Red Bull und Ford sind jetzt offiziell Partner. Die amtierenden Formel-1-Weltmeister haben sich für ihren neuen Motorenpartner, der ab 2026 Honda ersetzen wird, eine sehr spezielle Konstellation ausverhandelt. Anders als das, was ursprünglich bei dem geplatzten Porsche-Deal angedacht worden war.

Der Ford-Motor wird in der Red-Bull-Fabrik in Milton Keynes gebaut. "Red Bull Ford" heißt er, diesbezüglich sind beide Seiten bei der Präsentation deutlich. Red Bull behält die Kontrolle über das noch im Aufbau befindliche eigene Motorprogramm, Ford kommt als Partner. Was für andere Hersteller ein Problem gewesen wäre, stellte sich für Ford als perfekt heraus. Sonst wäre man womöglich überhaupt nicht in die Formel 1 gekommen.

Ford & Red Bull: Lange Suche, schneller Abschluss

Fords Interesse war schon über zwei Jahre davor geweckt worden, räumt der Direktor von Ford Performance, Mark Rushbrook, ein: "Aber du musst es richtig machen. Wir haben uns definitiv viel Zeit genommen, um uns viele Leute anzuhören, denn sobald klar war, dass Ford zumindest ein gewisses Interesse hatte, haben sich viele Teams gemeldet."

Sowohl aktive Teams als auch Mannschaften, die sich Hoffnungen auf einen Einstieg machen, inquirierten bei Ford, und Ford wiederum inquirierte bei Teams. Aber: "Zuerst schien der Richtige nicht dabei zu sein, und selbst ein Werksteam aufzubauen, das kam uns auch nicht richtig vor. Wir wollten sehr strategisch zurückkommen und dort etwas beisteuern, wo es Sinn macht."

Darum Ford statt Porsche für Red Bull

Dann scheiterte im Sommer 2022 Red Bulls Partnerschaft mit Porsche. Und plötzlich fand man sich, so Rushbrook: "In den Diskussionen mit Red Bull wurde schnell klar, dass wir das liefern konnten, was sie wollten, und umgekehrt. Das mag erst in der zweiten Hälfte von 2022 begonnen haben, aber es ging sehr schnell voran, weil wir beide vom Start weg wussten, dass es die richtige Partnerschaft war."

Ford-CEO Jim Fairley (Mitte) beim Red-Bull-Launch in New York, Foto: Red Bull Content Pool
Ford-CEO Jim Fairley (Mitte) beim Red-Bull-Launch in New York, Foto: Red Bull Content Pool

Red Bull und Ford, das ist anders als das, was Red Bull und Porsche hätte werden sollen. Das war am Streit über die Kontrolle des Teams gescheitert. Porsche wollte groß als Teilhaber des Teams mit an Bord. Ford akzeptiert Red Bulls Führungsrolle und beschränkt sich auf den Motorenbereich. "Es werden keine Personalien ausgetauscht, es gibt keine Beteiligung am Geschäft", stellt Teamchef Christian Horner auf Nachfrage von Motorsport-Magazin klar.

Ford stellt klar: Formel-1-Projekt nicht bloß Marketing

Das heißt nicht, dass der neue "Red Bull Ford"-Motor ab 2026 bloß ein Red-Bull-Motor mit Ford-Logo sein wird. Fords US-Konkurrent General Motors will beispielsweise einen Einstieg mit Cadillac und einem neuen Team von Michael Andretti umsetzen, würde aber zuerst auf Motoren eines bereits etablierten Herstellers, womöglich Renault, zurückgreifen. "Es gab auf jeden Fall Möglichkeiten, so etwas zu machen, aber das war für uns nicht das Richtige", verrät Rushbrook.

Ford mochte keine Teamanteile verlangen, wollte aber sehr wohl eine vollumfängliche technische Partnerschaft. "Das brauchen wir zu 100 Prozent", stellt Rushbrook klar. "Wir betreiben Motorsport nicht bloß als reine Marketing-Maßnahme, erst recht nicht in der Formel 1 mit diesen Möglichkeiten, technische Erfahrungen zu sammeln. Was die technische Kollaboration angeht, sind wir vollwertige Partner. Es werden auf jeden Fall Angestellte von Ford Performance beteiligt sein."

Was Ford als Red Bulls Motorpartner leisten wird

Obwohl erst frisch vermählt, haben Red Bull und Ford bereits eine ungefähre Vorstellung davon, was sie voneinander erwarten. "Es ist eine sehr simple Vereinbarung, wo wir die Gelegenheit haben, Forschung und Entwicklung auszutauschen, besonders im Elektro-Bereich, bei Zellentechnologie, Software und so weiter", erklärt Teamchef Christian Horner.

Im Gegenzug erhofft sich Ford Technologietransfer für andere Projekte, auch für die Straßenwagen-Sparte. Die neuen Motorregeln ab 2026 spielten eine wichtige Rolle in der Einstiegsentscheidung, der höhere Elektrifizierungsgrad passt zum Markenimage. "In allen diesen Bereichen ist es ein Transfer in beide Richtungen", kündigt Rushbrook an. "Wir hoffen auch, dass wir mehr über Aerodynamik lernen können, um das zu unseren Straßenautos zu bringen."

Ford vs. Honda: Red Bull nimmt klare Trennung vor

Noch sind zwar keine Ford-Leute in der Red-Bull-Basis von Milton Keynes, aber die Entwicklung wird schon 2023 beginnen. Währenddessen hat Red Bull aber drei verbleibende Jahre der Partnerschaft mit Honda vor sich.

Die Red-Bull-Lackierung für 2023, mit Honda am Heck, Foto: Red Bull Content Pool
Die Red-Bull-Lackierung für 2023, mit Honda am Heck, Foto: Red Bull Content Pool

Technologie-Transfer wird es keinen geben. Das ist nicht im Sinne Hondas, und durch die aktuelle Struktur soll es gar nicht möglich sein. "Alle Honda-Motoren werden in Japan gebaut", erklärt Horner. "Red Bull Powertrains ist hingegen komplett auf 2026 fokussiert. Da gibt es eine klare chinesische Mauer zwischen den beiden Aktivitäten."

"Wir können nicht in den Motor hineinschauen", versichert Horner. "Es ist ganz einfach. Unsere Beziehung mit Honda endet 2025." Danach geht der Ford-Deal mindestens bis 2030. Für Red Bull gehen alle Träume in Erfüllung: "Wir haben alles an einem Ort, Chassis-Leute sitzen neben Motor-Leuten, die Integration von Chassis und Motor, alles läuft zusammen. Das sollte nicht unterschätzt werden." Und man behält die Kontrolle über das Team.