Die Formel 1 gastiert 2020 erstmals im portugiesischen Portimao. Der Algarve Circuit ist eine Mischung aus Oldschool-Rennstrecke und moderner Retortenstrecke. Der 4,653 Kilometer lange Kurs wurde 2008 eröffnet und besticht durch technisch anspruchsvolle Kurve und vor allem durch steile und häufige bergauf-, respektive bergab-Passagen.

Portimao ist wahrhaftig die vielzitierte Formel-1-Achterbahn. Dafür lieben die Piloten die Strecke. Aber Portimao hat auch ein paar Probleme. Just vor dem Besuch der Königsklasse wurde die Strecke komplett neu asphaltiert. Das Grip-Niveau des extrem dunkel glänzenden Asphaltbands lässt zu Wünschen übrig, die nach außen hängenden Kurven passen zudem nicht so recht zum Oldschool-Charakter der Strecke.

Das größte Problem aber sind die Streckenlimits. Schon nach den Mitteilungen von Rennleiter Michal Masi am Donnerstag konnte man erahnen, dass Tracklimits in Portugal zum Problem werden könnten. Masi warnte: Gleich in drei Kurven wird die Zeit gestrichen, sollte ein Pilot über die Streckenbegrenzung hinausfahren.

Formel 1: Verstappen schießt Stroll ab! Aber keine Strafe?! (14:55 Min.)

In Kurve 15 blieb es am Trainingsfreitag ruhig. Kein einziges Vergehen wurde in den beiden Trainingssessions notiert. Dafür ging es in den Kurven eins und vier drunter und drüber. 29 Rundenzeiten wurden im 1. Training wegen Vergehen in Kurve eins gestrichen, 36 Mal mussten die Stewards in Kurve vier eingreifen. Obwohl das 2. Training gleich zweimal mit Rot unterbrochen wurde, gab es ähnlich viele Zwischenfälle.

So wurden am Ende des Trainingstages 125 Vergehen wegen Streckenbegrenzungen notiert. 124 Zeiten wurden gestrichen, weil Kimi Räikkönen gleich zwei Vergehen in eine Runde packte. Die offiziellen Trainingsergebnisse kamen erst mit 30 Minuten Verspätung, weil erst alle Rundenzeiten korrekt aussortiert werden mussten.

Verstappen klagt: War mit zwei Reifen auf Kerb

Max Verstappen beklagte sich bereits nach wenigen Minuten im Training: "Ich war doch noch mit zwei Reifen auf dem Kerb." Offenbar hat die Rennleitung die Daumenschrauben in Portugal etwas angezogen: Die Streckenbegrenzung ist plötzlich wieder die weiße Linie, nicht mehr der Kerb. So steht es eigentlich auch im International Sporting Code, doch meist werden die Kerbs als Streckenbegrenzung herangezogen.

"Es gibt keine leichte Lösung. Gerade haben wir da viele Fragezeichen", klagte McLaren-Pilot Carlos Sainz. "Es ist schwer zu wissen, wo du auf dem Kerb endest, weil sie ganz flach sind. Deshalb gibt es so viele Vorfälle mit den Streckenbegrenzungen."

FahrerAnzahl Vergehen
Albon15
Stroll15
Sainz11
Grosjean10
Perez8
Räikkönen8
Vettel8
Gasly7
Giovinazzi7
Kvyat7
Norris5
Leclerc4
Hamilton3
Latifi3
Ocon3
Russell3
Bottas2
Magnussen2
Ricciardo2
Verstappen2

Die Fahrer hatten übrigens unterschiedlich stark mit dem Problem zu kämpfen: Alexander Albon und Lance Stroll führen die unrühmliche Bestenliste mit jeweils 15 Vergehen an. Am anderen Ende der Skala rangieren Kevin Magnussen, Daniel Ricciardo und Max Verstappen: Das Trio wurde nur je zweimal erwischt.

Im Training und Qualifying werden die Rundenzeiten gestrichen. Im Rennen ist die Streichung nur relevant, wenn dabei die schnellste Rennrunde erzielt werden sollte. Wer aber dreimal neben die Strecke kommt, wird verwarnt. Bei einem weiteren Vergehen beschäftigen sich die Stewards mit dem Fall.