Von Charles Leclerc war im USA-GP fast nichts zu sehen. Aus gutem Grund: Der Ferrari-Pilot dominierte das Formel-1-Mittelfed am Sonntag in Austin nach Belieben. Beim Start verabschiedete er sich und ließ McLaren keine Chance. Am Ende fehlten ihm nur 10 Sekunden auf den drittplatzierten Sergio Perez in einem Red Bull - während er den fünftplatzierten Daniel Ricciardo um 24,608 Sekunden abgehängt hatte.

Das hätte sogar gereicht, um noch einmal zu stoppen und kurz vor Schluss auf die schnellste Runde und den Bonuspunkt zu gehen. "Aber als Team haben wir entschlossen, keine zusätzlichen Risiken einzugehen", meint Leclerc. Bis zu dem Punkt war er absolut fehlerfrei geblieben, seit er am Samstag im Qualifying das Vertrauen ins Auto wiedergefunden und es auf den vierten Startplatz gestellt hatte.

Leclerc ringt Austin-Hitze mit Perfektion nieder

"Es war ein komplett sauberes Rennen", so Leclerc, der komplett einsam unterwegs war. "Jede Runde versuchte ich einfach alles zu maximieren. Es war sehr sauber, nie war von irgendjemandem Gefahr da." Die größte Challenge war körperlich - die Perfektion 56 Runden durchzuhalten: "Die Hitze war ziemlich stark, und mit den Bodenwellen war es auch schwierig, Runde für Runde weiterzumachen."

Leclerc war in Austin näher an Perez als am Mittelfeld, Foto: LAT Images
Leclerc war in Austin näher an Perez als am Mittelfeld, Foto: LAT Images

"Ich konnte auch Checo nur acht Sekunden vor mir sehen, und dass ich aufholte", ergänzt Leclerc. Dem nach Defekt ohne Trinksystem fahrenden Sergio Perez ging vor ihm in der Schlussphase die Kondition aus, und Leclerc witterte seine Chance und pushte trotz riesigem Vorsprung auf seine eigentliche Konkurrenz von McLaren bis zur letzten Runde.

"An einem Punkt dachte ich, das Podium sei möglich", gesteht Leclerc. "Der letzte Stint war der schwierigste. Aber es gab keine Probleme." Perez rettete sich über die Linie. Womöglich war die kleine verbleibende Podiums-Chance ein Grund, warum Ferrari keinen Stopp für die schnellste Runde riskierte. Leclerc hätte die Pace jedenfalls mit neuen Reifen gehabt - selbst auf den alten Hard-Reifen hatten nur Lewis Hamilton und Max Verstappen im Rennen eine bessere Zeit geschafft.

Leclerc & Ferrari klar schneller als McLaren

Für Leclerc war es nicht die erste dominante Vorstellung der Saison. Wo er das Rennen verglichen mit ähnlich beeindruckenden Wochenenden wie in Barcelona oder Silverstone einordnen würde, weiß er nicht: "Es war ein sehr gutes Rennen, jede Runde war eine Quali-Runde. Viel habe ich nicht liegengelassen, ein sehr guter Tag. Das zeigt auch, dass wir als Team in die richtige Richtung arbeiten."

Mit dem Upgrade des Hybrid-Systems hat Ferrari einen guten letzten Schritt gemacht, um sich im Kampf um WM-P3 gegen McLaren in die bestmögliche Position zu bringen. Das Auto ist schnell, und das Defizit auf den Geraden deutlich geschrumpft. "Das wurde heute wieder bewiesen", so Teamchef Mattia Binotto.

Mit einem Leclerc in Top-Form fehlen Ferrari jetzt nur 3,5 Punkte auf die WM-Dritten von McLaren. Auf einer Strecke, die dem Ferrari SF21 eigentlich nicht liegen hätte sollen. "Das gibt uns Vertrauen für die nächsten Rennen", schließt Binotto.