Die Formel 1 fährt seit 2022 mit Ground-Effect-Autos. Ein Nebeneffekt dieses Technik-Reglements ist, dass die Fahrzeuge besonders steif abgestimmt sind und in der Vergangenheit durch Bouncing und Porpoising vielfach für Rückenschmerzen sorgten. Inzwischen ist dieses Problem nicht mehr so akut, dennoch haben einige Fahrer noch immer Probleme mit ihrem Rücken.

Lando Norris machte beim Italien-GP bekannt, dass er seit dem Umstieg auf das neue technische Reglement an Rückenschmerzen leidet. "Ich musste viel Training einlegen, um meinen Rücken zu stärken und hatte viele Probleme damit in den letzten zwölf Monaten,", sagte er während dem Monza-Wochenende und betonte: "Mir ging es im vergangenen Jahr zeitweise schlecht, sehr schlecht sogar."

McLaren-Teamkollegen Lando Norris und Oscar Piastri im Zweikampf
Lando Norris nimmt beim F1-Wochenende in Monza über einen Sausage-Kerb mit, Foto: LAT Images

Der McLaren-Pilot erklärte, dass er mehrere verschiedene Sitze anfertigen ließ und so versuchte dem Problem Herr zu werden. Neben anderen Maßnahmen: "In der Vergangenheit kam ich damit durch, mal weniger Physio zu machen. Jetzt muss ich es tun. Ich muss auch jeden Tag am Morgen, am Abend und vor jeder Session Dehnübungen machen."

Lando Norris: Kein Golf wegen Rückenproblem

Nicht nur sein Trainings-Programm musste Norris weitestgehend umstellen, sondern auch sein privates Leben. Einige Hobbys mussten weichen. "Ich spiele wegen meinem Rücken weniger Golf", nannte er als Beispiel. Auch die Trackwalks, die die Fahrer üblicherweise am Donnerstag vor einem GP-Wochenende unternehmen, habe er zurückschrauben müssen.

"Sobald ich einen Trackwalk machte, hatte ich Rückenschmerzen", ergänzte er. Unter diesen Umständen seien auch Radausflüge und Laufaktivitäten erschwert worden, wie Norris weiter beschrieb. Sogar sein Schlaf leide unter den permanenten Rückgrat-Beschwerden.

McLaren-Teamchef Andrea Stella betonte, dass auch das Team seinen Fahrer dabei unterstützt. "Möglicherweise müssen wir sogar anpassen, wie er im Auto sitzt", so Stella. Von Teamseite ist aber der Spielraum gering, am Auto Veränderungen vorzunehmen und dabei nicht die Leistung zu beeinflussen.

Lando Norris hofft auf Ende der Ground-Effect-Ära

Mittelfristig sind die Technik-Regeln natürlich größtenteils in Stein gemeißelt und da Porpoising und Bouncing nur sehr vereinzelt auftritt, wird sich an den Regeln auch kaum etwas ändern. Aber die Diskussion könnte sich mit Blick auf die neue Regel-Generation ab 2026 intensiveren. Das Motor-Reglement für diese Periode steht schon, ist aber umstritten. Was das restliche Fahrzeug angeht, sind die Regularien aber noch offen.

Lando Norris hofft, dass die neue Fahrzeug-Generation ab 2026 deutlicher sanfter mit dem Rückgrat der Fahrer umgeht. "Ich würde es lieben, wenn die Autos wieder weicher abgestimmt werden würden und es mehr so wäre wie 2019 bis 2021", sagte er.

Leclerc und Perez widersprechen: Haben keine Rückenprobleme

Auch andere Fahrer, wie etwa Carlos Sainz, beklagten sich in den letzten Wochen über die Rückenbelastung aufgrund der steifen Autos. In der Vorsaison sorgte vor allem die schmerzerfüllten Szenen von Lewis Hamilton nach dem Aserbaidschan-GP für Aufsehen, doch inzwischen wurde es in diesem Zusammenhang ruhig rund um den Mercedes-Piloten.

Baku 2022: Lewis Hamilton kann kaum mehr aus seinem Mercedes aussteigen, Foto: LAT Images
Baku 2022: Lewis Hamilton kann kaum mehr aus seinem Mercedes aussteigen, Foto: LAT Images

Doch es betrifft beileibe nicht alle Fahrer. Einige seiner Fahrerkollegen widersprachen Norris und stellten fest, dass ihr Rücken von der neuen Fahrzeug-Generation keinen Schaden genommen habe. "Die Autos sind etwas steifer, aber ich hatte noch nie ein Problem damit", sagte etwa Sergio Perez, eine Aussage der auch Charles Leclerc zustimmte.

Nico Hülkenberg: Schaden steife Autos dem Racing?

Nico Hülkenberg gehört ebenfalls zu dieser Gruppe, er versteht aber auch die Sorgen der betroffenen Fahrer. "Es sind definitiv die steifsten Autos, die ich in meinem Leben je gefahren bin", so der Emmericher.

"Es ist etwas, das die meisten Fahrer spüren und woran sie arbeiten müssen", sagte er weiter. Hülkenberg hob allerdings einen anderen Faktor hervor, der durch die steifen Fahrzeuge Schaden genommen habe: Das Racing selbst. "Die Steifheit schiebt uns einen Riegel vor, wenn wir eine eigene Linie fahren wollen, um aus der verwirbelten Luft zu kommen", argumentierte er.

Was er damit meint: Die Fahrer müssen aufgrund der besonders tiefliegenden Fahrzeuge häufiger die Kerbs oder Schläge vermeiden und haben somit weniger Spielraum, um saubere Luft zu bekommen. Das erschwert es, direkt anderen Autos zu folgen und verringert in weiterer Folge auch die Wahrscheinlichkeit für direkte Zweikämpfe. Wir stark dieser Effekt ist, lässt sich aber schwer bemessen.