Jetzt Sebastian Vettels Zeit bei Ferrari also vorbei. Mit dem Großen Preis von Abu Dhabi endete am Sonntag die sechsjährige Amtszeit des viermaligen Formel-1-Weltmeisters bei der Scuderia. Das Rennen auf dem Yas Marina Circuit selbst war keines, an das sich Vettel noch lang erinnern wird, wohl aber an das Drumherum, die Emotionen gemeinsam mit seinen Mechanikern und Ingenieuren, inklusive einer Pokalübergabe und einer weiteren Ausgabe von ‚Vettel singt am Boxenfunk’.

Formel 1-Abschiede 2020: Ferrari verneigt sich vor Vettel (14:48 Min.)

„Heute war nichts Besonderes. Es war genauso krumm wie das ganze Jahr“, kommentiert Vettel seinen 14. Platz im Endergebnis. Das traf es nahezu perfekt. Kein vorzeigbares Resultat nach einem erneut langsamen Boxenstopp, Pech mit einem Safety Car (Vettel war auf Hard gestartet, da ergab ein Reifenwechsel in Runde zehn noch keinen Sinn) und Problemen mit den Reifen im Schlussstint - das war es, was von diesem Rennen blieb.

Vettel: Rennen werde ich vergessen, Emotionen nicht

„Anfangs habe ich mich noch ganz gut halten können“, sagt Vettel über eine ordentliche Startphase, in der er sogar vorbei an Teamkollege Charles Leclerc gelangte. „Aber das Safety Car hat uns dann gar nicht geholfen und uns nicht in die Karten gespielt. Zum Schluss hatte ich dann unheimliche Probleme mit dem letzten Reifensatz. Über das heutige Rennen brauchen wir da nicht groß reden.“

Aber über seinen Abschied von Ferrari, den letzten Tag in Rot. „An dieses Rennen werde ich mich sicherlich nicht erinnern, aber an die ganzen Gesten der Jungs, meiner Mechaniker und Ingenieure“, sagt Vettel. Emotional sei es da zugegangen. „Das ist nach so vielen Jahren immer schwer und dieses Jahr und auch das heutige Rennen sprechen ja nicht für die ganze Zeit, die wir gemeinsam hatten“, sagt Vettel. „Aber jetzt ist es so. Es ist zu Ende. Einerseits ist das traurig, andererseits freue ich mich auf das nächste Kapitel.“

Vettel singt auf Ehrenrunde: Songtext im Cockpit dabei

Noch denkt Vettel aber eher an Vergangenheit und Gegenwart. „Es war eine andere Energie, die ich heute gespürt habe, daran werde ich mich erinnern. An das Rennen nicht, das war nichts Besonderes“, sagt Vettel. Zumindest bis zur Ehrenrunde. Die nutzte Vettel nämlich für etwas, das man länger nicht mehr von ihm hörte. Der Deutsche trällerte ein Liedchen, wie in der Vergangenheit nach einigen seiner insgesamt 14 Siege für Ferrari. Eine Minute lang, auf Italienisch. Wer die Onboard-Aufnahmen genau studiert, erkennt: Den Songtext hatte Vettel im Cockpit dabei! Auf einem Zettel, offenbar im dann ausgezogenen Handschuh verstaut.

Damit nicht genug: Zurück beim Team feierte Ferrari vor der Garage großen Abschied. Teamfoto mit Vettel, Leclerc & Co. Weiße 'Grazie Seb'-Masken statt der üblichen roten. Den Monegassen werde er vermissen, so Vettel. „Auch, wenn er mir hier und da Kopfschmerzen bereitet hat“, sagt er. „Er ist ein guter Junge und hat noch viel vor sich. Ihm gehört die Zukunft. Hoffentlich bekommt er das Auto, das er verdient.“

Vettel blickt in die Zukunft: Hoffentlich ohne Masken

Vettel erhielt derweil etwas, dass er aus Ferrari-Sicht offenbar verdiente: einen riesigen Pokal als Abschiedsgeschenk. Darauf graviert: Alle seine 14 Siege mit dem Team. Einzig Teamchef Mattia Binotto fehlte bei den Feierlichkeiten zum Abschied. Der hatte bereits am Donnerstag wegen einer Erkrankung abreisen müssen. Stattdessen tauchte in der Printmedienrunde Sportdirektor Laurent Mekies - genauso Leclerc - mit Vettel-Maske auf.

Sebastian Vettel erhielt nach dem Rennen einen gewaltigen Pokal, Foto: Ferrari
Sebastian Vettel erhielt nach dem Rennen einen gewaltigen Pokal, Foto: Ferrari

Ganz ohne Ausblick kam Vettel in Abu Dhabi dann allerdings nicht davon. „Ich hoffe zuallererst einmal, dass wir nächstes Jahr alle eine bessere Saison haben. Es war ein sehr hartes und ermüdendes Jahr - aus offensichtlichen Gründen“, sagt Vettel. Ich hoffe, dass ihr uns nächstes Jahr wieder lächeln sehen könnt. Und sauer und traurig, sodass nicht mehr alles hinter der Maske versteckt ist. Das ist der größte Wunsch.“

Vettel leidet mit Racing Point: WM-Rang drei dann mit ihm?!

Auf seine eigene neue Reise mit Aston Martin freue er sich bereits. „Aber jetzt bin ich erstmal froh, nach Hause zu kommen“, sagt Vettel. „Aber dann bin ich sehr gespannt, was als nächstes kommt. Wie es ist. Selbst in meinem Alter wird es sicher sehr aufregend und wie ein kleines Kind sein, das zum ersten Mal in den Spielzeugladen geht“, sagt Vettel. „Schade, dass sie es gegen McLaren heute nicht geschafft haben“, ergänzt Vettel zum verlorenen Kampf Racing Point um Platz drei der Konstrukteure. Das will der Noch-Ferrari-Pilot dann 2021 selbst verbessern. Vettel: „Ich hoffe, dass ich helfen, dass es nächstes Jahr etwas besser wird.“

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