Man versetze sich zurück in den März, als die Formel 1 das erste Mal versuchte, die Saison 2020 zu beginnen. In Australien waren alle bereits da und fahrbereit, doch dann wurde ein McLaren-Mechaniker positiv auf das damals gerade im Ausbrechen begriffene Coronavirus getestet. Eine klare Linie hatte die Formel 1 damals nicht. McLaren zog sich freiwillig zurück, danach dauerte es Stunden bis zur endgültigen Entscheidung, nicht zu fahren.

Dreieinhalb Monate später wird die Formel 1 am ersten Juli-Wochenende unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in Österreich zum zweiten Mal versuchen, die Saison 2020 zu starten. Australien soll sich nicht wiederholen, das ist klar. Diesmal will man einen wirklichen Plan haben. Dank dem soll selbst ein positiver Coronavirus-Test den Start nicht sabotieren.

Formel 1 fährt auch bei positivem Test

Grundsätzlich unternimmt die Formel 1 im Voraus schon viel, um sich gegen das Virus abzusichern. Mit der Veröffentlichung des neuen Europa-Kalenders am Dienstag wurden auch die Sicherheits-Pläne bestätigt: Tests vor jedem Event, und danach im Zweitages-Rhythmus. Rennen ohne Fans, mit weniger als 1500 essenziellen Personen vor Ort. An- und Abreise mit Charterflügen und getrennten Bussen. Und Abstandsregeln, die besonders von Team zu Team, aber auch im Parc Ferme und sogar bei den Fahrern im Cooldown-Raum nach dem Rennen gelten.

Gemeinsam mit der FIA und mit unabhängigen Experten wurden an die 90 Seiten an Richtlinien ausgearbeitet, erklärt F1-CEO Chase Carey gegenüber 'F1.com': "Das wird alles inkludieren. Von der Anreise über den Prozess in den Hotels dort bis zu den Prozessen an der Strecke, beim Essen, in den Toiletten, und auch die Zeit zwischen den Rennen und die Test-Abläufe."

Vollkommene Isolation ist im F1-Fahrerlager aber natürlich nicht möglich. Carey verspricht jedoch, dass man nicht nur das Risiko minimieren will, sondern bereits zwei Optionen vorbereitet hat, mit denen man die Kontakte jeder Person im Fahrerlager nachverfolgen kann.

Daher sei ein Stopp bei einem positiven Testergebnis nicht notwendig: "Wir unterstützen die Teams dabei Abläufe zu entwickeln, damit, wenn ein Einzelner in Quarantäne muss, wir sie alle in einem Hotel isolieren können und den Einzelnen ersetzen können." Das gilt selbst für die Stars der Show, so Carey: "Wenn ein Fahrer infiziert ist, sind Reservefahrer verfügbar." Kurzum: Es soll so lange aufgeräumt werden, bis alle Fälle isoliert sind. Wer übrig ist, fährt. Selbst wenn ein ganzes Team aussteigen müsste, wird gefahren.

Formel 1 glaubt noch immer an 15-18 Rennen

Insgesamt fühlt sich die Formel 1 nach Australien also gut vorbereitet, zumindest was die jetzt angekündigten ersten acht Rennen der Europa-Saison angeht. Dann endet der Kalender, nach dem Italien-GP am 6. September gibt es keine fixen Termine. So weit in die Zukunft zu blicken gestaltet sich in der nach wie vor instabilen Krise schwierig.

Chase Carey rechnet fest mit weiteren Rennen, Foto: LAT Images
Chase Carey rechnet fest mit weiteren Rennen, Foto: LAT Images

Trotzdem rechnet Carey bald mit mehr: "Wir werden jetzt keine Deadline angeben. Mit den Unsicherheiten der Situation würde eine Deadline Anforderungen aufbauen, die für die Situation nicht gut oder realistisch wären. Also versuchen wir in Zielen zu denken. Unser Ziel wäre es, Ende Juni zumindest den Rest des Kalenders im Griff zu haben. Dass wir wissen, was wir möchten."

An den seit März erhofften 15 bis 18 Rennen hält er weiter fest, wenngleich er zugibt, dass die mit den ursprünglichen 22 nicht unbedingt viel zu tun haben müssen: "Wir haben andere Optionen, wenn aus manchen Dingen nichts wird. Wir rechnen damit, dass ein paar Rennen auf dem Kalender wahrscheinlich nicht stattfinden werden, aber ich denke, wir haben Optionen."