Besser spät als nie: Am Montag, den 8. Februar 2021 verkündete Formel-1-Weltmeister Mercedes die schon lang erwartete Vertragsverlängerung mit Rekordchampion Lewis Hamilton. Endlich. Thema erledigt. Überraschend kam die Bestätigung jedenfalls mitnichten. Realistisch betrachtet hatte es sich immer nur um eine Frage des Timings gehandelt, nicht um eine Frage, ob es überhaupt noch geschehen würde.

Dennoch sorgte die Pressaussendung Mercedes’ für große Verblüffung. Erstmals in seiner F1-Karriere hatte Hamilton lediglich einen über ein Jahr laufenden Vertrag unterschrieben. Genau diese Tatsache bedeutet: Das gerade eigentlich erledigte Thema hat sich sofort wieder die Pole Position auf dem Wiedervorlage-Stapel gesichert. Lang wird es jedenfalls nicht dauern, bis sich das Hamsterrad von Neuem drehen wird und internationale Journalisten Hamilton sowie Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff neuerlich mit Fragen zur Zukunft des Briten bombardieren werden.

Formel-1-Transfermarkt für 2022: Hamilton-Vertrag bringt Spannung

Damit sichern sich nicht nur Mercedes und Hamilton weiterhin Schlagzeilen, wie nun vielleicht ein gewisser Bernie Ecclestone anmerken würde, sondern besorgen diese auch der gesamten Formel 1. Mit der kurzen Vertragslaufzeit des Weltmeisters hat Mercedes Tür und Tor für einen hochspannenden Fahrer-Transfermarkt für die Formel-1-Saison 2022 gesorgt. Die Silly Season dürfte es 2021 jedenfalls gewaltig in sich haben.

Allem voran wird sich der Fokus weiterhin auf Mercedes richten. Ende 2021 laufen nun gleich beide Verträge der aktuellen Stammfahrer aus. Wie Hamilton - aber anders als beim Briten völlig üblich - hat auch Teamkollege Valtteri Bottas lediglich für ein Jahr unterschrieben. Dass es mit diesem inzwischen längst erwiesenen Erfolgsduo 2022 einmal mehr weitergehen wird, ist keinesfalls gesetzt.

Fahrer 2022: Loyalität gilt Hamilton & Bottas, aber Russell im Blick

„Unsere ersten Gespräche werden wir mit Valtteri und Lewis führen, da wir unsere Werte oder unsere Loyalität und Integrität respektieren werden“, sagte Wolff am Montag zwar in einer Medienrunde kurz nach der Bestätigung Hamiltons. Allerdings wisse Mercedes auch darum, dass die Zukunft den jungen Fahrern gehöre. Wolff: „Wir müssen berücksichtigen, wie wir uns selbst für die Jahre darüber hinaus aufstellen wollen.“

Formel 1: Warum hat Hamilton nur für 1 Jahr verlängert?: (13:26 Min.)

Dafür müsse zunächst Hamilton selbst entscheiden, wie er seine Zukunft sehe. Gleichzeitig müsse allerdings das Team über eine langfristige Fahrerplanung entscheiden. An einer weiteren Zusammenarbeit dürften beide Seiten interessiert sein. Trotz neuer Regeln 2022 weiß Hamilton um die Stärke, Routine und Anpassungsfähigkeit Mercedes’, genauso gilt es andersherum. Wenn sich sonst alles ändert kann es alles andere als schaden, eine erwiesene Größe wie Hamilton zu halten.

Lewis Hamilton in der Formel 1: Mercedes oder nichts

Ein Teamwechsel erscheint auch aus anderem Grund unrealistisch: Mehr als um Sport ging es in der Mercedes-Aussendung am Montag um den gemeinsamen Kampf gegen Rassismus und Einsatz für mehr Vielfalt und Diversität in der Formel 1. Hier spannen Hamilton und Mercedes langfristig zusammen, nehmen beidseitig Millionen in die Hand. Noch dazu wird sich Hamilton, seit jeher einzig und allein mit Mercedes-Power unterwegs, jetzt wohl kaum noch darauf einlassen, sich eine lukrative Zukunft als Konzern-Botschafter zu verbauen. Die interessiert auch Mercedes. Hamiltons Ruhm reicht längst weit über den Tellerrand der Formel 1 hinaus.

Einzig ein Karriereende kommt also in Frage. Leicht zu besetzen wären ein bis zwei Cockpits bei Mercedes dann in jedem Fall. So läuft der Vertrag von Junior George Russell bei Williams Ende 2021 aus, der Brite steht also frei zur Verfügung. Nicht einmal Zugeständnisse an den Motorenkunden wären noch nötig. Dass Mercedes sich auf den Youngster verlassen kann, bewies Russell 2020 in Sakhir. Bei Max Verstappen - schon immer ein beliebtes Thema geht es um Wechselgerüchte zu Mercedes - sieht es in Sachen Verfügbarkeit anders aus. Der Vertrag des Niederländers bei Red Bull läuft bis einschließlich 2023. Dass er eine Ausstiegsklausel beinhaltet, ist allerdings alles andere als ausgeschlossen.

Mercedes-Fahrer 2022: Russell, Verstappen, Ocon?!

Zur Not könnte Mercedes sich sogar beim in Alpine umbenannten Renault-Team bedienen und den verlorenen Sohn Esteban Ocon zurückholen. Der Vertrag des Franzosen läuft 2021 aus. Wie gut diese Partie wäre, ist allerdings fraglich. Gegen Daniel Ricciardo zog Ocon in seiner Comeback-Saison 2020 klar den Kürzeren, stellt er sich - jetzt selbst der Eingespielte im Team - 2021 gegen Rückkehrer Fernando Alonso nicht besser aus der Affäre, dürfte Mercedes sich eher anderweitig bemühen. Ob nun um Bottas, Russell oder Verstappen.

Kommt es zum ganz großen Beben - dem Verstappen-Wechsel - würde ein weiteres attraktives Cockpit frei. Eine Kettenreaktion würde starten. Red Bull hätte ein gewaltiges Problem, wäre jener Mann, auf den Milton Keynes seit Jahren alles auslegt, plötzlich weg. Mit Neuzugang Sergio Perez würde man zumindest über einen erfahrenen Recken verfügen, einen der bis dahin hoffentlich nicht als nächster gebrochener Stallrivale Verstappens geendet ist. Der Mexikaner unterschrieb zwar nur für ein Jahr, würde allerdings nahezu mit Garantie sofort verlängern.

Formel 1: Laufzeiten der Fahrerverträge

TeamFahrerVertragsende
MercedesHamilton2021
Bottas2021
FerrariSainz2022
Leclerc2024
Red BullVerstappen2023
Perez2021
McLarenRicciardomin. 2022
Norris2022
AlpineAlonso2022
Ocon2021
AlphaTauriTsunoda2021
Gasly2021
Aston MartinVettelmin. 2022
Stroll2021
Alfa RomeoRäikkönen2021
Giovinazzi2021
HaasSchumachermin. 2022
Mazepinmin. 2022
WilliamsRussell2021
Latifi2022

Red Bull: Hat Verstappen eine Ausstiegsklausel?

Für den zweiten Platz gibt es dann gleich einige Optionen. Pierre Gasly könnte doch noch eine zweite Chance erhalten, genauso Alexander Albon. Oder warum nicht gleich eine ganz steile Karriere für Yuki Tsunoda? Je nachdem, wie sich der Japaner in seinem Debütjahr bei AlphaTauri schlägt, wäre das Red Bull sofort zuzutrauen. Wem, wenn nicht Red Bull? Tsunoda und Gasly stehen bei AlphaTauri bis Ende 2021 unter Vertrag, hier kann Red Bull also rochieren, wie es beliebt. Mit Jüri Vips und Liam Lawson stehen weitere potentielle Novizen regelrecht Schlange.

Frei wählen kann sonst nur noch ein anderes Team: Alfa Romeo Sauber. Bei den Schweizern verlängerten Altmeister Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi nur für ein Jahr. Wie seit Jahren stellt sich zum einen die Frage, ob der Finne eine weitere Ehrenrunde drehen will, um mit den neuen Regeln auch noch eine weitere Ära der Formel 1 aus eigener Hand zu erleben.

Alfa-Sauber: Verlängert Räikkönen zum x-ten Mal?

Zum anderen muss Giovinazzi sich weiter verbessern, will er sich gegen nachrückende Ferrari-Junioren behaupten. Mit Callum Ilott, Robert Shwartzman und Marcus Armstrong gibt es gleich einige vielversprechende Anwärter. Beim anderen Ferrari-Kunden Haas können beide nicht unterkommen. Hier sind sowohl Mick Schumacher als auch Nikita Mazepin mit Verträgen bis mindestens 2022 ausgestattet.

Ferrari-Fahrer 2022: Fix mit Leclerc & Sainz

Ins Werksteam wegbefördert werden kann bei normalem Verlauf auch niemand. Neuzugang Carlos Sainz ist inklusive 2022 fixiert, der ausgemachte Heilsbringer Charles Leclerc verpflichtete sich den Roten sogar bis 2024. Giovinazzi muss also auf seine eigene Performance hoffen und am besten ein Karriereende Räikkönens, das einen Platz für einen weiteren Rookie bringen und damit Dampf vom Kessel nehmen würde. Allerdings: Zwingend besetzen muss Sauber beide Cockpits nicht mit Ferrari-Junioren. Bei einem kann man sich ohnehin frei umsehen. Das steht und fällt noch dazu mit der Zukunft rund um die Kooperation mit Alfa Romeo. Hier stehen die Zeichen allerdings auf Verlängerung.

Bei Williams verfügt Nicholas Latifi unterdessen nicht nur über Mitgift, sondern eigener Aussage zufolge auch über einen mehrjährigen Vertrag - also mindestens bis 2022. Sollte das Team Russell an Mercedes verlieren, wäre Ersatz schnell bei der Hand. Mit Jack Aitken und Dan Ticktum hat Williams im eigenen Nachwuchskader sogar die Wahl.

Sebastian Vettel, Fernando Alonso & Daniel Ricciardo bleiben 2022

Zurück im Mittelfeld finden wir ein weitgehend gesetztes Feld vor. Bei McLaren sind Neuzugang Daniel Ricciardo und Lando Norris bis mindestens 2022 fixiert, dasselbe gilt für Fernando Alonso bei Alpine (plus Option) und Sebastian Vettel bei Aston Martin. Genaue Laufzeiten sind bei all diesen Fahrern nicht bekannt, in den Verkündungen war jeweils nur von mehrjährigen Kontrakten die Rede. Zumindest länger als 2021 muss es also sein.

Der schon genannte Ocon bei Alpine und Lance Stroll bei Aston Martin sind nach 2021 formal auf dem Markt, müssen sich als Franzose im französischen Team respektive Sohn des Teambesitzers allerdings zumindest keine großen Sorgen machen, zumal der Nachwuchs nicht vor Bedrohung strotzt. Bei Renault/Alpine drängen sich Christian Lundgaard, Guanyu Zhou und Oscar Piastri nicht zwingend auf, Aston Martin verfügt über kein Nachwuchsprogramm.