Fernando Alonso wagt mit Renault das Formel-1-Comeback im gehobenen Alter. Der zweimalige Weltmeister wird 2021 mit 39 Jahren in den Wettbewerb zurückkehren. Mit Aussicht auf das neue Reglement 2022 wird er mindestens zwei weitere Jahre in der Königsklasse absolvieren. Für Alonso stellt sich die Frage des Alters gar nicht erst. Er strotzt vor Tatendrang und Selbstvertrauen.

"Soweit ich das in meinen vielen Jahren Formel 1 gesehen habe, ist die Stoppuhr das einzige, was zählt, und nicht das Alter", schmettert der 38-Jährige jeglichen Zweifel an seiner F1-Tauglichkeit in der Online-Medienrunde an der Seite seines neuen Teamchefs Cyril Abiteboul ab. "Ich habe noch nie ein Rennergebnis auf Grundlage des Ausweises oder deines Geburtsdatums gesehen."

In der Vergangenheit waren nur wenige Piloten mit einem Comeback nach ihrer ersten Karriere erfolgreich. Niki Lauda und Alain Prost krönten sich sogar noch einmal zum Weltmeister. Michael Schumacher hingegen fehlte von 2010 bis 2012 bei Mercedes nicht nur das Material, um an alte Erfolge anzuknüpfen, er schnitt auch im Vergleich zu seinem Teamkollegen nicht mehr ab wie er es als 30-Jähriger auf dem Zenit seines Schaffens getan hatte.

Alonso fürchtet mangelnde Motivation nicht. Er hat durch seine Engagements nach der Formel 1 aber nicht das Gefühl, jemals wirklich aufgehört zu haben. "Letztes Jahr war eine sehr aktive Saison für mich. Langstreckenrennen in IMSA und WEC, die Rallye Dakar, da habe ich fast jede Woche im Auto gesessen", erklärt er.

Alonso setzt keinen Rost an: Bin bei 100 Prozent

Tatsächlich sieht er sich nach der Auszeit von der Formel 1 sogar in einer noch besseren Verfassung als zum Zeitpunkt seines Rücktritts. "Ich fühle mich bereit und was das Fahren angeht bei 100 Prozent", sagt er. Was seine körperliche Konstitution angeht hat er die Vorbereitungen auf eine Formel-1-Rückkehr längst abgehandelt.

"Physisch habe ich meinen Körper wieder aufgebaut. Im Februar habe ich eine gezielte Fitness-Vorbereitung begonnen und jetzt bin ich bei 100 Prozent. Wir haben vor 14 Tagen einen Fitnesstest gemacht und ich hatte die besten Ergebnisse meiner Karriere. Ich fühle mich extrem motiviert, bin zufriedener und stärker als je zuvor", verspricht er.

Die Vorbereitungen auf seine Comeback-Saison sieht Renault-Teamchef Cyril Abiteboul dementsprechend entspannt. "Ich glaube nicht, dass er ein FP1 braucht um sich mit den Abläufen in einem Formel-1-Auto vertraut zu machen", lacht der Franzose. "Wenn sich die Möglichkeit ergibt, können wir ihn immer noch ein 2018er Auto fahren lassen. Aber im Moment gibt es da keinen Plan."

Fernando Alonso fuhr im Frühjahr 2019 letztmals ein Formel-1-Auto, Foto: LAT Images
Fernando Alonso fuhr im Frühjahr 2019 letztmals ein Formel-1-Auto, Foto: LAT Images

Alonso schreibt 2021 schon ab: Nur ein Auto siegfähig

Pläne machen Renault und die neue fahrerische Speerspitze ohnehin lieber für 2022. Das neue Reglement, welches durch die Coronavirus-Krise um ein Jahr aufgeschoben wurde, soll den Weg für eine Offensive der Franzosen ebnen. Das bedeutet, sich in Geduld zu üben. "Mir ist schon bewusst, was im Moment der Stand der Dinge ist. Ich habe die letzten zwei Jahre ja nicht im Untergrund gelebt", so Alonso.

"Ich habe es im Fernsehen verfolgt und ich weiß, dass 2020 nur ein Team gewinnen wird und 2021 wohl genauso. 2022 ändern sich die Regeln und das bringt hoffentlich mehr Fairness und enges Racing für den Sport, mit mehr Teams die auf einem Level sind", sagt er weiter. 2021 sei deshalb aber keine Zeitverschwendung: "2021 zurück im Sport zu sein, es als Vorbereitung nach meiner zweijährigen Auszeit zu nutzen und das Team aufzubauen, ist es auf jeden Fall wert."

Erst Indy 500, dann Formel-1-Job bei Renault

Bis er sich in den Renault-Fabriken in Enstone und Viry einbringen wird, werden noch einige Monate vergehen. Denn 2020 gibt es für Alonso in den USA noch etwas zu erledigen. Im August greift er zum dritten Mal beim Indy 500 an, um sich die heiß ersehnte Triple Crown zu holen. "Das ist dieses Jahr meine höchste Priorität", stellt er klar. "Ich habe nur dieses eine Rennen und ich bin zu 100 Prozent darauf fokussiert."

Inmitten der Vorbereitung schon ins Geschehen bei Renault einzugreifen, hält er nicht für realistisch. "Renault muss erstmal zurück in die Saison finden, die letzt läuft, und ich habe das Indy 500. Vor September werden wir nicht mit der Arbeit beginnen. Wir werden diese Prioritäten splitten und natürlich habe ich dabei 2021 als mein ultimatives Ziel im Hinterkopf."