McLaren geriet im Kampf mit Renault und Racing Point um den dritten Platz der Konstrukteure in der Formel 1 zuletzt ins Straucheln. Aus den vergangenen drei Rennen nahmen die beiden Konkurrenten der Truppe des deutschen Teamchefs Andreas Seidl deutlich mehr Punkte mit. Racing Point zog im WM-Stand bereits vorbei, Renault fehlen nur noch vier Punkte auf den eigenen Motorenkunden.

Dabei wartete McLaren durchaus mit einer Reihe Upgrades für den MCL35 auf, mit bloßem Auge vor allem anhand einer völlig neuen Nase zu erkennen. Zünden wollten diese allerdings bis dato nicht so recht. Auch, weil durch einen abgesagten Freitag und Kälte auf dem Nürburgring Vergleichtests nur bedingt möglich oder gänzlich sinnlos waren.

Mit dem Portugal GP plante McLaren deshalb, die Neuerungen nun Schritt für Schritt wieder anzubauen, zu testen und abzugleichen, um endlich die volle Wirkung zu entfalten.

Carlos Sainz: Ganzer Tag war Mist

Sonderlich dankbare Bedingungen dafür lieferte Portimao dem Traditionsteam am Trainingsfreitag dafür allerdings nicht. Das neuasphaltierte Autodromo Internacional do Algarve präsentierte sich dementsprechend rutschig, hinzu kam ein von FP1 auf FP2 deutlich veränderter Wind. Ein Faktor, der dem MCL35 2020 noch dazu nie schmeckte. „Es gab ein paar Kurven, in denen wir kaum einlenken konnten“, berichtete Carlos Sainz.

„Der ganze Tag war heute einfach Mist“, klagte der Spanier. „Die Leute haben viele Fehler gemacht, es gab viele rote Flaggen, viel Verkehr und wenig Grip auf der Strecke. Da war es schwierig, auch nur irgendetwas zu verstehen“, ergänzte Sainz. „Es war sehr knifflig“, bestätigte Teamkollege Lando Norris. „Teile des Asphalts waren sehr rutschig, das hat es sehr schwierig gemacht, die Balance hinzubekommen und dich im Auto wohlzufühlen.“

McLaren-Technikchef sieht positive Anzeichen

Technikchef James Key gab sich dennoch halbwegs zufrieden. Einige Lehren scheint McLaren trotz der erneut suboptimalen Umstände doch ziehen zu können. „Wir hatten heute einige Test-Items am Auto. Die Daten müssen wir heute Abend noch analysieren, aber die ersten Anzeichen sind positiv“, sagte Key. „Wir verstehen definitiv, was das Paket macht“, bestätigte McLaren-Boss Zak Brown. „Es macht, was es soll.“ Bedenken, dass seine Ingenieure den MCL35 letztlich doch noch auf Spur bringen würden, habe er keine.

In Teilen schien das bereits am Freitag in Portimao der Fall. „Das Auto schien einigermaßen stabil und trotz der schwierigen Gripverhältnisse gleich zu Beginn gut eingestellt“, freute sich Key. Das bestätigte nicht nur zu Beginn, sondern auch am Ende das Ergebnis. Sainz beendete den Tag mit der fünftschnellsten Zeit im FP2, Norris reihte sich sogar auf P3 ein. „Wir waren trotz des schwierigen Tags ziemlich weit vorne dabei, wir können also nicht allzu enttäuscht sein“, sagte Sainz.

Norris & Sainz: Trainingsresultat schmeichelhaft

Der Spanier hält ein derart gutes Ergebnis auch am Samstag allerdings für fast unmöglich. „Das ist nicht sehr realistisch, viele Leute haben heute ihre Runden nicht zusammenbekommen“, erklärte Sainz angesichts gleich zweier Rotphasen am Nachmittag. Noch dazu war in den ersten 30 Minuten ein Test der Pirelli-Prototypen für 2021 zu absolvieren. Hinzu kam die auch am Nachmittag noch immer weitgehend ‚grüne‘ Strecke.

„Mit Platz drei ging es gut aus, aber das bedeutet im Training natürlich nichts“, bestätigte Norris. Ein toller Tag für McLaren sei der Freitag in Portimao ganz sicher nicht gewesen. Klartext des Briten: „Wir sind nicht Dritter, wir sind viel langsamer! Wir haben heute Abend jede Menge zu arbeiten, wenn wir morgen auch nur in die Nähe von Platz drei kommen wollen.“ Mit einem halbwegs komfortablen Einzug in das Q3 könne McLaren schon zufrieden sein, so Norris. „Etwas Zuversicht gibt es uns dennoch“, ergänzte Norris zum zumindest verheißungsvollen Blick auf das Klassement.

Am Samstag könnte die Welt allerdings ganz anders aussehen. „Je weiter das Wochenende voranschreitet, desto mehr wird sich die Strecke verbessern“, weiß der Brite. „Wir müssen einfach abwarten, was geschieht. Es gibt durch den niedrigen Griplevel heute einfach zu viele Unbekannte.“