In der vergangenen Saison feierte das Sprint-Format in der Formel 1 Debüt. An drei Wochenenden fand die Qualifikation schon am Freitag statt, weil am Samstag ein Sprint-Rennen über 100 Kilometer ausgetragen wurde. Die drei Wochenenden sollten Versuchsläufe sein, doch 2022 blieb es genau dabei: Auch in dieser Saison gibt es nur drei Versuchsläufe, weil sich unter den Teams Widerstand regte.

Von einer wahren Erfolgsgeschichte kann man vor dem letzten Sprint in dieser Saison in Brasilien nicht sprechen. Fahrer, Teamchefs und Fans sind zwiegespalten. Manche mögen die zusätzliche Action, andere können mit dem Format generell nichts anfangen.

Max Verstappen stört - wie viele andere auch -, dass es am Samstag kaum etwas zu gewinnen gibt. "Es gibt ein paar Punkte, ja, aber man kann nichts riskieren, weil man im richtigen Rennen viel mehr Punkte bekommt", so Verstappen.

Zwar wurde der Punkteschlüssel 2022 angepasst, der Sprint-Sieger erhält nun acht statt drei Punkte, doch zwischen den ersten acht Positionen liegt jeweils nur ein Punkt. Ab Platz neun gehen die Piloten sogar leer aus. Das Problem: Das Ergebnis des Sprint-Rennens ist gleichzeitig die Startaufstellung für den Grand Prix. Somit gibt es zwar neben den Zählern noch Startpositionen zu gewinnen, doch der Ertrag rechtfertigt in vielen Fällen das Risiko nicht.

Erst die Quantität, dann die Qualität

Deshalb arbeitet die Formel 1 nach Informationen von Motorsport-Magazin.com im Hintergrund weiter an einer Format-Revolution. Die Idee, die Sprints als eigenständige Rennen auszutragen, gibt es schon länger. Doch die Überarbeitung des Formats musste zuletzt hintenangestellt werden, weil es Streit über die Anzahl der Sprint-Wochenenden gab.

Der Kommerzielle Rechteinhaber, dessen Idee die Sprintrennen einst waren, hätte gerne mehr dieser Wochenenden. Rennstreckenpromoter bezahlen mehr Geld, wenn sie ein zusätzliches Rennen als Verkaufsargument für ihre Tickets haben.

Nachdem sich für 2022 einige Teams querstellten, über die zusätzlichen Kosten eines Sprints klagten und die Budgetobergrenze dafür aufweichen wollten, blieb es in der aktuellen Saison bei lediglich drei Sprint-Wochenenden. Geplant waren eigentlich deren sechs. Für 2023 stellte sich die FIA quer und wollte den zusätzlichen Arbeitsaufwand kompensiert haben.

Sprint-Rennen ohne Qualifying-Funktion

Deshalb wurden die Pläne für eine Format-Revolution zunächst einmal hintenangestellt. Die Pläne liegen aber noch in der Schublade. Wenn bei Teams und Verantwortlichen Einigkeit herrscht, könnten die Sprints schon 2023 nicht mehr die Startaufstellung für den Grand Prix ergeben.

Das Qualifying am Freitag würde dann die Startaufstellung für den Sprint am Samstag und für den Grand Prix am Sonntag ergeben. Möglich wären auch zwei getrennte Qualifying-Sessions für Sprint und Großen Preis. In beiden Fällen könnten die Piloten im Sprint mehr Risiko eingehen, weil sie ihre Startposition im Sonntagsrennen nicht riskieren.

Bislang ist aber noch nicht einmal klar, an welchen Wochenenden 2023 die Sprint-Veranstaltungen stattfinden werden. In den kommenden Wochen soll diesbezüglich Klarheit herrschen. 2022 durften sich Imola, Spielberg und Sao Paulo über die zusätzliche Action freuen. Im Debüt-Jahr wurde in Silverstone, Monza und Sao Paulo gesprintet.