Bis zum Saisonfinale musste die Formel 1 warten: Plötzlich war Mercedes bei regulären Bedingungen nicht mehr die dominante Kraft der Formel-1-Saison 2020. Im Gegenteil: Nachdem Max Verstappen die Weltmeister schon im Qualifying bezwang hatte der Red-Bull-Pilot Lewis Hamilton und Valtteri Bottas erst recht im Griff. 15 Sekunden fehlten dem Finnen im Ziel auf Rennsieger Verstappen während Hamilton gegen Rennende Gefahr lief, den dritten Platz sogar noch an Alexander Albon im zweiten Red Bull zu verlieren. Der Brite rette nur zwei Sekunden Vorsprung über die Ziellinie.

Aufmerksame Beobachter und Leser von Motorsport-Magazin.com konnten das auf eine Aussage von Toto Wolff nach dem Qualifying am Samstag zurückführen. Da gestand uns der Mercedes-Motorsportchef, sein Team habe in Abu Dhabi sämtliche Motoren heruntergedreht. Grund dafür waren MGU-K-Defekte an der Power Unit im Racing Point von Sergio Perez in Bahrain und im Williams von George Russell in Abu Dhabi.

Mercedes dreht Motoren runter, Fahrer merken nichts

"Wir haben da einen Fehlerteufel drin", sagte Wolff zu MSM. "Die Schäden an der MGU-K traten unterhalb der Laufleistung auf, die sie normalerweise halten sollen. Und wir verstehen noch nicht genau, warum. Wir haben bei allen Mercedes-Motoren ein wenig Leistung, ein wenig Performance rausgenommen."

Doch war es wirklich dieser Faktor, der für die klare Niederlage Mercedes‘ verantwortlich zeichnete? Die Reaktion der Fahrer auf dieses Thema spricht dagegen. Hamilton und Bottas zeigten sich völlig überrascht, als Max Verstappen, seinerseits erstaunt von der starken Leistung Red Bulls, in der Pressekonferenz nach dem Rennen plötzlich das Thema ansprach. „Ich habe gelesen, dass sie ihre Motoren etwas runterdrehen mussten, das hat ihnen sicher nicht geholfen“, sagte Verstappen.

Mercedes: Hat viel weniger als eine Zehntel gekostet

Damit konfrontiert musste Hamilton sogar nachfragen, was überhaupt los sei, ob es wirklich um die Mercedes-Motoren gehe. Auch Bottas tappte völlig im Dunkeln. "Ich wusste wirklich nicht, dass wir die Motoren runtergedreht haben", sagte der Finne.

Einen Unterschied wie Tag und Nacht dürfte das Herunterdrehen also eher nicht ausgemacht haben. Abschließend bestätigte das Mercedes‘ leitender Ingenieur an der Rennstrecke, Andrew Shovlin, später am Sonntagabend. Der Einfluss auf Performance und damit Ergebnis sei nur gering gewesen, so der Brite. „Es war kein Umfang, der das Rennresultat bestimmen würde“, sagte Shovlin. „Wir sprechen da von deutlich weniger als einer Zehntelsekunde, das hat also nicht den Unterschied zwischen Erster und Zweiter ausgemacht.“

Mercedes verliert: Untersteuern als Wurzel allen Übels

Stattdessen soll massives Untersteuern den Ausschlag gegeben haben. „Im ersten Stint hatte ich ziemliches Untersteuern“, berichtete Bottas. Im zweiten sei es nach einer Anpassung Frontflügels etwas besser gewesen.

„Wir hatten den ganzen Tag einfach ein untersteuerndes Auto. Am Freitag war es noch gut, am Samstag nicht mehr. Wir haben es in alle Richtungen versucht, aber einfach nicht hinbekommen. [Valtteri] und Lewis mussten heute beide auf die Reifen achten. Sie konnten in den Kurven fünf, sechs und sieben kaum einlenken“, bestätigte Wolff. „Wir haben dieses Wochenende nicht unser A-Game gebracht. Red Bull hat fair und gerecht gewonnen.“

Mercedes auf Spurensuche: MGU-K-Problem nicht ganz verstanden

In Sachen Power Unit und MGU-K steht Mercedes die große Ursachenforschung nun erst noch bevor. „Wir haben es noch nicht ganz verstanden“, gestand Shovlin. „Es gab bei den letzten paar Events Defekte an Mercedes-Motoren, die mit der K zu tun hatten. Ich würde sagen, dass wir die Power Unit eher so konservativ wie möglich betrieben haben, um ein Problem zu verhindern, statt uns tatsächlich ganz akut eines spezifischen Problems bewusst zu sein.“

Solang das nicht der Fall sei, könne man schlicht nicht viel mehr tun, als etwas vorsichtiger zu sein, sprich, die Leistung zu reduzieren. „Im Rennen haben wir versucht, das marginal zu machen. Das müssen die Fahrer nicht unbedingt bemerken. Das haben wir einfach im Hintergrund zu managen versucht.“