Der Formel-1-Sprint in Österreich hat Lust auf mehr gemacht. Beim Rennen heute ist aber nicht nur das Wetter ein Spannungsfaktor. Die Startaufstellung birgt trotz Max Verstappen auf der Pole Position durchaus Potential für Überraschungen. Ferrari ist mit Charles Leclerc und Carlos Sainz in Lauerstellung und hat nach zwölf sieglosen Monaten einen Erfolg bitter nötig. Sergio Perez muss nach einem weiteren Qualifying-Flop eine Aufholjagd hinlegen und wird Red Bull im Kampf an der Spitze kaum zur Verfügung stehen. Das sind die sieben Schlüsselfaktoren für das Rennen auf dem Red Bull Ring.

1. - S wie Startaufstellung

Max Verstappen geht heute zum sechsten Mal in dieser Saison von der Pole Position ins Rennen. Der Weltmeister hat auf dem Red Bull Ring ziemlich klar die Hosen an, im Qualifying war es am Freitag aber doch enger als gedacht. Charles Leclerc haute im Ferrari wieder mal einen raus und war nur vier Hundertstelsekunden langsamer. Durch den nächsten Fehlschlag von Sergio Perez, steht Verstappen vorne als Red Bulls Einzelkämpfer der Konkurrenz gegenüber. In Reihe zwei lauern Carlos Sainz und Lando Norris.

Ebenfalls voneinander getrennt sind die Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton und George Russell auf den Startplätzen fünf und elf. Haas-Hero Nico Hülkenberg fährt neben Fernando Alonso in Reihe vier los. Insgesamt ist das Mittelfeld durchgemischt wie schon lange nicht mehr. Als 15. ist Sergio Perez im Red Bull maximal deplatziert. Der Mexikaner muss im Rennen etwas mehr als in den vergangenen Wochen zeigen, wenn es nach vorne gehen soll. Vom letzten Startplatz geht AlphaTauris Sorgenkind Nyck de Vries in den Grand Prix.

2. - S wie Start

In Sachen Pace hat Perez in Österreich allerdings schon einen besseren Job gemacht, als man in Anbetracht seines anhaltenden Formtiefs erwartet hatte. Im Sprint war Perez am Start angriffslustig wie lange nicht mehr und kochte Verstappen eiskalt ab. Die 246 Meter von der Pole Position bis zur ersten Kurve dürften auch am Sonntag mehr oder weniger die einzige Achillesferse des Favoriten sein.

Die Kurve eins des Red Bull Rings zählt seit dem Debüt der Rennstrecke als A1 Ring im Jahr 1997 zu den heißesten im Formel-1-Kalender. Die breite Start- und Zielgerade lädt am Kurveneingang zu riskanten Manövern ein, zumal in der Auslaufzone genügend Platz zum Ausweichen ist. Das hat in der Vergangenheit schon den einen oder anderen Fahrer zu einem übermotivierten Move verleitet. 2017 machte der Torpedo Daniil Kvyat seinem Spitznamen alle Ehre und löste eine Massenkarambolage aus.

Wie der Schlagabtausch zwischen Verstappen und Perez im Sprint zeigte, ist in der Startphase auf der ersten Hälfte der Runde einiges möglich. Die langen Geraden spenden jede Menge Windschatten und in den harten Anbremszonen der Kurven zwei und drei ist immer eine Möglichkeit für den Konter. In Kurve fünf ist auch noch ausreichend Platz für zwei Autos nebeneinander.

Perez drängt Verstappen ab! Unfaires Revanche-Foul? (09:22 Min.)

3. - S wie Steiermark-Wetter

Der Sprint hatte es dank des launischen Wetters in der Steiermark in sich. Auch am Sonntag könnte es in der Region rund um den Red Bull Ring nass werden. Ganz so dramatisch wie am Samstag sieht die Vorhersage allerdings nicht aus. Die Regenwahrscheinlichkeit beträgt nur 40 Prozent und es ist fraglich, ob der Regen zum Rennstart um 15:00 Uhr eintritt. Die Außentemperatur wird mit 24 Grad Celsius erwartet.

4. - S wie Strategie

Das Sprint-Wochenende bringt in der Formel 1 häufig den Nachteil mit sich, dass das kurze Rennen am Samstag den Teams bereits alle Antworten für den Grand Prix liefert. Dementsprechend gibt es am Sonntag häufig weniger Potential für Überraschungen. Diesmal müssten wir schon wechselhafte Bedingungen haben, damit dieser Fall eintritt - und ein Wetterroulette ist was den Faktor Spannung angeht eigentlich nie verkehrt.

Bleibt es trocken, fehlen den Teams diesmal die Erkenntnisse aus dem Sprint. Bei optimalen Bedingungen. Pirelli erwartet nicht, dass der weiche Reifen in diesem Fall zum Einsatz kommt. Die Italiener haben eine Zweistopp-Strategie mit Medium, Hard und Medium als schnellste Variante für die Renndistanz von 71 Runden ermittelt. Alternativ können auch zwei Stints auf Hard und einer auf Medium gefahren werden. Die Einstopp-Strategie mit Medium und Hard ist ebenfalls denkbar.

5. - S wie Safety Car

Auf dem Highspeed-Kurs von Spielberg ist die Möglichkeit einer Safety-Car-Phase stets gegeben. Seit 2019 musste Bernd Mayländer fünf Mal ausrücken. Im Jahr 2020 sorgten Kollisionen beim Österreich GP für mehrere Neutralisierungen. Dadurch wurde in diesem Fall das letzte Drittel des Rennens zu einem nervenaufreibenden Sprint. Die Wahrscheinlichkeit, dass Mayländer am Sonntag eingreifen muss, liegt bei 60 Prozent.

6. - S wie Strecke

Die nur 4,318 km lange Highspeed-Rennstrecke in Spielberg ist in ihrer heutigen Form ein moderner Klassiker mit Charakter. Die drei Links- und sieben Rechtskurven verlangen den Piloten alles ab und lassen Raum für Action. Gleichzeitig werden Fahrfehler in den schnellen Passagen gnadenlos bestraft. Drei DRS-Zonen sorgen dafür, dass es im Rennen garantiert nicht langweilig wird.

Die erste befindet sich zwischen den Kurven eins und drei. Nach der darauffolgenden Haarnadel wartet hinunter zu Turn vier die nächste DRS-Zone. Auf der Start- und Zielgeraden dürfen die Piloten ebenfalls den Heckflügel hochklappen, um sich für die beiden DRS-Zonen auf der ersten Hälfte der Runde in Position zu bringen.

7. - S wie Sieger

Als dreifacher Sieger des Österreich GP zählt Max Verstappen ohnehin schon zu den erfolgreichsten Fahrern beim Grand Prix in der Alpenrepublik. Nur Alain Prost stand genau so häufig auf der obersten Stufe des Treppchen. Allerdings hat Verstappen noch einen zusätzlichen Triumph im Steiermark GP zu bieten, der ihn in Spielberg zum alleinigen Rekordhalter macht. Mit der Pole Position und dem Sieg im Sprint stehen die Zeichen für einen fünften Erfolg des amtierenden Champions gut.

Die beiden größten Herausforderer sind zweifelsohne die Ferrari-Piloten. Im Vorjahr gewann Charles Leclerc erstmals auf dem Red Bull Ring. Es war sein und Ferraris bis dato letzter Erfolg. Dass der Monegasse in der Steiermark brandgefährlich ist, zeigte er schon 2019 im ersten Jahr für die Scuderia. Damals war er bei Verstappens zweitem Sieg in der Steiermark ein Hauptdarsteller, als der spätere Sieger ihn mit einem kontroversen Manöver von der Spitze verdrängte.

Um den Sieg von 2022 zu wiederholen, braucht Ferrari aber schon fast ein Wunder. Der SF-23 war diese Saison im Qualifying schon mehrfach konkurrenzfähig, doch aus der guten Ausgangslage konnten Leclerc und Sainz bisher nichts machen. Auf die Distanz stellt die Reifenperformance die Roten Wochenende um Wochenende vor große Schwierigkeit. Ein noch größeres Wunder werden allerdings die beiden anderen Spielberg-Sieger im Grid brauchen. Lewis Hamilton und Mercedes haben kein gutes Wochenende erwischt und die Vorstellung von Valtteri Bottas macht genauso wenig Hoffnung wie die Performance von Alfa Romeo. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Österreich gibt es hier im Liveticker.