Der Tag ist gekommen: Sebastian Vettel bestreitet heute in Abu Dhabi sein 118. und damit letztes Formel-1-Rennen für die Scuderia Ferrari. 2015 als Heilsbringer und viermaliger Weltmeister von Red Bull nach Maranello gewechselt, verkehrte sich die geradezu als Traumehe gestartete Beziehung zuletzt mehr und mehr fast schon in das Gegenteil.

Für viele begann der Anfang vom Ende mit Vettels Abflug in Hockenheim 2018. Eine Szene, die in der Formel 1 fast schon zur Metapher für Vettels Scheitern mit Ferrari geworden ist. Ein Scheitern mit Blick auf den verpassten Traum eines WM-Titels in Rot. Deshalb sei das so zu bezeichnen, betonte Vettel selbst bereits mehrfach.

Vettel und Ferrari: Von Traumehe zu Trauerspiel

An Hockenheim allein will Vettel dieses Scheitern jedoch noch festmachen, vielmehr sei es eine Achterbahnfahrt gewesen. Auch der Verlust von James Allison an Mercedes im Jahr 2016 etwa habe eine Rolle gespielt, genauso der plötzliche Tod des Ferrari-Bosses Sergio Marchionne 2018 und der Wechsel auf dem Teamchef-Posten von Maurizio Arrivabene zu Mattia Binotto.

Mit der Ankunft des hochtalentierten Ferrari-Juniors Charles Leclercs nahm die Geschichte ein Jahr später ihren Lauf. Gleich im ersten Jahr agierte der Monegasse auf Augenhöhe mit Vettel, im zweiten Jahr - der aktuellen Formel-1-Saison 2020 - stellte Leclerc den arrivierten Vettel dann klar in den Schatten. Platzhirsch war Vettel da ohnehin längst nicht mehr. Noch vor der Saison hatte Ferrari den Monegassen zur Zukunft des Teams erklärt und Leclercs Vertrag bis 2024 verlängert - während Vettel kein neuer Vertrag offeriert wurde.

Vettel: 2020 steht nicht für ganze Ferrari-Karriere

Allein deshalb zeichnete sich eine Saison wie ein Spießrutenlauf ab. Dann kam ein heillos unterlegenes Ferrari-Paket hinzu. „Diese Saison war so schlecht, dass ich ziemlich froh bin, dass es vorbei ist, um ehrlich zu sein“, sagt Vettel deshalb vor seinem letzten Rennen für Ferrari. Eine Saison zum Vergessen also. Eine Saison, die den Eindruck erweckt, als wäre sie nie dagewesen - die Magie zwischen Vettel und dem springenden Pferd.

„Dieses Jahr spiegelt nicht die gesamte Zeit, die ich mit dem Team hatte“, sagt Vettel jedoch. So viel Reflektion musste sein, selbst im stressigen Tagesgeschäft. Und tatsächlich: Schöne Momente gab es einige. Denn auch, wenn von seinen insgesamt 14 Siegen in Rot in den beiden vergangenen Jahren nur noch einer hinzukam, waren es 14 Siege - und damit so viele, wie sonst nur Michael Schumacher und Niki Lauda bei Ferrari gelangen.

Sebastian Vettel verrät seine größten Ferrari-Momente

Einige dieser Siege waren zudem nicht einfach Siege, sondern ganz besondere Momente. An die drei größten erinnert sich Vettel noch ganz genau. „Insgesamt hatten wir schon eine ganze Reihe an Siege, aus denen man wählen kann. Noch immer nicht genug, aber genug, um ein Highlight auswählen zu können“, sagt Vettel.

Vettels größte Ferrari-Siege I: Malaysia 2015

„Ich denke der erste Sieg sticht heraus, das ist immer etwas Besonderes. Also Malaysia 2015“, sagt Vettel. Ein besonderer erster Sieg war es umso mehr, weil Vettel ihn schon im zweiten Rennen für Ferrari erzielte. Und das souverän - mit acht Sekunden Vorsprung auf Lewis Hamilton. Im ersten Rennen hatte Vettel in Australien bereits ein Podium geschafft.

In seinem zweiten Ferrari-Rennen ringt Vettel die Mercedes von Rosberg und Hamilton nieder, Foto: Sutton
In seinem zweiten Ferrari-Rennen ringt Vettel die Mercedes von Rosberg und Hamilton nieder, Foto: Sutton

Vettels größte Ferrari-Siege II: Monaco 2017

Der zweite Moment, der Vettel in den Sinn kommt, war das Rennen in Monaco 2017. „In Monaco zu gewinnen, ist immer etwas Besonderes“, sagt Vettel über seinen zweiten Sieg in Monte Carlo nach 2011. Vor allem, wenn man im engen Fürstentum nicht einmal von der Pole Position gewinnt. Die Führung hatte Vettel im Rennen Teamkollege Kimi Räikkönen abgejagt - mit einem teaminternen Overcut gegen den Leader.

2017: Vettel gewinnt in Monaco, Räikkönen findets nicht so toll, Foto: Ferrari
2017: Vettel gewinnt in Monaco, Räikkönen findets nicht so toll, Foto: Ferrari

Vettels größte Ferrari-Siege III: Kanada 2018

Als drittes Highlight denkt Vettel an seinen Sieg in Kanada 2018. In Montreal gewann Vettel von der Pole Position nicht nur überlegen das Rennen, sondern luchste Lewis Hamilton damit auch die Führung in der Gesamtwertung ab. Zu diesem Zeitpunkt schien eine Zeitenwende in der Formel 1 denkbar. Nur gut einen Monat später wendete sich das Blatt mit dem berüchtigten Rennen von Hockenheim. Nur zwei Siege mit Ferrari sollten Vettel nach diesem Drama noch gelingen. Einer schon kurz darauf in Belgien, der zweite in Singapur 2019.

In Kanada ist Vettel 2018 nicht zu stoppen, Foto: Sutton
In Kanada ist Vettel 2018 nicht zu stoppen, Foto: Sutton