Geldgier oder doch ein ehrlicher Versuch, beim Belgien GP in Spa ein Formel-1-Rennen zu fahren? Diese Frage scheidet nach dem Regen-Chaos die Geister. Lewis Hamilton machte nach dem offiziell gewerteten Rennen ordentlich Stimmung gegen die Entscheidung: "Es war heute eine Farce. Wir sind nur aus einem einzigen Grund auf die Strecke gegangen."

Was Hamilton meint, aber nicht ausspricht: Geld. Zwei Runden müssen laut Reglement gefahren werden, damit ein Rennen offiziell gewertet wird. Zwar gibt es bis zum Erreichen von 75 Prozent Renndistanz nur die Hälfte der WM-Punkte, aber immerhin gibt es mit zwei gefahrenen Runden offiziell ein Rennen.

Ein Rennen für die Regelbücher, ein Rennen für die Juristen, aber kein Rennen für die Fans. Neben den Formationsrunden wurden insgesamt drei Rennrunden hinter dem Safety Car absolviert, ehe der Grand Prix endgültig abgebrochen wurden. Das legt den Verdacht nahe, dass es gar keine ernsthafte Absicht gab, das Rennen richtig zu starten.

Die Fans waren die Leidtragenden beim Belgien GP in Spa, Foto: LAT Images
Die Fans waren die Leidtragenden beim Belgien GP in Spa, Foto: LAT Images

Für die sportliche Durchführung des Rennens ist der Automobilweltverband FIA zuständig. Kommerzielle Interessen sollte es auf dieser Seite nicht geben. Hat sich Liberty Media, der Kommerzielle Rechteinhaber hier eingemischt? Gab es gar Druck auf Rennleiter Michael Masi? "Absolut nicht. Nein, null, niemals", versichert Masi selbst.

"Und das würde ich auch niemals in meine Beurteilung einfließen lassen", fügt Masi an. Kontakt mit dem kommerziellen Rechteinhaber gab es während des Chaos aber sehr wohl: "Den gibt es immer, weil ich sie regelmäßig für die TV-Grafiken update."

FIA Rennleiter glaubte an Start-Chance

Aber gab es überhaupt noch eine realistische Chance, das Rennen zu starten? War es ein ernsthafter Versuch? "Wir zielten auf ein Fenster ab, von dem wir dachten, dass es da wäre", beteuert Masi. "Wir alle wissen aber, wie schnell sich in Spa das Wetter drehen kann. Leider hat sich das Wetterradar wieder so schnell geändert, dass es nicht ging."

Auch Liberty Media verteidigt sich. Formel-1-Boss Stefano Domenicali stellt klar: "Es hat kommerziell keinen Unterschied gemacht, das war abgedeckt. Es ist absolut nicht wahr, dass es kommerzielle Gründe dafür gab." Laut Domenicali hätte die Formel 1 auch ohne zwei 'Rennrunden' das Antrittsgeld bekommen.

Für die Fans an der Strecke könnte es aber sehr wohl einen Unterschied machen. Denn die zehntausenden Zuschauer bekamen technisch gesehen ein Rennen zu sehen - für das sie viel Geld bezahlt haben. Domenicali zeigt sich hier verständnisvoll: "Ob zwei Runden oder null macht keinen Unterschied. Man muss etwas für die Fans machen. Ich glaube, da gibt es Ideen beim Organisator."