Für die Formel 1 ist es Fluch und Segen zugleich: Lewis Hamilton verteidigt 2021 seinen Titel mit Mercedes. Ein Fluch, weil es aus neutraler Sicht sportlich durchaus interessantere Konstellationen gegeben hätte. Ein Segen, weil Lewis Hamilton die beste Werbefigur ist, die sich der Sport wünschen kann.

Für Mercedes ist Hamilton nur Segen. Sportlich und aus PR-Sicht. Diese Kombination rechtfertigt wiederum sein Salär. Andersrum ist Mercedes für Hamilton ein Segen: Der Dauerweltmeister bietet eine Garantie für konkurrenzfähiges Material. Dazu sind die Schecks aus Stuttgart recht üppig und die Freiheiten, die Hamilton dort genießt, hat er wohl bei keinem anderen Rennstall.

Deshalb verwundert es, dass sich beide Parteien vorerst nur auf ein weiteres Jahr geeinigt haben. Hamiltons erster Mercedes-Vertrag ging über drei Jahre. 2015 unterschrieb er erneut für drei Jahre. 2018 immerhin noch für zwei Jahre. Und nun nur elf Monate.

"Das war eine beidseitige Entscheidung", erklärt Toto Wolff und fügt an: "Aus zwei Hauptgründen: dass wir einerseits 2022 ein völlig neues Reglement haben und auch der Cost Cap dabei eine Rolle spielt. Andererseits haben wir in diesem Jahr so lange zu mit der Vertragsverhandlung gewartet, dass wir nicht noch für 2022 und 2023 ein zusätzliches Jahr diskutieren wollten. Wir werden uns in diesem Jahr früher zusammensetzen und das die Zukunft besprechen."

Wirtschaftliche Situation vs. Budgetobergrenze

Beide Parteien pokern, beide vor allem ums Geld. "Zum Gehalt wollen wir keine Details diskutieren", stellte Wolff erst einmal klar. Der Österreicher machte aber Andeutungen: "Wir leben in einer schwierigen Zeit: menschlich, gesundheitlich und auch wirtschaftlich. Die Autoindustrie erfindet sich gerade neu mit einem Investitionsfokus auf Elektromobilität. Das ist die Situation - das war für Lewis immer klar. Er hat hier immer Loyalität zum Konzern und zur Entwicklung des Unternehmens gezeigt."

Auch wenn Hamiltons Wert in den letzten Jahren durch neue Rekorde gestiegen sein mag, die weltweite Situation dürfte eine Korrektur des Gehalts nach oben mindestens aufgefressen haben. Wenn sich die Situation bessert, kann Hamilton bei einem weiteren Vertrag wieder mehr Geld fordern.

Mercedes hofft zwar auch, dass sich die Situation bessert, ein anderer Faktor die Fahrergehälter aber drückt: Die Budgetobergrenze. Noch sind die Fahrergehälter eine der zahlreichen Ausnahmen bei der Grenze von 145 Millionen US-Dollar.

"2022 wird in dem Sinne nichts passieren, aber in den Jahren danach könnte das schon eine Rolle spielen", gibt Wolff zu Bedenken. "Wichtig ist, dass wir das gesamtheitlich betrachten und was das für die Finanzen des Teams bedeutet."

Formel 1: Warum hat Hamilton nur für 1 Jahr verlängert? (13:26 Min.)

Haben die Teams nur noch einen Etat für Fahrer und Fahrzeugentwicklung, müssen sie die beiden Faktoren gegeneinander gewichten. Wie viel Performance bringt ein teurer Fahrer, wie viel Performance mehr Geld für die Entwicklung? Das würde die Fahrergehälter automatisch drücken. Auch eine generelle Obergrenze für Fahrergehälter ist im Gespräch.

Zuletzt machten auch Gerüchte die Runde, Hamilton habe ein Mitspracherecht bei der Wahl des Teamkollegen gefordert. Allein die Vertragslaufzeit erteilt derartigen Spekulationen eine Absage. Toto Wolff macht es noch deutlicher: "Das war wirklich Nonsens. Manche Dinge, die da gestanden haben, wurden nicht einmal diskutiert. Sei es eine Umsatzbeteiligung an den TV-Geldern oder Mitspracherecht beim zweiten Fahrer. Das wurde nicht mit einem Wort erwähnt und nicht mit einem Wort diskutiert."