Verlierer: Der Katar GP

Um es gelinde zu formulieren: Die zweite Ausgabe eines Formel-1-Rennens auf dem Losail International Circuit verlief nicht gerade reibungslos. Los ging es einmal mehr mit einer Track-Limits-Farce. Im Qualifying am Freitag dauerte es teilweise Minuten, bis Überschreitungen zu gestrichenen Rundenzeiten führten. Die Zuschauer wussten nicht, ob das gerade angezeigte Ergebnis wirklich das Endergebnis sein würde. Dabei gab es zuvor Modifikationen an der Strecke, um genau dies zu verhindern. Im weiteren Verlauf des Wochenendes gingen die Probleme mit den Track Limits ungebremst weiter.

Auf die Track Limits folgten die Reifen. Pirelli erkannte schon am Freitag, dass das Überfahren der sogenannten Misano-Kerbs bei hoher Geschwindigkeit zu Hochfrequenzvibrationen und damit zu Reifenschäden führen kann. Vor dem Sprint-Shootout wurde daher ein Zusatztraining einberufen, da als Vorsichtsmaßnahme auch neue und strengere Track Limits eingeführt wurden. Für das Rennen am Sonntag gab es dann noch mehr Maßnahmen: Nur 18 Runden lang durfte ein frischer Reifen gefahren werden, das ergab am Ende drei Pflichtboxenstopps.

Als wäre das alles noch nicht genug gewesen, so erlebten die Fahrer im Rennen eine Tortur. Allesamt sprachen sie vom härtesten Rennen ihrer Karriere. Die hohen Temperaturen in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit setzten den Piloten gewaltig zu. Williams-Pilot Logan Sargeant musste aufgeben, Esteban Ocon übergab sich und Lance Stroll berichtete, dass er mehrfach kurzzeitig das Bewusstsein verlor. Der Gesamteindruck dieses Katar-Wochenendes kann der Formel 1 und dem Veranstalter keineswegs gefallen haben.

Hitze-Albtraum in Katar: Formel-1-Fahrer fast ohnmächtig! (10:00 Min.)

Gewinner: Der dreifache Weltmeister Max Verstappen

Gezweifelt hatte an seinem Titelgewinn ohnehin niemand, doch die Art und Weise war dann relativ kurios. Bereits am Samstag im Sprint sicherte sich Max Verstappen seinen dritten Weltmeistertitel in Serie. Diesen Erfolg besiegelte er allerdings nicht wie gewünscht mit einem Sieg, sondern er wurde 'nur' Zweiter hinter Oscar Piastri. Den Schönheitsfehler bügelte der Red-Bull-Pilot am Sonntag sofort wieder aus und siegte in gewohnt souveräner Manier. Dabei sicherte er sich natürlich auch noch die schnellste Rennrunde. König Max ist derzeit der unangefochtene Herrscher der Formel 1.

Verlierer: Mercedes & Lewis Hamilton

Wäre das Wochenende rund um die Streckenverhältnisse nicht ohnehin schon so kontrovers gewesen, so hätte die Startkollision der beiden Mercedes wohl die Schlagzeilen bestimmt. Lewis Hamilton verschätzte sich bei einem Angriff von außen in Kurve 1 und führte so die Berührung mit George Russell herbei. Hamilton fiel aus, Russell wurde ans Ende des Feldes geschleudert. Dazu überquerte Hamilton auch noch zu Fuß die Strecke und zog damit den Zorn der FIA auf sich, die eine Geldstrafe verhängte. Der Haussegen bei Mercedes hängt dennoch nicht schief. Hamilton nahm die Schuld auf seine Kappe, Russell akzeptierte die Entschuldigung. Der Schaden bleibt trotzdem enorm. Statt satter Punkte konnte Mercedes den Vorsprung auf Ferrari an einem sehr starken Wochenende nur um 8 Punkte ausbauen und dabei nicht wirklich davon profitieren, dass Carlos Sainz am Sonntag nicht einmal starten konnte. Auf den nun folgenden Strecken im Kalender sollten die Roten wieder stärker dagegenhalten können.

Gewinner: McLaren & Oscar Piastri

McLaren ist das Team der Stunde in der Formel 1 und das liegt immer mehr an Oscar Piastri. Der Super-Rookie lieferte sein bisher stärkstes Rennwochenende ab und das obwohl auch er am Freitag Opfer der Track-Limits wurde. Danach sorgte der Australier aber nur noch für Jubel in der McLaren-Box. Einem perfekten Samstag mit Sprint-Pole und Sieg folgte mit Rang Zwei im Grand Prix auch das beste Karriereresultat am Sonntag. McLaren scheint aktuell die klare zweite Kraft in der Formel 1 zu sein, was auch die beiden dritten Plätze von Lando Norris bestätigten. Die Frage lautet nicht mehr ob, sondern wann sie Aston Martin den vierten WM-Platz abnehmen werden. In einer Kategorie sind sie seit Katar sogar ganz vorne: In unglaublichen 1,80 Sekunden wurde Lando Norris beim Boxenstopp abgefertigt, womit die Truppe aus Woking einen neuen Rekord aufstellte.

Verlierer: Sergio Perez

Dieses Wochenende wird die Frage nach der Zukunft von Sergio Perez nicht kleiner werden lassen. Der Mexikaner befindet sich in den letzten Rennen in einem eklatanten Formtief. Während sein Ausfall im Katar-Sprint bei der Kollision mit Nico Hülkenberg und Esteban Ocon sicherlich eher als ein unglücklicher Rennunfall zu werten war und ihn zum Start in die Boxengasse verbannte, so muss mit einem Red Bull dennoch viel mehr drin sein. Während Russell durch das Feld pflügte, sammelte Perez zweimal Zeitstrafen wegen Track Limits. Am Ende stand Rang 10, vom Teamkollegen überrundet. Für einen sechsfachen Grand-Prix-Sieger im überlegenen Auto der Saison eine schlichtweg indiskutable Leistung.

Gewinner: George Russell

Auch wenn Mercedes durch Hamiltons Fehler im Gesamten betrachtet eine große Chance verloren hat, so darf George Russell sich dennoch als ein heimlicher Sieger fühlen. Nach zuletzt eher mäßigen Wochen und seinem entscheidenden Fehler in Singapur war die Leistung des Briten diesmal tadellos. Der Reifenpoker mit den Softs im Sprint ging zwar am Ende nicht ganz auf, doch die Pace nach der von Hamilton verursachten Startkollision sollte ihm Mut machen. Vom letzten Platz aus fuhr der Mercedes-Pilot noch bis auf Rang 4 nach vorne und profitierte dabei nicht von erneuten Safety-Cars, Ausfällen oder ähnlichem. In Sachen Pace war Russell ganz vorne mit dabei und hätte ohne die Kollision wohl die McLaren im Kampf um das Podest herausgefordert.

Verlierer: Lando Norris

Zweimal Platz Drei in Sprint und Rennen liest sich alles andere als schlecht, und dennoch musste McLaren-Pilot Lando Norris unzufrieden sein. Es ging nicht nur darum, dass er in beiden Qualifyings und Rennen von Oscar Piastri geschlagen wurde, es ging um das wie. Denn Norris hatte diese Niederlagen einzig und allein sich selbst zuzuschreiben. In beiden Qualifyings versagte er im entscheidenden Moment und warf so Startplatz Zwei für das Rennen und die Pole für den Sprint weg. Dass er am Ende beide Male mit starker Pace immer noch Dritter wurde, machte den Ärger nur umso größer, zumal er auch noch mit einer Teamorder zurückgepfiffen wurde. Der Brite glaubte daran, dass er mit einem guten Startplatz sogar gegen Max Verstappen hätte kämpfen können.

Gewinner: Alfa Romeo

Von den TV-Kameras relativ unbemerkt und von den großen Kontroversen des Wochenendes überschattet, hat Alfa Romeo Sauber in Katar ein hervorragendes Wochenende hingelegt. Mit den Plätzen 8 & 9 für Valtteri Bottas und Guanyu Zhou gelang das beste Saisonergebnis. Die sechs Punkte brachten den schweizer Rennstall vorbei an Haas, was momentan WM-Rang acht bedeutet. Dabei setzten sie zum einen ihre Strategie perfekt um, zum anderen profitierten sie auch von den Ausfällen und Track-Limit-Strafen der Konkurrenz.

Verlierer: Nico Hülkenberg

Falschparker werden auch in der Formel 1 aufgeschrieben. Nico Hülkenberg wird den Start in den Katar GP wohl nicht so schnell vergessen, und das nicht, weil er von Startplatz 14 auf Rang 10 nach vorne gestürmt war. In Wirklichkeit stand er auch gar nicht auf Startplatz 14, sondern auf der 12. Der Zwölfte war eigentlich für Ferrari-Pilot Carlos Sainz reserviert, doch der Spanier konnte mit Defekt am Benzinsystem seines Wagens gar nicht erst starten. Hülkenberg reihte sich nach der Aufwärmrunde einfach auf dem Sainz-Platz ein, anstatt die Startposition vor ihm freizulassen. Selbst einem Routinier wie ihm kann also noch ein solcher Anfängerfehler passieren, zumal ihn sein Team per Funk sogar gewarnt hatte. Die Folge war eine 10-Sekunden-Strafe, das Rennen war von da an für ihn gelaufen. Die lange Standzeit beim ersten Stopp spülte ihn ganz nach hinten.