Kevin Magnussen scheint im Alter von 28 Jahren am Ende seiner Formel-1-Karriere angelangt. Nach seinem letzten Auftritt in Abu Dhabi geht der Däne davon aus, dass es sein letztes Rennen in der Königsklasse des Motorsports war. Die Vorfreude auf sein neues Abenteuer in den USA überwiegt die Wehmut über den Abschied. KMAG ist vor allem eines: stolz auf die Erfüllung seines Lebenstraums.

"Es ist ein bisschen seltsam. Dieses Rennen war für uns überhaupt nicht gut. Wir waren sterbenslangsam", so Magnussens Resümee seines 119. Grand Prix, den er als Vorletzter beendete. Der Däne hatte seit Ende Oktober Zeit gehabt, sich mit dem Gedanken anzufreunden, 2021 nicht mehr in der Formel 1 am Start zu sein. Die Absage von Haas ging ihm diesmal längst nicht so nahe wie die von McLaren im Jahr 2014.

"Ich war damals wegen allem sehr nervös. Ich erinnere mich, dass Abu Dhabi 2014 ein schreckliches Rennen war. Es war so eine große Ungewissheit", erinnert sich Magnussen an seine Debütsaison in der F1, an deren Ende er bei McLaren abgesägt wurde. "Sie hatten mir gesagt, dass sie die Option ziehen würden, aber dann hat es sich gezogen und sie haben es nicht getan und mich fallen gelassen."

Als 22-jähriger Rookie musste er sich von seinem Traum verabschieden, nachdem er in Woking zum Reservefahrer neben Fernando Alonso und Jenson Button degradiert wurde. "Ich war sehr traurig und niedergeschlagen", sagt er. Doch in den Jahren mit Renault und Haas hat die Realität der Formel 1 seine Sicht der Dinge entschieden geändert: "Die letzten Jahre in der F1 waren schwierig. Das war nicht super aufregend, immer am Ende des Feldes herumzufahren."

Magnussen stolz auf Formel-1-Karriere

Jahre wie 2018, als er die Weltmeisterschaft als Neunter abschloss und damit das beste Resultat seiner Laufbahn erzielte, bleiben ihm in guter Erinnerung. Doch das Highlight ist und bleibt sein Debüt in Melbourne, das er sensationell als Zweiter beendete: "Nicht nur, weil ich auf dem Podest gelandet bin, sondern weil diese ganze Erfahrung verrückt war, diesen Traum zu verwirklichen."

Der große Höhenflug blieb nach diesem ersten Ausrufezeichen aus, doch Magnussen bewertet den zurückliegenden Lebensabschnitt nicht nur anhand der nackten Zahlen. "Ich bin einfach dankbar dafür, diese Möglichkeit gehabt zu haben, meinen Kindheitstraum wahr zu machen und eine Karriere in der Formel 1 zu haben", sagt er. Es geschafft zu haben, bedeutet ihm mehr als alles andere.

"Seit ich ein kleines Kind war, war die Formel 1 mein Leben. Wenn ich meinen Lehrern in der Schule sagte, dass ich irgendwann F1-Fahrer werde, lachten sie mich aus. Aber im tiefsten Inneren hatte ich nicht den geringsten Zweifel, dass ich es schaffen würde. Ich war nur ein naives kleines Kind, das keine Ahnung hatte welche Herausforderungen ihm bevorstehen würden, um es zu schaffen. Aber ich wusste einfach, dass ich es schaffen würde", so Magnussen nach dem Finale in einem emotionalen Instagram-Post.

Und auch als Sohn eines ehemaligen GP-Fahrers sei es längst keine Selbstverständlichkeit gewesen, auf dem langen Weg vom träumenden Schüler zum F1-Profi erfolgreich zu sein. "Ohne die Hilfe und die Unterstützung meiner Familie, besonders meiner Eltern, hätte ich es niemals geschafft. Wenn ich mit ihnen darüber redete, irgendwann F1-Fahrer zu werden, hatte ich das Gefühl, dass sie es mir wirklich zutrauten. Obwohl wir nicht einmal im Ansatz das Geld dafür hatten. Ich hatte unglaubliches Glück, die Menschen zu treffen, die mich dabei unterstützt haben, meinen Traum zu verwirklichen. Dafür werde ich auf ewig dankbar sein."

Kevin Magnussen fuhr bei seinem Debüt 2014 sensationell auf das Podest, Foto: Sutton
Kevin Magnussen fuhr bei seinem Debüt 2014 sensationell auf das Podest, Foto: Sutton

Magnussen will Ambitionen in den USA verwirklichen

Nicht wenige handelten ihn nach seinem Podium beim Debüt für einen kommenden Superstar. Der erste Auftritt war ganz nach dem Geschmack des ambitionierten Magnussen. "Klar, ich habe davon geträumt Rennen zu gewinnen und Weltmeister zu werden", sagt er. Doch am Ende konnte ihm die Formel 1 nicht das geben, was er sich erhofft hatte. Dementsprechend hatte er sich nach dem Aus bei Haas in Richtung US-Motorsport orientiert und einen Deal mit Chip Ganassi Racing für die IMSA 2021 fixiert.

"Ich freue mich einfach darauf, wieder in einem Auto zu sitzen von dem ich weiß, dass ich damit Rennen gewinnen kann und für ein Team zu fahren, dass mir die Möglichkeit gibt um eine Meisterschaft zu kämpfen", so Magnussen, der bei seinem neuen Karriereweg davon ausgeht, dass dieser das Ende seiner F1-Laufbahn bedeutet.

Magnussen schreibt F1-Comeback ab: Unrealistisch

"Ich gehe davon aus, denn ich vermisse das Gewinnen sehr. Außerdem ist es nicht realistisch, die Formel 1 jetzt zu verlassen, in die IMSA zu gehen und dann mit siegfähigem Material in die Formel 1 zurückzukehren", glaubt er nicht an ein Comeback in der Königsklasse. "Wäre ich in der Formel 1 geblieben, dann nur weil ich vorwärts kommen und um Siege fahren will - aber das wird nicht passieren."

Ursprünglich hatte Magnussen ein Engagement in der IndyCar ins Auge gefasst, doch dort waren für 2021 bereits alle attraktiven Vollzeit-Cockpits belegt. Bei Ganassi Racing ist er allerdings an der richtigen Adresse, wenn es um die Top-Formelserie in den USA geht. Das IMSA-Projekt hat Priorität, doch mit dem Fuß in der Tür zur IndyCar schaut er voller Vorfreude in die Zukunft.

"Ich freue mich wirklich auf das, was ich als nächstes machen werde. Ich bin total begeistert und das macht es für mich deutlich leichter, hier auszusteigen", weint er der Formel 1 dank seiner neuen Perspektive keine Träne nach. "Das erste Rennen in Daytona ist schon in knapp einem Monat und ich freue mich darauf, das Auto zu fahren. Ich hab keinen Grund, traurig zu sein."