Ferrari lieferte im Training zum Großen Preis von Monaco 2021 eine Sensation. In der zweiten Session landeten Charles Leclerc und Carlos Sainz tatsächlich auf den ersten beiden Rängen im Formel-1-Klassement. Das war Ferrari zuletzt 2019 in Brasilien gelungen. Schon im ersten Training am Morgen hatte Sainz mit Platz zwei aufgezeigt, Leclerc kam da wegen eines Getriebeproblems nur auf vier Runden. Dennoch: Die Pace lässt nun selbst Mercedes und Red Bull zittern? Ist Ferrari in Monaco tatsächlich eine Gefahr für die Top-Teams?

„Ich bin überrascht, wie konkurrenzfähig Ferrari ist“, sagt Max Verstappen. Allerdings sei Red Bull auch sehr schwach gewesen. Strecken müsse man sich nun dennoch, ergänzt Dr. Helmut Marko, ebenfalls beindruckt von der lange nicht gesehenen Form Maranellos. Für Sergio Perez ist die Ferrari-Stärke wegen Leclercs Defekt sogar nur noch beängstigender. „Obwohl er fast das ganze erste Training verpasst hat, hat es Charles noch geschafft, die zweite Session als Schnellster zu beenden. Die Ferrari sehen also stark aus“, sagt der Mexikaner.

Leclerc trotz Monaco-Bestzeit: Noch Luft nach oben!

In Monaco zählt bekanntlich jede Runde ganz besonders, um auf Pace zu kommen. Deshalb rieb sich auch Leclerc selbst nach seiner Bestzeit erst einmal die Augen. "Es war eine ziemliche Überraschung, dass der Tag nach dem schwierigen Start heute morgen so gut geendet ist", sagt der Monegasse. "Durch das Problem habe ich ja nur vier Runden geschafft."

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Am Nachmittag habe er sich dann allerdings schnell wie eine Einheit mit seinem SF21 gefühlt. "Wir könnten sogar noch etwas Spielraum haben, um uns weiter zu verbessern", frohlockt der Tagesschnellste. "Aber wir sollten es uns jetzt nicht zu Kopf steigen lassen. Ich bin sicher, dass unsere Gegner noch mehr zu bieten haben. Es sieht etwas zu gut aus, um es zu glauben."

Sainz muss Fahrstil anpassen: Ferrari in Monaco anders

Auch ohne technische Probleme erst einmal auf Touren kommen musste Carlos Sainz. „Ich bin hier ein anderes Auto gewohnt. Als ich das letzte Mal in Monaco war, hatte ich eine ganz andere Balance“, erinnert sich der Spanier an seinen McLaren 2019. „Jetzt ist die Balance, auf die Ferrari hier aus ist, ganz anders. Da musste ich mich erst einmal wieder anpassen und meine Referenzen zurückbekommen, auch etwas den Fahrstil ändern und das Vertrauen Stück für Stück aufbauen“, berichtete der Spanier.

Umso wichtiger sei es gewesen, dass er sich mit seinen Zeiten nahezu immer in den Top-3 befunden habe, wenn er die Linie überquerte, so Sainz. Am Ende des Tages hatte sich der Ferrari-Neuzugang so gut eingefunden, dass sich Sainz nun tatsächlich Hoffnungen macht, es in Monaco sogar mit Red Bull und Mercedes aufnehmen zu können.

Formel 1 Monaco: Ferrari wirklich Gegner für Mercedes & Red Bull?

„Wir scheinen auf jeden Fall sehr nah dran, eine ernsthafte Bedrohung zu sein“, sagt Sainz. Trotz der sofort geweckten Angriffslust bleibt der Spanier noch vorsichtig. „Wir müssen aber noch das dritte Training abwarten, weil sich die Dinge hier von Donnerstag auf Samstag sehr verändern. Ein paar Fahrer nehmen sich am Donnerstag auch etwas zurück, einfach weil sie es locker angehen, aber dann am Samstag, wie es Lewis immer macht, ist er super schnell“, erklärt Sainz. Auc Ferrari stellt in einer Aussendung klar: Mercedes und Red Bull "haben heute nicht ihr ganzes Potenzial gezeigt."

Angesprochener Hamilton wollte sich eine Einschätzung Ferraris nicht entlocken lassen. „Ich sehe, was ihr seht. Generell fokussiere ich mich auf meine Arbeit“, sagte der Weltmeister lediglich. Überrascht zeigte sich Hamilton allerdings. „Aber das ist großartig, das bedeutet mehr Wettbewerb“, sagt Hamilton. Teamkollege Valtteri Bottas wurde da deutlicher. „Ferrari sieht sehr schnell aus, Red Bull auch. Es spielt sich nicht nur zwischen zwei Teams ab“, sagte der Finne.

Ferrari-Comeback erklärt: Enge Kurven, Motorleistung fast egal

Ob nun wirklich ganz vorne dabei oder nicht, Ferrari freut sich in jedem Fall über die Rückkehr in die eigentlich angestammten Gefilde. „Es ist schön zu sehen, dass wir näher an der Spitze sind oder sogar tatsächlich an der Spitze mitspielen. Das ist ermutigend für das Team“, sagte Sainz. „Das sind positive Anzeichen dafür, dass das Auto in den Kurven nicht so schlecht ist.“

Die eigentlichen Gegner McLaren und Alpine hat Ferrari in Monaco jedenfalls klar abgehängt. Für die Konkurrenz mit Ansage. „Ferrari ist keine Überraschung, wir wussten, dass sie schnell sein würden“, sagte Lando Norris. „Ich habe Carlos vor dem Wochenende geschrieben, dass er gewinnen wird! Nein, aber es war sehr offensichtlich, dass sie hier schnell sein würden. Sie waren immer in den langsamen Kurven sehr schnell und das ist im Grunde alles, was es hier gibt.“

Erwartet hatte auch Ferrari deshalb bessere Chancen in Monaco schon vorab. In Barcelona gaben sich Sainz und Leclerc jedenfalls recht optimistisch. Dort waren sie im kurvigen letzten Sektor bereits stark gewesen - ein Indikator für Monaco. Noch dazu kommt es in Monte Carlo sehr viel weniger auf Motorleistung an - noch immer die größte Achillesferse des SF21.