Durchwachsener Auftakt für McLaren beim 15. Grand Prix der Formel-1-Saison 2020. In den ersten beiden Trainings zum Großen Preis der Türkei auf dem Istanbul Park Circuit kamen Carlos Sainz und Lando Norris an seinem 21. Geburtstag nicht über mittelmäßige Resultate im Mittelfeld hinaus. Der Spanier landete auf P14, der Brite erreichte mit P10 zumindest knapp ein Top-10-Ergebnis. Immerhin lief es auch für die direkten Konkurrenten im Kampf um WM-Rang drei, Racing Point und Renault, nicht rund.

Vor allem für Sainz überwogen die negativen Momente. Ein neuerlicher technischer Defekt legte den 2020 so arg von Pannen geplagten Spanier im ersten Training am Vormittag lahm. Zunächst rief McLaren Sainz wegen eines elektrischen Problems zurück in die Garage, dann rollte der MCL35, gerade erst zurück auf der Strecke, plötzlich aus. „Motor, Servolenkung“, funkte Sainz. Das deute auch auf ein hydraulisches Problem hin. Die Konsequenz: Über zwölf Runden und P19 am Vormittag kam Sainz somit nicht hinaus.

Carlos Sainz: Seltsamste Session meines Lebens

„Kein idealer Freitag. Es war frustrierend, in einem natürlich wichtigen FP1 Fahrzeit zu verlieren, denn es sind sehr herausfordernde Streckenverhältnisse, denen wir uns dieses Wochenende ausgesetzt sehen und für mich ist es auch eine neue Strecke“, klagte der WM-Achte. „Wir werden das definitiv ansehen, um sicherzustellen, dass es sich nicht wiederholt.“

Immerhin habe er die verlorene Zeit im zweiten Training ausgleichen können. Dort drehte der Spanier stabile 40 Runden. „Ich fühle mich bereit für morgen“, sagte Sainz. Dennoch: „Es war die seltsamste Session meines Lebens, der seltsamste Freitag. Wir hatten 1:22 oder 1:23 erwartet und diesen Morgen sind wir dann 1:45 gefahren, da kannst du dir vorstellen, wie schwierig es war.“

Lando Norris: Drift-Schule als Geburtstagsgeschenk

Das schwache Ergebnis, P14, erklärte der künftige Ferrari-Pilot mit einem unsauberen Soft-Run. „Und dann haben sich die Rundenzeiten auch noch schnell durch die Streckenentwicklung verbessert“, ergänzte Sainz. Teamkollege Lando Norris landete zumindest auf P10 (P7 im FP1), verbuchte dennoch ebenfalls einen kniffligen Tag. Der Brite führte das allerdings einzig auf die schwierigen Bedingungen zurück, nicht Performance oder Probleme.

Dem seit heute 21-Jährigen gefiel die wilde Rutscherei auf dem glatten Asphalt in Istanbul allerdings durchaus gut. „Es war ein spaßiger Tag! Das war Drift-Schule heute. Das war mein Geburtstagsgeschenk“, jubelte Norris. „Es war echt schön und knifflig in einem F1-Auto“, freute sich der Brite über die Herausforderung. „Viel Power, Abtrieb, und dann riesige Quersteher. Bei den meisten Runden - das Wort kann ich nicht sagen - du machst dir ein bisschen in die Hose. Besonders in Kurve acht und so. Schwierig, aber auch viel Spaß."

McLaren jagt AlphaTauri & Ferrari statt Renault & Racing Point

Weniger Spaß gemacht hätte die eigentliche Arbeit. „Die Reifentemperaturen aufzubauen und so weiter war nicht so spaßig“, berichtete Norris. „Aber sobald sie es einmal waren, fühlte es sich gleich etwas besser an. Es war aber schwierig, die Balance zu verstehen, weshalb wir viele Runden am Stück gefahren sind.“ Überhaupt einmal eine Runde zusammenzubekommen, sei kaum möglich gewesen. „Das dürfte für ein interessantes Wochenende sorgen“, vermutet Norris. Mehr denn je würden die Bedingungen nach Gelegenheiten und Überraschungen schreien.

Das zeigte sich durchaus anhand des Ergebnisses. Mercedes verlor seinen Nimbus, Ferrari erlebte plötzlich eine Renaissance, AlphaTauri kaufte nicht nur McLaren, sondern auch Renault und Racing Point erneut den Schneid ab. „Ferrari war viel schneller als wir und Alpha, die waren etwas schneller“, analysierte Norris. „Wenn wir uns noch etwas verbessern können wir die Alpha vielleicht etwas besser bekämpfen, aber die waren heute schon den ganzen Tag lang überzeugend vor uns. Das wird nicht leicht.“

Für Qualifying und Rennen gelte es nun umso mehr, noch jede Menge zu arbeiten. „Wir müssen herausfinden, was in Sachen Runden morgen das Beste ist“, sagte Norris. Tatsächlich fuhren diverse Piloten erst auf bereits sehr alten Soft-Reifen ihre Bestzeiten. „Du musst versuchen, die Reifentemperatur aufzubauen und gleichzeitig die Reifen nicht sterben zu lassen, „schilderte Norris. „Aber da muss jeder drüber nachdenken. Es gibt eben ein paar Hausaufgaben zu tun.“ Drift-Schule hin oder her - da wird man in der Formel 1 auch am Geburtstag nicht befreit.