Katar war das Wochenende von McLaren. Aber nicht das von Lando Norris. Während Oscar Piastri auf einen Sprint-Sieg am Sonntag im Rennen einen zweiten Platz folgen ließ, musste sich Lando Norris zum vierten Mal in einer relevanten Session geschlagen geben. Kein Qualifying und kein Rennen beendete er vor seinem Rookie-Teamkollegen. Eine Teamorder der Box gab ihm den Rest.

Norris war besonders in der zweiten Rennhälfte noch einmal an Piastri herangefahren. Er fühlte sich wie der schnellere Fahrer, wie erst zuletzt in Japan, wo ihn Piastri durchwinken musste. Diesmal war die Lage anders.

McLaren-Teamfeier mit Lando Norris, Andrea Stella und Oscar Piastri
Zweites GP-Doppelpodium in Folge für McLaren, Foto: LAT Images

Beide hatten 14 Runden vor Schluss zum viertplatzierten George Russell boxenstoppbereinigt einen riesigen Puffer, und sah nach vorne keine Chance mehr. "Bleibt weg von den Kerbs, passt mit Track Limits auf, macht die einfachen Dinge richtig und sichert das Podium ab", erklärt Teamchef Andrea Stella später auf Sky den Plan. Norris wurde zurückgepfiffen. Selbst Piastri überraschte das: "Ich hätte beides akzeptiert, aber natürlich waren wir sehr besorgt um die Reifen und die Track Limits."

Norris verflucht Katar-Wochenende: Zwei Siege, zwei Poles

Für Norris steht seine Pace in Katar außer Frage: "Ich weiß nicht, wie viel schneller Max im Qualifying noch gekonnt hätte, aber wenn ich ehrlich mit mir bin, hätte ich um zwei Poles und potenziell um zwei Siege kämpfen sollen." Dass Rennsieger Max Verstappen in der Ergebnisliste nur 4,833 Sekunden vor Piastri steht, nagt an ihm.

"Ich weiß, das ist eine große Ansage, aber wenn die Dinge gut laufen und ich nicht die Fehler mache, die ich über die letzten zwei Tage gemacht habe - deshalb bin ich so frustriert", versichert Norris. "Weil ich weiß, was das Auto potenziell hergab. Das waren gestern und heute Siege." Seine Bilanz stattdessen: Im Qualifying einmal Track Limits, einmal ein Fahrfehler. Damit zwei Rennen mit Rückstand aufzunehmen war der Todesstoß für die Ambitionen.

Die Mercedes-See teilt sich: McLaren in Runde 1 reich beschenkt

Immerhin bekam McLaren nach den eher schwachen Startplätzen sechs und zehn infolge des verpatzten Freitags-Qualifyings ordentlich Hilfe in der ersten Kurve. Dort nahmen sich beide Mercedes - die Hauptgegner um das Podium - selbst aus dem Rennen. Vor Piastri teilte sich die See sprichwörtlich, als auch noch andere ausweichen mussten: "Ich habe zum richtigen Zeitpunkt gebremst, und alle anderen sind ausgerutscht. Es war so einfach."

Piastri kam schon als Zweiter aus der ersten Kurve, Norris als Sechster. Ohne Mercedes gab es aber keine echte Gegenwehr mehr für ihn: "Von Runde 1 an war das Podium drin, das war mein Ziel." Beim ersten Boxenstopp holte er sich P5, in Runde 19 P4 von Charles Leclerc auf der Strecke, und beim zweiten Boxenstopp nahm er Fernando Alonso P3 ab. Damit war er in Runde 28 nur mehr sieben Sekunden hinter Piastri.

Reifen-Limits in Katar ein Vorteil für McLaren

Nach Max Verstappens zweitem Stopp in Runde 35 konnte sich der Red Bull dann überraschenderweise nicht mehr absetzen. Nach dem dritten Boxenstopp-Zyklus in Runde 52 betrug Verstappens Vorsprung nur 3,8 Sekunden zu Piastri und 5,3 zu Norris. Während letzterer schneller konnte, scheiterte Verstappen auch im Schluss-Sprint daran sich abzusetzen. Mehr Munition für Norris' Sieg-Mutmaßung: "Die Pace war besser als erwartet. An einem Punkt waren wir sogar schneller als Max."

Red Bull-Pilot Max Verstappen führt das Rennen vor Oscar Piastri im McLaren an
Max Verstappen blieb für McLaren in Sichtweite, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Beide Fahrer stimmen der Vermutung zu, dass die kurzfristig in Katar eingeführten Reifen-Beschränkungen McLaren in die Hände spielten. Maximal 18 Runden durfte man mit einem Satz fahren, je nach Umständen. Das erzwang eine Dreistopp. Und schien so den Reifenvorteil des Red Bull RB19 zu neutralisieren. "Es wurde zu einem Rennen, wo du die ganze Zeit voll pushst", erklärt Piastri. Das macht man heute in der Formel 1 eigentlich nicht.

"In einem Zweistopper, wo du mehr aus den Reifen ziehen musst, siehst du, dass Red Bull konstanter ist, wie in Japan, wo sie immer im zweiten Stintteil etwas besser waren", unterstreicht Norris. "Wir fielen ab. Heute sahen wir das nicht." Was Norris aus der ersten Startreihe ausrichten hätte können, bleibt so auf jeden Fall eine interessante Frage. Die WM macht McLaren immer spannender, liegt nur mehr 11 Punkte hinter Aston Martin auf P5.