Ausführung legte vor allem auch der in die Kritik geratene Lance Stroll an den Tag. "Du hast gesehen, dass er gut gelaunt hierher kam und war im Training sofort konkurrenzfähig und das die gesamte Zeit über", freut sich Krack. "Ich freue mich wirklich über das Resultat, er hat es ganz cool genommen. Ich denke, es ist toll für ihn und auch schön für alle Leute, die ihn ständig kritisiert haben."

Der Kanadier wurde im Saisonverlauf vor allem durch die Updates von Aston Martin aus der Bahn geworfen. "Wir haben ein paar Entwicklungsschritte gemacht, die ihm nicht zugute kamen. Das hat sich jetzt geändert", erklärt Krack. Für Stroll war der entscheidende Run im Q3 trotz seiner souveränen Vorstellung an diesem Freitag ein Drahtseilakt.

"Das Auto fühlte sich die ganz Session gut an, das war super. Im Q3 war es aber komisch. Die Bedingungen haben sich schnell geändert und meine Runde war sehr unsauber. Ich habe mich verbremst, die Scheitelpunkte verpasst, aber es war gut genug für die Top-3", so der Kanadier, der für den Rest des Wochenendes auf diesem Erfolgserlebnis aufbauen will.

"Wir wollen auf das Podium aber ich denke, es wird sehr schwierig. Wir wissen, dass unseres nicht das drittschnellste Auto ist. Ich denke, McLaren wird schnell sein. Wir hatten Glück, dass der Regen kam und die Rund gesessen hat, bevor die anderen nachlegen konnten. Perez wird auch durchs Feld kommen, aber wir schauen, was für uns drin ist", sagt Stroll. Wenn es nach Alonso geht, hat er fürs Wochenende auf jeden Fall genug Regen gesehen: "Sonne würde helfen, und die Leute können es dann auch mehr genießen."