Die Formel 1 ist zurück in Istanbul. Beim 1. Freien Training zum Großen Preis der Türkei 2020 waren die Piloten noch mit angezogener Handbremse unterwegs - die Streckenbedingungen bremsten das Trainingsgeschehen zunächst stark ein. Am Ende sicherte sich Max Verstappen (Red Bull) die erste Bestzeit des Rennwochenendes - die Rundenzeiten sind jedoch angesichts der Streckenbedingungen nicht besonders aussagekräftig.

Formel 1: Türkei-Comeback mit Hindernissen

Nach neun Jahren Pause kehrt die Formel 1 an diesem Wochenende in den Istanbul Park zurück, wo sie zwischen 2005 und 2011 insgesamt sieben Mal gastierte. Seit dem letzten Formel 1-Rennen in Istanbul hat sich in der Königsklasse des Motorsports viel getan. Statt V8-Saugmotoren kommen V6-Hybrid-Power-Units zum Einsatz, die über 100 PS mehr leisten, die Autos sind breiter und länger geworden und die Rundenzeiten dürften unter anderem dank deutlich mehr Abtrieb um bis zu vier Sekunden sinken. Im 1. Training waren die Fahrer davon aber noch weit entfernt - die Bestzeit war zehn Sekunden langsamer als Sebastian Vettels Pole-Zeit von 2011.

Während der 5,338 km lange Streckenverlauf unverändert blieb, erhielt der Istanbul Park einen komplett neuen, sehr glatten Asphalt spendiert. Vor allem zu Beginn des Trainings rutschten die Fahrer noch stark über die Strecke, weil diese vor der Session sogar noch bewässert wurde, um den neuen Asphalt zu säubern. Max Verstappen quittierte dies kurz und knapp mit: "Das ist wie Fahren auf Eis!" Und: "Ich glaube, ich wäre mit Regenreifen schneller."

Entsprechend wenig Fahrbetrieb gab es in der ersten Hälfte des Trainings zu sehen. Die Autos rutschten teilweise schneller über die Auslaufzonen, als sie auf der Strecke fahren konnten. Erst zur Mitte der 90-minütigen Session besserten sich die Streckenverhältnisse langsam, sodass mehr Fahrer eine Zeit setzten und die Rundenzeiten stetig schneller wurden.

Hier profitieren die Teams bei ihren Setuparbeiten von der Rückkehr zum gewohnten Rennwochenend-Format: Anders als zuletzt in Imola stehen ihnen in Istanbul wieder drei Freie Trainings mit insgesamt vier Stunden Fahrzeit zur Verfügung, um sich auf die Qualifikation am Samstag (Beginn: 13:00 Uhr, bei RTL, Sky und ORF im TV sowie im Motorsport-Magazin.com Live-Ticker) und das Rennen am Sonntag (Start: 11:10 Uhr) vorzubereiten.

Formel 1: Rutschpartie, Dreher und ein Defekt

Trotz der kniffligen Streckenverhältnisse gab es nur relativ wenige Zwischenfälle, die größtenteils harmlos verliefen. Ferrari-Pilot Charles Leclerc löste zu Beginn eine kurze Trainingsunterbrechung aus, als er einen Poller umfuhr, Pierre Gasly drehte sich in Kurve 11, Valtteri Bottas in Kurve 9 und Nicholas Latifi kurz vor Schluss. Weniger glimpflich lief es für Carlos Sainz, der rund 25 Minuten vor dem Ende mit einem technischen Problem vor Kurve 7 ausrollte. Für George Russell gab es unterdessen die schlechte Nachricht, dass er die erlaubte Anzahl an Power-Unit-Komponenten überschritten hat und dafür eine Strafversetzung kassiert.

Die schwierigen Streckenbedingungen auf dem Istanbul Park Circuit und die kritischen Funksprüche zu Beginn hielten Max Verstappen jedoch nicht davon ab, in den Schlussminuten die Bestzeit zu markieren. In 1:35.077 Minuten setzte er sich um knapp zweieinhalb Zehntel gegen seinen Red-Bull-Teamkollegen Alexander Albon durch. Fun Fact: Red Bull absolviert in der Türkei den 300. Grand Prix seit dem Formel-1-Debüt des Teams von Christian Horner in Australien 2005, damals mit David Coulthard und Christian Klien am Steuer des RB1.

Hinter den beiden RB16 platzierte sich Charles Leclerc auf dem dritten Platz, vor Pierre Gasly, Sebastian Vettel und Daniil Kvyat. Vor allem Sebastian Vettel verbindet mit dem Kurs in der Türkei viele (größtenteils positive) Erinnerungen. Dort erlebte der damals 19-Jährige in der Saison 2006 seine erste Ausfahrt in einem Freien Training mit BMW Sauber (und fuhr im 2. Training direkt Bestzeit), dort fuhr er beim bislang letzten Großen Preis der Türkei 2011 von der Pole Position zum Sieg, dort kollidiert er 2010 aber auch mit seinem Teamkollegen Mark Webber. Wir erinnern uns an die "Hornochsen"-Schlagzeilen über die beiden Red-Bull-Crashpiloten.

Geburtstagskind Lando Norris belegte im McLaren Platz sieben, die Top-10 rundeten Antonio Giovinazzi, Valtteri Bottas im besten Mercedes und Esteban Ocon ab. Lewis Hamilton, der an diesem Wochenende seinen siebten WM-Titel gewinnen kann, sah sich das Geschehen für einen Großteil des Trainings aus der Box an und legte lediglich zwölf Runden zurück. Er beendete die Session auf Position 15.

Die wichtigste Frage nach dem 1. Training lautet nun natürlich: Wie entwickelt sich der Zustand des Asphalts weiter? Die Antwort darauf erhalten wir im 2. Freien Training am Freitagnachmittag. Vom Asphalt abgesehen sind die Wetterbedingungen in der Türkei ordentlich: Die Sonne scheint, die Streckentemperatur betrug knapp 22 Grad, die Lufttemperatur 15 Grad. Passend dazu ein abschließender Fun Fact: Der Große Preis der Türkei wird bei seiner achten Ausgabe an diesem Wochenende so spät wie noch nie im Jahr ausgetragen (November). Bislang fand sich die Formel 1 entweder im Mai (drei Mal), im Juni (ein Mal) oder im August (drei Mal) in Istanbul ein.