"Ich möchte ja niemanden etwas Böses wünschen, aber Alonso könnte doch im Bad ausrutschen, oder?", fragt Ron Dennis den Formel 1-Reporter von Autosport-Atlas. Und natürlich hat der Rennfuchs Recht: Man kann im Bad ausrutschen, man kann auf einen Tennisball steigen und man kann auch auf dem Fahrrad einen Motorradfahrer übersehen.

Nur: Auch ein Alonso im Gips könnte immer noch gute Chancen haben, Weltmeister zu werden - denn sein Polster beträgt 25 WM-Punkte bei nur noch drei Rennen. Das heißt: Kimi Räikkönen müsste zwei Siege und einen vierten Platz erobern - das wäre von der Performance her auch möglich, doch Räikkönen müsste dafür auch dreimal hintereinander die Zielflagge sehen - und auch wenn er in den letzten vier Rennen es tatsächlich stets in die Punkteränge geschafft hat, bleibt in Sachen Standfestigkeit doch ein gewisser Restzweifel, was McLaren-Mercedes betrifft. Aber natürlich - vielleicht konnten die Silbernen die Defekthexe mittlerweile endgültig verjagen?

Doch weil Fernando Alonso vertraglich dazu verpflichtet ist, beim Duschen aufzupassen, wird er wohl die kommenden drei Rennen im Renault sitzen. Und dass sich die bei McLaren vertriebene Defekthexe plötzlich in die Renault-Box verirren, Alonso dreimal hintereinander ausfallen könnte, ist relativ unwahrscheinlich. Und deshalb kann Teamchef Flavio Briatore auch lapidar sagen: "Ich denke, es wird schwer für Kimi, ihn noch abzufangen." Räikkönen muss, selbst wenn Alonso ausfallen sollte, mindestens Vierter werden. Umgekehrt braucht Alonso nur noch sechs WM-Zähler, um jüngster Formel 1-Weltmeister zu werden. Alonso sagt: "Ich brauche in Brasilien nur sechs Punkte, auch wenn Kimi gewinnen sollte. Daher ist unser Ziel wieder das Podium."

Während für Kimi Räikkönen der Traum vom ersten Titel eigentlich nur noch durch ein Wunder wahr werden kann, sieht das bei den Konstrukteuren ganz anders aus. "Ich hätte Spa sehr gerne als neuer Leader in der Konstrukteurs-WM verlassen. Und auch ein geringerer Vorsprung von Alonso auf Kimi wäre nicht nur für uns großartig gewesen, sondern für die gesamte Formel 1", spielt Dennis auf den unschönen Ausfall von Montoya, von "Jungle Boy" Antonio Pizzonia abgeschossen, an. Tatsächlich war McLaren auf dem sicheren Weg zu einem Doppelsieg - und hätte JPM die Zielflagge gesehen, hätte McLaren schon gestern die Führung bei den Konstrukteuren übernommen.

Dass es in der Team-WM noch zäh für Renault werden könnte, gibt auch Briatore zu. Und Pat Symonds sagt: "Es ist hart, jemanden zu schlagen, der schneller ist als du." Man müsse jetzt die Konstrukteurs-WM fokussieren, sagt Symonds. Schließlich sind es nur sechs Punkte, die McLaren aufzuholen hat.

In der Fahrer-WM könnte Alonso schon in Brasilien der neue Weltmeister werden - dank der Standfestigkeit seines Konstrukteurs. In der Konstrukteurswertung jedoch könnte jenes Team, dessen Fahrer im Titelrennen wegen einiger Defekte den Anschluss verloren hat, immer noch Weltmeister werden. Klingt irgendwie absurd. Der Hintergrund: In punkto Giancarlo Fisichella war Renault um einiges weniger verlässlich - ohne den US-GP musste "Fisico" sieben Nullrunden hinnehmen.

Natürlich hat Ron Dennis Recht, wenn er sagt, dass ein geringerer Abstand zwischen Alonso und Räikkönen für den Sport eine Bereicherung wäre. Doch ein spannendes WM-Finale, mit zwei Titelaspiranten, wird immer unwahrscheinlicher.