Der Große Preis von Belgien war ein Rennen der ungewöhnlichen Sorte - wenn überhaupt von einem Rennen gesprochen werden darf, schließlich waren die 20 Piloten am Sonntag nur selten auf der Strecke zu sehen. Und wenn dies der Fall war, dann auch nur hinter dem Safety Car. Einen Kampf um die Punkteränge oder gar den Sieg gab es nicht.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff oder auch Alpine-Pilot Fernando Alonso kritisieren die Entscheidung der Rennleitung, aufgrund der zwei am Ende hinter dem Safety Car absolvierten Runden, halbe Punkte zu verteilen. Schließlich gab es kein Rennen im eigentlichen Sinne. Williams-Teamchef Jost Capito hat allerdings eine andere Sicht auf die Dinge: Punkte seien ein Ding der Notwendigkeit gewesen.

Jost Capito: Das Ergebnis ist verdient

Viele Arbeitsstunden waren vor dem Sonntag des Belgien GP vergangen. Sowohl auf und neben der Strecke. Alles lief nach dem Qualifying-Drama des Samstags, dass vor allem Williams mit Startplatz zwei für Russell als Gewinner sah, auf ein packendes Rennen hinaus. Ein Rennen, das in der gewöhnlichen Form nie stattfinden sollte. Dennoch gab es mit Max Verstappen einen Rennsieger und mit George Russell einen Williams-Piloten auf dem Podium.

Hätte es in Anbetracht dieses Pseudo-Rennens überhaupt Punkte geben dürfen? "Ich glaube, dass es richtig war, weil man das ganze Wochenende hier ist, damit man am Ende ein Ergebnis hat und ich glaube auch, dass das Ergebnis so verdient ist", sagte Jost Capito zu Motorsport-Magazin.com. Nach Ansicht des Deutschen habe nach dem Samstag auf der Strecke einfach was passieren müssen. Das Sensations-Qualifying von Russell wäre sonst schließlich unbelohnt geblieben.

"Es hätte auch immer noch was passieren können. Auch auf den zwei Runden. Es ist schon oft was hinter dem Safety Car passiert", fügt der Williams-Teamchef hinzu. Das Podium sei also alles andere als ein Geschenk gewesen. Der Rennabbruch war nach Ansicht Capitos in der Folge aber die richtige Entscheidung.

Russell durfte am Sonntag sein erstes Karriere-Podium bejubeln, Foto: LAT Images
Russell durfte am Sonntag sein erstes Karriere-Podium bejubeln, Foto: LAT Images

Der Fans wegen musste es aber dennoch probiert werden, ein Rennen abzuhalten. "Man musste es versuchen und wenn man dann merkt, dass es nicht geht, dann geht es halt nicht. Ich glaube, die Sicherheit steht über allem und die Fahrer müssen geschützt werden. Bei den Bedingungen ging es halt wirklich nicht." Interessant bleibt jedoch: Die zwei dadurch entstandenen Runden hinter dem Safety Car ermöglichten der Williams-Mannschaft erst das Podium. Im Falle eines vorzeitigen Abbruchs wären Russell und Co. leer ausgegangen.

Fernando Alonso und Carlos Sainz widersprechen Capito

Nicht jeder im Fahrerlager teilt die Ansicht Capitos. "Ich denke, wir haben allen Grund, verärgert zu sein. Es wurden halbe Punkte vergeben, obwohl vielleicht - oder nein, nicht vielleicht - es war zu erwarten, dass das Wetter nicht besser werden würde", zeigt sich Mercedes-Teamchef Wolff verärgert.

Auch Fernando Alonso kann die verteilten Punkte nicht nachvollziehen. "Das Punkte für das Rennen vergeben wurden ist sehr seltsam. Ich war nur einen Platz von den Punkten entfernt und habe nicht um sie kämpfen können, es wurden aber trotzdem welche vergeben. Das war kein Rennen. Wir sind nur hinter dem Safety Car hinterhergeschlichen", so der Spanier.

Obwohl Jost Capito sich zwar über die erzielten Punkte seiner Mannschaft freut, kann er auch die Ansicht anderer nachvollziehen: "Ich glaube, dass es darauf ankommt. Wer keine Punkte bekommen hat, will natürlich, dass die anderen auch keine bekommen. Wer hingegen welche erhalten hat, sagt natürlich, dass das gerechtfertigt und toll ist. Da muss man beide Meinungen respektieren."